Devotion II Gedanken in der Sommerhitze zum Heinze Prinzip

Ein Text vom 10.8.2010 an die Zeitschrift Filmecho, der nicht veröffentlicht wurde. Nur ein paar Gedanken in der Sommerhitze zum Thema: Devotion (II). Am Anfang war es nur Unbehagen. Devotion = 1) Andacht 2) Unterwürfigkeit (Duden Fremdwörterbuch 2001) devot = unterwürfig, ein übertriebenes Maß an Ergebenheit zeigend. 2) (veraltet) demütig. Da kommt das Unbehagen bei der Betrachtung der Broschüre 30 Jahre Filmförderung Hamburg. Weiteres Unbehagen bei der Betrachtung der Beilage (Supplement genannt) des Filmecho/Filmwoche: 30 Jahre Hamburger Filmförderung.

PDF Neues von Stinki Mueller

IMG_0729Auf zwölf Druckseiten fünf Fotos von Eva Hubert unterbringen, das erinnert an Doris Heinze, die heimliche NDR Königin von damals. Das “Heinze Prinzip“ hat Geschichte und ist leider nicht nur Geschichte. Aber unverarbeitete Geschichte. Geschichte, deren Aufarbeitung dringend notwendig wäre. Nur, wer weckt den Bedarf? Man weiss eigentlich nicht, was nun peinlicher ist. Die „Unterwerfungserklärungen“, die vermutlich nicht einmal gefordert sind und die dennoch geleistet werden, oder die “Lobhudelei“, wie man so was früher nannte.

Die Maler der Fürsten und Könige wussten, das eine Hand, die einen füttert, nicht gebissen werden will. Und dennoch hat Francisco Goya, sie so gemalt, so hässlich, wie sie vielleicht gar nicht aussahen. Das wissen wir heute nicht mehr. Im Zeitalter der Telefon Fotografie kommt es darauf offensichtlich nicht mehr an. Man könnte auch sagen, nicht mal das machen sie.

Bei näherem Hinsehen stellt sich heraus, das sind gar keine 30 Jahre sondern nur 13 Jahre, die das Eigenlob erfahren. Wenn man richtig zählt. Nämlich die Zeit, seit die Filmförderung so ist, wie sie heute gefeiert werden soll. Manche sagen: kein Grund zum Feiern: Hier werden die gefüttert, die eine Fütterung eigentlich nicht nötig haben, weil andere Abgabentöpfe für sie bereit stehen, für die die Filmförderung 1979 auch nicht erkämpft wurde.

IMG_3013Denn es war ein Kampf, das machen die heutigen Broschüren vielleicht vergessen, doch nicht alle sind so vergesslich, wie die, die heute das Futter (die Steuergelder) verteilen und jene, die weiter mit Futter bedacht werden wollen und dabei denken, (und das ist das eigentlich schreckliche an dieser „Unterwerfungskultur“, ein anderes Wort gibt es dafür nicht), dass ein solches Wohlverhalten zu einer Film Förderung aus Steuergeldern führen soll.

Helmut Färber hat bereits 1970 einen Satz in der Zeitschrift Filmkritik geschrieben, der leider hier rein passt: “Es ist immer aufschlussreich, wenn Leute sich in einem liberalen Land verhalten, als wäre hier eine Diktatur.“

Und um bei dem “Heinze Prinzip“ zu bleiben. Das gilt auch für die KönigInnen der Filmförderung. Einziges Indiz (Man beißt nicht in die Hand, die einen füttert) in den beiden Broschüren: Kritische Randbemerkungen gibt es keine. Und das ist in einem solchen Gewerbe schon merkwürdig. Kino lebt ja geradezu von Konflikten.

Nur die geben die Spannung. Spannungsfreie Publikationen gelten zu Recht als langweilig. Die hauseigene Zeitung (erscheint 4 mal im Jahr) der Filmförderung Hamburg ist eine solche „spannungsfreie“ Zeitung. Vier mal im Jahr gibt sie kund, welche kalte Platten von der Filmförderung Hamburg in welchen Ländern angeboten wurde und wie viele Personen der Geldverteilung und -verwaltung, in welchen welchen Ländern unterwegs waren.

 Über Film Inhalte wird kaum geschrieben.

Die Reihe der Lober ist unterbrochen von jenen Personen, die auf Filmförderung Hamburger Art scheints nicht mehr angewiesen sind.

Dennoch dürfen ihre Namen nicht fehlen. Schmückt sie doch jene, die die Förderung vergeben. Und da da offensichtlich was dran ist, dass man nicht die Hand beisst, die einen füttert, ist auch dieses Machwerk nicht mit dem jenes Menschen gezeichnet, der dieses in Buchstaben gebracht hat.

 10.8.2010 und der sich deshalb Das leuchtende Auge nennt (2)

By-nc-sa_colormilpferd_einauge1 Foto Jens Meyer

Ein Gedanke zu „Devotion II Gedanken in der Sommerhitze zum Heinze Prinzip“

  1. Dies betrifft ja nicht nur die Filmszene sondern mittlerweile alle Ebenen der menschlichen Zivilisationen von heute: In Zeiten der sozialistischen Vergesellschaftung
    eingerichtet, blüht das System des Wohlverhaltens im Neoliberalismus bzw. der Refaschistisierung der europäischen und amerikanischen Länder seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts erst so richtig auf.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.