Briefe an Eugen (LXXXVII-87) Fotos

Hallo Eugen, heute wieder nur zwei Fotos, die schon eine Weile bei mir rumdümpelten. Viel Spass, J.

Kaffee trinken und telefonieren in Hamburg St. Pauli.
Hamburg, Zirkusweg, Foto Jens Meyer

Foto Jens Meyer, Baden Baden. Mein Freund Thomas hat geheiratet.
Zeichnung Helga Bachmann
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Briefe an Eugen (LXXX -80) Denn die einen sind im Dunkel und die anderen sind im Licht.

Hallo Eugen, heute wieder nur ein Foto.

Denn die einen sind im Dunkeln. Und die anderen sind im Licht. Und man siehet die im Lichte. Die im Dunkeln sieht man nicht. Bert Brecht. Die vierte Strophe des Dreigroschenfilms.
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Zeichnung Helga Bachmann

Lehrzeit Heinz Heisig

PDF Heinz Heisig Lehrjahre (Zeichen 3.140)

(Zeichen 3.140)

In einer Broschüre der Landeszentrale für politische Bildung ist (auszugsweise) ein Schreiben an das:

„Komitee ehemaliger politischer Gefangener“ vom 15. April 1946 abgedruckt, in dem Heinz (Heinrich) Bernhard Heisig seinen »Werdegang« beschreibt:

Die äußeren Daten meines Lebensweges finden Sie in den Antworten des Fragebogens. Was sie nicht aussagen, möchte ich in dem anschließenden Lebenslauf niederlegen: Ich entstammte kleinbürgerlichen Kreisen, besuchte sieben Jahre lang die Volksschule meiner kleinen westfälischen Heimatstadt und trat mit dreizehn einhalb Jahren als Lehrling in das kaufmännische Büro unseres heimischen Amtsblattes ein. Schule und Lehrstätte lenkten mein Denken in nationale Bahnen, so dass ich, nachdem ich als Neunzehnjähriger an den letzten Schlachten der Westfront teilgenommen hatte, zum Grenzschutz »Ost« übertrat, dem ich bis zum Juli 1919 angehörte. Diese Flucht vor der drohenden Arbeitslosigkeit war aber für mich in vielerlei Hinsicht heilsam, denn ich machte als Soldat des Grenzschutzes allzu nahe Bekanntschaft mit dem Militarismus. Nicht zuletzt war es der lebendige Anschauungsunterricht über die menschenunwürdige Behandlung der Deputatarbeiter auf den adligen Großgrundbesitzen, der mich von jeder Art Nationalismus kurierte.

Während der anschließenden Lehr- und Wanderjahre in allen Teilen Deutschlands vertiefte sich meine Einsicht noch, da ich im Laufe meiner Tätigkeit in verschiedenen Berufen in enge Berührung mit dem Leben des werktätigen Volkes kam und seinen Kampf um seine Sehnsüchte aus eigener Anschauung kennenlernte. Was Wunder, dass ich mich zum Sozialismus bekannte und die großen internationalen Dichter und Polemiker mir den Weg zu einer klaren und eindeutigen Weltanschauung wiesen.
( . . . )

Als ich ( . . . ) im Jahre 1930 nach Hamburg ans Waterloo-Theater kam, brachte ich ein gutes Rüstzeug mit. Ich betrachtete es als meine Mission, dem werktätigen Volk beim Kampf um die Besserung seiner sozialen Lage mit meinen Einflussmöglich-keiten zu helfen und beizustehen. Die Spielplangestaltung des Waterloo-Theaters weist das eindeutig auf, und ich darf für mich in Anspruch nehmen, dass viele amerikanische, englische, russische und französische Filme ohne meine Initiative nie in Hamburg gezeigt worden wären. In den aufreibenden Jahren der Nazi-Herrschaft konnte ich meinem Ziel und meinen Absichten nur treu bleiben, weil ich, wie es gar nicht anders denkbar und möglich war, manches in Kauf nehmen musste, denn dass eine so polemisch festgelegte Spielplangestaltung allen nur denkbaren Anfeindungen und Angriffen ausgesetzt war, versteht sich von selbst. Trotz der wütenden Angriffe der Nazipresse zeigte ich, wie ich heute noch mit Genugtuung feststellen kann, bis zum November 1940 amerikanische Filme. Aus dem Fragebogen ersehen Sie, welche Verfolgungen mir meine Standardhaltung und Einstellung eingetragen hat.

Was der Fragebogen nicht ausweist, sind die Fülle der kleinen Tücken und Schikanen, und hierzu möchte ich nur folgende kleine Aufstellung hinzufügen: Eine Anzeige wegen öffentlicher Zerreißung eines Hitlerbildes, Anzeige wegen Verweigerung des Hitler-Grußes, Verfahren zur Aberkennung der Betriebsführer-Eigenschaft, Verlust meiner Wohnung wegen meines Aufenthaltes im KZ., Anzeige wegen nationaler Würdelosigkeit, Anschuldigung des damaligen Kultursenators Dr. [Helmuth] Becker [1902–1962], ich führe einen „Juden- und Kommunisten-Kintopp“ usw. usw.

Zitiert nach einer Broschüre der Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg, nach einem Dokument, das sich im Staatsarchiv Hamburg befindet, unter der Nummer 622, Familie Heisig. 2.4.

Tier
Zeichnung Helga Bachmann

Briefe an Eugen. Amgad Kadam. (LXXVI-77)

Römische Zahlen

PDF Briefe an Eugen . Der Anschiss lauert überall (LXXVI-76)

(Zeichen 5.367) Briefe an Eugen. Amgad Kadam (LXXVI-76) mutiert zu: Dimitar Hristov Asenov

Hallo Eugen, der Anschiss lauert überall. Wie es dazu gekommen ist? Ja, ganz einfach. Ich hatte einen S-VHS Videorekorder, der eine Kassette nicht wieder hergeben wollte: »Harlan County USA«. Damals [1978] ein sehr wichtiger Dokumentarfilm in einer deutschen Fassung. Leider war mein Freund, der solche S-VHS Rekorder reparieren konnte, im letzten Jahr gestorben. Und ohnehin gibt es andere Speichermedien, auf denen selbiger Film gespeichert ist.

Dann kam noch ein Panasonic Fernseher dazu, der zwar noch funktionierte, aber die heutigen Fernsehsignale nicht mehr empfangen konnte. Und dann noch zwei DVD-Player. Einer von Deawoo, die schon lange keine DVD-Player mehr produzieren. Der hatte diese Leseprobleme und er behauptete, wenn man ihm was zum Lesen gab, das es keine DVD sei, die man ihn zum Lesen gegeben habe, was aber nicht stimmte. Er ließ sich nicht vom Gegenteil überzeugen.

Und ein weiterer DVD Player von Denon, den mein Nachbar mir geliehen hatte, der aber nur noch grüne Bilder gemacht hatte. Und dann noch ein defekter Computer Monitor von Acer, der die gleiche Grünkrankheit hatte, J.

Hallo Eugen, Du weißt ja, dass meine Wohnung nur wenig Lagerplatz für elektronischen Schrott, wie er sich hier darstellte, bietet. Und da kam bei meinem Nachbarn der Gedanke, dass man gemeinsam die Stadtreinigung mit ihrer Sperrmüllabteilung bemühen sollte. Er hätte auch noch so einiges was er für diese Aktion zur Vierfügung stellen könne. So weit so gut. J

Hallo Eugen, ja, jetzt kam die praktische Umsetzung. Der Nachbar wollte sich um alles kümmern, ich sollte ihm nur meine Aufstellung liefern, weil der Preis in m³ berechnet werden sollte. Hier also meine Aufstellung: 1 S-VHS Videorekorder JVC (defekt) 43 x 36 x 12 cm (Höhe x Breite x Länge) 1 Panasonic Fernseher (Bildröhre funktioniert) 51 x 48 x 47 cm (Höhe x Breite x Länge) 1 DVD Player Daewoo (defekt) 43 x 26 x 4 cm (Höhe x Breite x Länge) 1 DVD Player Denon (defekt) 32 x 24 x 7 cm (Höhe x Breite x Länge) 1 Computer Monitor (Acer) mit Fuß (defekt) 40 x 38 x 7 cm (Höhe x Breite x Länge). Als Termin für die Abholung wurde Dienstag der 3. Juni 2025 zwischen 13.00 und 15.00 Uhr genannt. Das war ja noch ne Weile hin. Erst in vier Wochen.

Hallo Eugen, ja am Montag, den 2. Juni nachmittags kam ich dann in Bewegung, nein nicht die Bewegung zweiter Juni, sondern ich, der seine Elektronik-Teile in das Treppenhaus gebracht hatte. Natürlich mit einem Zettel dran: Wird morgen abgeholt! Nur damit es keinen Ärger mit den Nachbarn gibt. Weitere Nachbarn hatten sich unserer Aktion angeschlossen. Mein Nachbar hatte alle Gegenstände aufgelistet und dem Sperrmülldienst der Stadtreinigung geschickt. Natürlich online, wie es heute gäbe ist. Der Preis war nicht ganz klar. Aber mehr als hundert Euro für zwei Kubikmeter Sperrmüll sollten es nach Auskunft der Stadtreinigung nicht werden. Das sollte auch bar bei Abholung bezahlt werden können. Die Kosten wollten wir uns zu viert teilen.

Hallo Eugen, wie es dann weiterging? Wir hatten am Abholtag grade alles sorgfältig im Erdgeschoß des Treppenhauses gesammelt, da klingelte dem Nachbarn sein Handy. Sie könnten jetzt schon zwei Stunden eher kommen, ob das auch in Ordnung wäre? Na warum nicht, war die Antwort.

Es war ja alles vorbereitet. Eine erste Irritation trat bei uns ein, als vor dem Haus ein weißer Kastenwagen hielt, dem drei Personen entstiegen und sich als die Abholer vorstellten. Keine Stadtreinigung und kein Müllauto, sondern ein Fahrzeug mit Berliner Kennzeichen. Unsere spontane Vermutung, die Stadtreinigung hat einen Subunternehmer mit der Abholung beauftragt, J.

Hallo Eugen, ja, das war schon komisch. Warum wir sie nicht gefragt haben? Ich weiß es auch nicht. Der Häuptling der Dreier Kombo starrte auf meinen Elektroschrott und meinte, das waere nicht vereinbart gewesen. Das könnten sie nicht mitnehmen. Das wäre jetzt der Zeitpunkt zum Ausstieg gewesen.

Den habe ich leider verpasst muß ich zu meiner Schande gestehen. Der richtige Satz wäre gewesen. Dann bleibt das eben hier. Nächste Reaktion, ja sie würden es schon mitnehmen, aber zu einem anderen als dem vereinbarten Preis. Ja und eine Rechnung würden wir bei Barzahlung auch bekommen. 490 Euro sollte das Ganze dann plötzlich kosten. Nun war der Haufen wirklich schon ganz schön groß geworden. Und alles wieder runter schleppen wär auch nicht ohne. J.

Hallo Eugen, ja, Du hast es natürlich geahnt. Wir waren einem Betrüger Trio aufgesessen. Was nützen uns da das Berliner Kennzeichen des Fahrzeugs und die Fotos, die wir von ihnen gemacht hatte. Eine Rechnung ist natürlich nicht gekommen und ein Anruf bei der Stadtreinigung hat die Vermutung , die wir schon hatten, bestätigt. J.

Hallo Eugen, ich hab mir die Internetseite dieser angeblichen Firma mal angesehen. Sie nennt sich »Sperrmülldienst Hamburg«. Als Inhaber ist angegeben: »Amgad Kadam«, als Firmenanschrift ist die Oranienburger Straße 182, in 13437 Berlin angegeben. Auch eine Hamburger Telefonnummer gibt es (040-23 22 42 22 11). Die habe ich mehrfach versucht anzurufen, um nach der versprochenen Rechnung zu fragen. Aber an diesem Anschluß kommt nur ein Faxsignal. Die Suche nach dem Firmensitz in der Oranienburgerstraße 182 gestaltet sich schwierig, weil es in Berlin gleich drei Oranienburger Straßen gibt.

Hallo Eugen, wo diese sich befinden? Eine in Lichtenrade, eine in Wittenau und eine im Bezirk Mitte. Vertraut man der amerikanischen Suchmaschine dann gibt es gegenüber dem S-Bahnhof Wittenau einen versteckten Gebäudeeingang an dem die Hausnummer 182 angebracht ist. Ein Firmenschild besagter Firma fehlt. Auch eine Steuernummer der Firma auf ihrer Internetseite fehlt. Das ist vermutlich auch der Grund, warum jener Mensch mit dem angeblichen Namen Amgad Kadam keine Rechnungen schickt und auch sonst lieber auf Papier weitgehend verzichtet.

Hallo Eugen, ob mein Nachbar Anzeige erstattet? Das hat er noch nicht entschieden. Eine Chance will er den drei Personen noch geben. Wenn Sie das Geld, was sie sich ergaunert haben, zurückgeben, will er darauf verzichten. Ansonsten gibt es ja die Geschichte von Al Capone, der ja auch nur erwischt wurde, weil er keine oder eine falsche Steuererklärung abgegeben hatte. Und dann wärs aus mit dem »Sperrmülldienst Hamburg«, der keine Rechnungen schreibt oder gar Barzahlungen quittiert. Das kann teuer werden. Schaun wir mal, was so passiert. Und jetzt kommst wieder Du.J. Hallo Eugen, besonders schlau scheinen die drei Herren nicht zu sein. Jetzt haben sie ihre Firma umbenannt und sich einen neuen Namen und eine neue Anschrift ausgedacht. Die Firma nennt sich jetzt: »Sperrmüllabfuhr Hamburg«. Eine Steuernummer gibt es immer noch nicht, aber einen neuen Namen. Er heißt jetzt nicht mehr Amgad Kadam, sondern jetzt heißt er Dimitar Hristov Asenov und residiert nicht mehr in Berlin sondern in Brandenburg unter der Anschrift: Hohenbrucher Dorfstraße 18 C, 16766 Kremmen, aber immer noch unter der Hamburger Telefonnummmer 040-257 674 466. Und nun kommst wieder Du. J.

Hallo Eugen, die Mutation ist bei fast allen bekannten Suchmaschinen taetig. Hamburg, Berlin und Chemnitz. In Nürnberg waren sie auch schon mal. Vielleicht sollte man doch mal Kater Karlo auf diese Firmen aufmerksam machen. Und nun kommst wieder Du, J.

Foto von der Internetseite des „Sperrmülldienst Hamburg“. Jetzt „Sperrmüllabfuhr Hamburg“

Die Bilder auf der Internet Seite dieser Firma, die sich »Sperrmülldienst Hamburg« nannte und jetzt als »Sperrmüllabfuhr Hamburg« ihre »Leistungen« anpreist.

Zeichnung Helga Bachmann
Zeichnung Helga Baumann

Briefe an Eugen. Der Raub (LXXV-75)

Römische Zahlen

PDF Briefe an Eugen Der Raub (LXXV-75)

Umschlag. Der Raub.

(Zeichen 2.132) Briefe an Eugen. Der Raub (LXXV-75)

Hallo Eugen, ja bei Pabel gabs im Fenster ein Buch, da mußte ich sofort daran denken, wie oft Du Dich schon darüber beschwert hast, das über den Raub, der da nach 33 bei uns statt gefunden hat, immer nur gelabert wird. Hier wird nicht gelabert und darüber kann man schon mal froh sein. Das Buch ist von Cord Aschenbrenner, hat den Titel »Der Raub« und handelt von der Enteignung und Vertreibung der Jüdischen Geschäftsleute vom Neuen Wall in Hamburg. Und ist erschienen im Wachholz Verlag. Herausgegeben von Dr. Jörg Herrman und Dr. Stephan Linck: Im Auftrag der Evangelischen Akademie der Nordkirche. Das Lektorat hat Evelin Schultheiß aus Kirchwalsede gemacht. Das Buch ist rundum gelungen. Durch seine Herausgabe und vor allem durch den gewählten Titel: „Der Raub“ komme ich drauf, was mich an den bisherigen Darstellungen immer so gestört hat. Die Lücke. Und diese Scheinheiligkeit. Die Namen der Täter und der Zuschauer verheimlichen. Und immer so tun, als sei der Faschismus ein Import. Nun sollte man bei einer Veröffentlichung, die von einer der beiden deutschen Staatskirchen unterstützt wird, daran denken, das auch die Anhänger Martin Luthers ein Interesse daran haben könnten, die Rolle, die ihre Kirche bei der Enteignung und Vertreibung der jüdischen Geschäftsleute hatte, ebenfalls zu untersuchen. Das ist hier leider nicht der Falll, J.

Hallo Eugen, nein. Wie die Haltung der Evangelen in Hamburg zu der Enteignung Jüdischen Geschäftsleute am Neuen Wall war, wird nicht berührt. J.

Hallo Eugen, ob es auch komische Sätze in dem Buch gibt? Ja, einen habe ich gefunden, bei dem ich spontan lachen mußte. Auf Seite 106 formuliert Aschenbrenner über die Biografie einer Jüdischen Familie: „Seine Frau und er bekamen eine Tochter“. Wie er das wohl gemacht hat, so ganz ohne Gebärmutter? Ich habe sofort an den amerikanischen Film denken müssen. An den mit Arnold Schwarzenegger. J.

Hallo Eugen, ja vorne und hinten im Buch sind sehr schöne Karten. Vorne die Orte und Namen der geraubten Geschäfte und hinten eine Welt– und eine Europakarte mit den Wegen ins Exil, der Deportation und der Rückkehr. J.

Hallo Eugen, ja, das die Lektorin Evelin Schultheiß dem Autor Cord Aschenbrenner das Wort »Goodwill« nicht abgewöhnen konnte, ist ein Fehler gewesen und ist mir in seiner Vieldeutigkeit auf den Sack gegangen. Es stört und vernebelt in mehrfacher Hinsicht. Das Wort kommt im Deutschen Handelsgesetzbuch erst seit 2009 zur Anwendung. Der fragliche Zeitraum der Enteignungen ist ein anderer. Und nun kommst wieder Du, J.

Hallo Eugen, Du findest das nicht so schlimm komisch, dass ER auch das Kind – die Tochter – bekommt? Es gab ja auch die Formulierung: Sie schenkte ihm eine Tochter, oder sie schenkte ihm ein Kind. Die Formulierung ist aus der Mode. Aber nicht weil die Kinder heute gekauft werden und nicht verschenkt werden. Und nun kommst wieder Du. J.

Tier Nilpferd
Zeichnung Helga Bachmann

Briefe an Eugen (LXIV-64) Schöne Stunden sehen anders aus

Hallo Eugen, wieder mal ein Griff ins Buchregal. Ja es war damals bei Erscheinen (2008) ein ärgerliches Buch. Hier kommt zur Erinnerung die Buchkritik von damals. Etwas aktualisiert. J.

Das Foto stammt von Mark Lissauer (Australien). Gemacht im Juli 1931. Grindelallee 116-118 Hamburg. Mark Lissauer ist der kleine Junge, der im vierten Stock auf dem Balkon zu sehen ist. Neben ihm steht die Hausbesitzerin Ranette Salfeld und ihre Tochter Elisabeth Fanny Salfeld. (Nach der Heirat: Elisabeth Fanny Lilienthal). Von Ranette Salfeld haben wir bisher kein Foto gefunden.

PDF Schöne Stunden sehen anders aus

Foto von Mark Lissauer
Architekt des Deutschlandhaus
Fritz Block vom Architektur Büro Block & Hochfeld (Fritz Block & Ernst Hochfeld) (Deutschlandhaus) Inzwischen abgerissen und von einem Nachbau ersetzt.
Elisabeth Fanny Salfeld Tochter von Ranette Salfeld und Emil Salfeld

Block & Hochfeld
Carl Später Eisenbau Foto Fritz Block
Block & Hochfeld
Deutschlandhaus Foto Jens Meyer
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Tier Nilpferd
Zeichnung Helga Bachmann

Schnitt / Montage: Renate Merck- Ein persönlicher Nachruf von Moritz Herbst.

Schnitt/Montage: Renate Merck

Ein persönlicher Nachruf

PDF Nachruf Renate Merck von Moritz Herbst

„Die Beiden waren vom Packen so k.o., die haben mich beim Umzug 1986 gebeten, dass ich sie in den Odenwald fahre“, erinnert sich die Trickfilmerin und Autorin Elke Löwe beim Zusammensein nach der Urnenbeisetzung im Familiengrab. Renate Merck ist im Tod zurückgekehrt nach Hamburg-Nienstedten. 37 Jahre hat sie mitten im südhessischen Brombachtal gewohnt, in dem kleinen Dorf Birkert. Die längste Zeit davon zusammen mit ihrem Mann Helmut Herbst und vielen Katzen. Am 4. Juli 1951 wurde sie geboren, als Tochter von Edith Merck und Walther Merck, der die Professur für Vergleichende Pädagogik an der Universität Hamburg bis zu seinem Tod 1964 inne hatte. Seit der Pubertät wurde Renate Merck von ihrer Mutter alleine erzogen, in einem schönen Haus mit Garten mitten in Nienstedten. Die Elbe ist nah, Blankenese ist der Nachbarstadtteil, hier lässt es sich leben. Germanistik und Ethnologie studierte Renate Merck an der Universität Hamburg, wollte Lehrerin werden. Neben dem Studium jobbte sie im Grindelviertel in einem Café, dass Studierende in Selbstverwaltung als Kollektiv betrieben.

Über Germanistikseminare entstanden Kontakte in die Hamburger und Berliner Filmszene. Die war nichtkommerziell, viele lebten prekär von Film zu Film, mit anderen Jobs nebenher. Vieles war im Fluss, und es gab dadurch Möglichkeiten, mitzuwirken, einzusteigen in kreative Filmprojekte. Wenig war formal geregelt, und so begann Renate Merck als Schnittassistentin zu arbeiten, lernte die Grundlagen, das Verständnis für die Filmmontage von Helmut Herbst. Sie kamen 1979 zusammen. Klar ist, selbst beim Essen, beim Spazierengehen wurde viel über Film geredet – oder über Theater, Bilder – Kunst, Kultur, Politik. Da saßen schon mal die französischen Regisseur*innen Jean-Marie Straub und Danièle Huillet am Küchentisch beim Teetrinken, wenn ich unangekündigt in der Wohnung über der Cinegrafik vorbei kam, im ehemaligen Fabrikgebäude in einem abgerockten Hinterhof in Hamburg-Barmbek. Jean-Marie Straub und Danièle Huillet drehten da, 1984, gerade in der Speicherstadt den Spielfilm „Klassenverhältnisse“.

Die Filmszene war tatsächlich eine, in der es viele Freundschaften und wenige Feindschaften untereinander gab. Vielleicht lag es daran, dass man darauf angewiesen war, miteinander arbeiten, kooperieren zu können. So auch beim Schnitt eines ethnologischen Filmprojekts zusammen mit Manfred Schäfer und Ingrid Kummels nach deren Reise in das Amazonasgebiet Perus zu den Asháninca. „Uns brachte Bernd Fiedler, der als Mentor stets eine große Hilfe war, Ende 1988 zusammen“ erinnert sich Ingrid Kummels, die Rohschnittabnahme ihres ersten Films war im Februar 1989: „Manfred und ich lebten in Amorbach und die Herbsts nur 30 Kilometer entfernt in Birkert. Es funkte gleich, weil Manfred, ich und Renate über die Ethnologie-Schiene uns gut verstanden“.

Sicher war es hilfreich, dass alle vier ähnliche Vorstellungen vom Leben und Arbeiten hatten: Voll reinhängen in die Forschung, in den Film, aber selbstbestimmt, kritisch gegenüber Ausbeutung und Herrschaft. Diese Freundschaft hielt, bis zum Tod von Manfred Schäfer 2003 trafen sich die vier auf dem Grundstück von ihm und Ingrid Kummels in Amorbach, um Apfelwein zu machen. Alltagskultur kennenzulernen, Fertigkeiten dafür zu erlernen – dafür war Renate Merck immer aufgeschlossen. Nicht als Ablehnung von Hochkultur, nein, im Gegenteil: Für kulturelle Vielfalt und Toleranz gegenüber Anderem und Genießen des Schönen.

„Sehr gut erinnern kann ich mich an Manfreds und meine große Freude an den täglichen Fahrten nach Birkert und an der Arbeit dort, die in der Tat oft mit einem gemeinsamen Abendessen in dem gastfreundlichen Haus mit großer Filmgeschichte endeten“, so Ingrid Kummels: „Manfred, der schon Fotoingenieurwesen in Köln studiert hatte, und ich, Laiin, lernten von Renate viel über die Kunst der Filmerzählung und 16mm-Schnitttechnik, so dass wir im Laufe der Jahre diesbezüglich unabhängig wurden und uns einen eigenen Schneidetisch in Amorbach zulegten“.

In dem Haus von Renate Merck und Helmut Herbst mitten in Birkert gab es immer eine Kiste Apfelwein, falls mal Besuch kommt. Rotwein auch, dazu guten Käse, und es wurde gerne und aufwendig gekocht und gespeist. Das Haus in Birkert war der Rückzugsort, der aber gleichzeitig bis oben hin angefüllt war mit Trickfilmtechnik – und mehreren Schneidetischen für den analogen Filmschnitt, so wie ihn Renate Merck über Jahrzehnte perfektioniert hat.

Bei Elfi Mikesch hat sie 1979 während des Filmschnitts von „Was soll’n wir denn machen ohne den Tod“ auf einem Hochbett in der Wohnung der Regisseurin, die auch selbst ihre Filme geschnitten hat, in Berlin direkt über dem Schneidetisch gewohnt. Die weißen feinen Handschuhe angezogen, am Galgen die dort hängenden Filmstreifen sortiert, die Bobbys mit den aufgespulten Filmsequenzen, Szenen, Tonspuren auf die Drehscheiben gelegt, die Schnitt- und Klebeapparate parat. Ton und Bild mussten getrennt geschnitten genau parallel ablaufen, wenn der Schnitt fertig war.

Zusammen mit Helmut Herbst schnitt Renate Merck dessen Dokumentationen „Happening – Kunst und Protest“ und „Zwischen den Bildern“ sowie 1981 den in Nordhessen gedrehten Spielfilm über das Leben von Georg Büchner: „Eine deutsche Revolution“. Renate Merck hat viele Filme geschnitten, die ein eher cineastisches Publikum fanden, die aber Wegmarken für das andere Kino seit den 80iger Jahren sind: „40 qm Deutschland“ von Tefik Baser, „Drachenfutter“ und „Abschied. Brechts letzter Sommer“ von Jan Schütte, „Die Jungfrauenmaschine“ und „Verführung: Die grausame Frau“ von Monika Treut, „Scherbentanz“ von Chris Kraus, „Der zynische Körper“ von Heinz Emigholz. Aus ihrem Studium der Ethnologie und Germanistik konnte sie immer wieder etwas einbringen in die Montage von Filmen, sie setzte sich mit dem Filmstoff auseinander. So stand Bruce Chatwins Buch „In Patagonien: Reise in ein fernes Land“ in einem ihrer Bücherregale – sie las es, bevor sie den Film „In Patagonien“ von Jan Schütte schnitt, in dem es um dieses Buch geht.

Wenn es um den Spannungsbogen ging, um inhaltliche Nebenstränge, die zu viel und verwirrend waren und raus mussten aus dem Film, war dies ähnlich wie bei einem Buch; wenn die Bildersprache herausgearbeitet werden konnte, der Rhythmus stimmiger und der Erzählfluss klarer. Die Montage von Filmen, der Schnitt, ist ein unverzichtbares Stadium im Entstehungsprozess. Aber für die Zuschauenden nahezu unsichtbar.

Den Umstieg von analogem zu digitalem Film und Schnitt hat Renate Merck mit durchlebt, einen Avid-Schnittcomputer gab es auch im Haus in Birkert im Odenwald. Jahrelang wechselten sich die Arbeitsphasen in Hamburg und Berlin beim Schnitt am Ort der Filmproduktion ab mit Phasen der Ruhe, des privaten Lebens und der Gartenarbeit in Birkert. Wobei – so richtig privat ging es in Birkert selten zu. Die Katzen waren es schon gewohnt, dass immer wieder Besuch kam, ab und an auch andere Filmschaffende im Gästezimmer wohnten, und im Haus Filme geschnitten, gedanklich zerlegt und neu wieder montiert wurden.

Viele Studierende von der Hochschule für Gestaltung in Offenbach waren gerne und häufig zu Gast. Helmut Herbst hatte dort bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2000 eine Professur für Film inne.

„An Manfreds und meinen ersten Dokumentarfilmen arbeiteten auch Studenten von Helmut Herbst von der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main mit zum Beispiel Radka Staněk und Norbert Schliewe“, erinnert sich Ingrid Kummels: „Helmut und Renate förderten die Studierenden, indem sie uns ihre Mitarbeit an Schnittassistenz und Animation bei unseren Dokumentarfilmen herantrugen. Renate gab uns nebenher bei der Arbeit unzählige wertvolle Ratschläge was das Schreiben von Exposés, Drehbücher, potentielle Fernsehredaktionen und Ähnliches anbelangte. Diese Ratschläge waren ein Bestandteil von unseren schier endlosen Plaudereien während des Filmschneidens. Diese Art von Gesprächen lässt nur das analoge Filmschneiden zu, so mein Eindruck – digital erlebe ich das anders, auch wenn ich mich mit dem Cutter, mit dem ich aktuell zusammenarbeite, auch seit Jahren gut verstehe“.

Renate Merck stand den Studierenden von der Hochschule für Gestaltung in Offenbach gerne mit kunsthandwerklichem Rat und Tat zur Seite. Und half mit, Filme fertigzustellen, die als Projekt schon vor dem Scheitern standen. Als Dozentin hat sie an der Filmakademie Ludwigsburg jahrelang im Studiengang Montage/Schnitt unterrichtet und gerne ihr Wissen weitergegeben. Monika Preischl, Archive Researcherin in der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg bringt es auf den Punkt: „Ich habe bei meiner Editorin Renate Merck sehr viel über Bildsprache gelernt und dabei festgestellt, wie viel Energie, Liebe und Leben in Archivmaterial stecken kann“. So hat Renate Merck fast drei Jahre lang nach dem Tod von Helmut Herbst dafür gesorgt, dass alle Filme, alles Material, die ganze Filmtechnik, Fachliteratur an verschiedenen Orten archiviert, inventarisiert, weitergenutzt wird. Als sie damit fertig war, mit ihrer Berufstätigkeit abgeschlossen hatte und in eine kleine Wohnung in Eckernförde nahe am von ihr geliebten Meer gezogen war, kam eine schwere Krankheit durch, die sie schon lange in sich hatte. Am 24. Dezember ist sie gestorben, jetzt wurde sie beerdigt. Der letzte Cut der Renate Merck. Und der tiefste.

Moritz Herbst

Moritz Herbst ist der Sohn von Helmut Herbst aus erster Ehe.

Briefe an Eugen (LVII-57) Motorschaden

Römische Zahlen

Hallo Eugen, heute wieder nur ein Foto, genannt Motorschaden. Man beachte das Nummernschild! Und weitere Fundstuecke aus jener Zeit.

VW 1300 mit Motorschaden BH
BH British Hamburg

Foto: Hanns Abigt. Gemacht in der BH = Britisch Hamburg. Britische Besatzungszone (Hamburg)

Fragebogen4SeitenMilitarygovernmentoG

Eine Straße erhält den alten Namen zurück. Foto von Mapham, J. (Sgt.) Fotografiert am 12. Mai 1945 Hotel Monopol (Trier). Ein Hotel zieht um..

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Zeichnung Helga Bachmann

Apropos Oskar Dankner (III) Vortrag von Frauke Dettmer (2019)

Dettmer_ Früher NS-Terror und die Geschichte eines Fotos text etwas geküzt

Cuxhaven1927Kinos

Tier Nilpferd
Zeichnung Helga Bachmann

ReichsKino Adressbuch 1937

Foto Wannack, Neanderstraße 27, 20459 Hamburg. 14. Juli 2025

Apropos Oskar Dankner (II)

PDF Apropos (Zeichen 3.448) Oskar Dankner

Cuxhaven1927Kinos

Cuxhavener Adressbuch 1908
Tier Nilpferd
Zeichnung Helga Bachmann
Foto Wannack. Neanderstraße 27. 20459 Hamburg 14. Juli 2025