in meinem Buechersortiment befinden sich drei Ausgaben des Buches von Christian Geissler: »Wird Zeit, daß wir leben«. Zwei Auflagen aus der Zeit als Christian Geissler noch lebte und und eine aus der Zeit als er nicht mehr lebte. Erstmals war das Buch 1976 im Rotbuch Verlag Berlin erschienen. Meine Exemplare sind aus den Jahren 1976 und 1979. Taschenbuecher. Das von 1979 mit der Auflagenennung 11.-13. Tausend. 236 Seiten. Die Ausgabe von 2013 ist gebunden, hat 316 Seiten und ist im Verbrecher Verlag Berlin erschienen. Hinzugefuegt ist ein Nachwort von Detlef Grumbach und eine „Editorische Notiz“ auf Seite 317.
In dieser heißt es u. a.: »Das Glossar war bereits Bestandteil der Erstausgabe, geprägt von einer pointierten Mischung aus Fakten und Standpunkten. Für heutige Leser wurden hier und da die Fakten behutsam ergänzt, die typische Diktion Geisslers wurde aber so weit wie möglich beibehalten«.
Das entspricht leider nicht den Tatsachen. In der ersten und in der von mir 1979 erstandenen Ausgabe dieses Buches gibt es kein »Glossar«. Christian Geissler hat dieses Wort vermieden. Er hat den sieben Seiten am Ende des Buches die Ueberschrift »Anmerkungen« gegeben. Es handelt sich um 61 Anmerkungen. Die Anzahl ist in der Auflage von 2013 gleich geblieben. Verteilt auf zehn Seiten, während es in den ersten Auflagen sieben Seiten waren.
Apropos: Fakten behutsam ergaenzt. Die neuen Anmerkungen sind nicht nur laenger oder kuerzer geworden, sondern auch anders. Los gehts mit den Hungerdachluken. Bei Christian Geissler einfach und klar: (9) „Hungerdachluken. Beim Hamburger Aufstand im Oktober 1923, als die arbeitenden Massen hungerten, kämpften die Revolutionäre zum Schrecken der Weißen klug aus dem Hinterhalt, z. B. aus barmbeker Dachluken.“
Dem Behutsamergaenzer der Ausgabe von 2013 ist das nicht genug und er oder sie fügt deshalb an: „Der Hamburger Aufstand war eine von der militanten Sektion der KPD in Hamburg am 23. Oktober 1923 begonnene Revolte. Ziel war der bewaffnete Umsturz in Deutschland nach dem Vorbild der russischen Oktoberrevolution 1917. Im Laufe des Aufstands wurden in Hamburg und Schleswig-Holstein insgesamt 24 Polizeireviere besetzt.“ (Liest sich wie bei Wikipedia abgeschrieben. Und siehe da: ist es auch. Nur der zweite abgeschriebene Satz wurde ein wenig veraendert, oder sollte es etwa umgekehrt sein?)
Besonders auffaellig ist es bei der Anmerkung 10 auf Seite 230. Im Original (1976 und 1979) von Christian Geissler steht:
„rede Genosse Mauser!vgl. Majakowski, linker Marsch: Entrollt euren Marsch / Burschen von Bord / Schluß mit dem Zank und Gezauder / still da, ihr Redner / du hast das Wort / rede, Genosse Mauser . . . .Die Rede ist hier von der C 96, einem der beliebtesten Modelle aus dem Hause von Paul v. Mauser, die erste wirklich brauchbare Pistole mit verriegeltem Verschluß und mit einem 10- und später auch 20- Schuß-Magazin, das vor dem Abzug liegt. Zusätzlicher Vorteil: Die Waffe hatte eine Einrichtung zur Anbringung eines Anschlagschaftes. Im revolutionären Rußland nannte man die diese Waffe auch »Bolo-Mauser«. Bolo war der in der Umgangssprache entstandene Ausdruck für Bolschewik. Eine spanische Version dieser Pistole war bei den chinesischen Genossen der zwanziger Jahre als Maschinenpistole recht verbreitet. Wenn die Mauser auch bei uns jetzt durch andere, handlichere Konstruktionen ersetzt ist, erfreut sie sich doch in manchen Länder noch eines außerordentlichen Zuspruchs.“
In der Neuausgabe von 2013 wird daraus: „rede Genosse Mauser!Zitat aus dem Gedicht »Linker Marsch« von Wladimir Majakowski, später vertont von Hanns Eisler: »Entrollt euren Marsch / Burschen von Bord / Die Rede ist hier von der Mauser C 96, einer der ersten Selbstladepistole.“
Zwei Revolutionen sind verschwunden. Stattdessen erfaehrt der »Leser von heute«, wer die Musik dazu gemacht hat. Naechstes Beispiel: hauptvollblut und wasistdas Während es bei Christian Geissler kurz und buendig heißt: »Kurzfassung der Schwerpunkte lutherischer Glaubenslehre«schwafelt der Faktenbehutsamergaenzereditor vom Verbrecherverlag von Paul Gerhard, Johann Krüger, Martin Luther und dem Kleinen Katechismus.
Auch das Stichwort »im Krieg in Kiel« erfaehrt eine erstaunliche Veraenderung. Während Christian Geissler schreibt: »Die November Revolution 1918 begann am 3.11. mit dem bewaffneten Aufstand der Matrosen in Kiel. Als auf den Schiffen des III. Geschwaders umfangreiche Verhaftungen vorgenommen wurden, erhoben sich die Matrosen und begannen den Kampf um die Befreiung ihrer Kameraden.«
Daraus macht der Faktenbehutsamergaenzer des Verbrecherverlags (natuerlich ohne Namensnennung und Begruendung): »Der Kieler Matrosenaufstand fand Anfang November 1918 – gegen Ende des Ersten Weltkrieges – statt. Auch der Rest dieses geaenderten Textes ist nicht besser. Da mutiert die Revolution zu einem »Impuls der Ausbreitung der Unruhen«. Auch die EK –Offiziere von Christian Geissler werden von dem Faktenbehutsamergaenzer umgearbeitet. Bei Christian Geissler steht unter Nr. 160: EK-OffiziereOffiziere mit dem sog. Eisernen Kreuz, also mit Praxis aus dem ersten Weltkrieg, vgl. BGS-Offiziere mit Nazikriegspraxis. Daraus wird: (213) EK-Offiziere, die mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet waren, also im Ersten Weltkrieg gedient hatten. Geissler vergleicht sie mit Offizieren des Bundesgrenzschutzes »mit Nazikriegspraxis«.
Verschwunden ist das Wort sog. und sie wurden mit Eisernen Kreuz „ausgezeichnet, weil sie also im Ersten Weltkrieg gedient hatten“ und nicht schnöde mit dem EK ausgezeichnet. Christian haette sicher gefragt: Wem gedient?
Alles eher aergerlich, wie ich finde. Aber natuerlich kein Grund, diese Ausgabe nicht zu kaufen und zu lesen. Vielleicht kann der Verlag ja eine Beilage mit den Originalanmerkungen von Christian Geissler beilegen, so liesse sich der entstandene Schaden begrenzen, J.
Hallo Eugen, es gibt in dem Buch von Christian Geissler nur einen Fehler. Der befindet sich auf Seite 150 der zweiten Auflage. Mal sehn, ob Du den findest. Hier ist der Ausschnitt, J.
Hallo Eugen, heute ist Sonntag, der zweite Juni. Ein Schreiben vom Verleger (Verbrecherverlag) oder von dem ersten Vorsitzenden der Christian Geissler Gesellschaft e. V. ist bisher nicht angekommen. Es ging um die Frage, wer da in dem Text von Christian Geissler (Wird Zeit, dass wir leben) rumgepfuscht hat und noch nicht einmal dazu steht, J.
Günther Thews, aidskranker Kabarettist und Ex- „Tornado“ über seine letzte Kommunalwahl, einem Wunschbürgermeister für Kreuzberg und das Nichts im Berliner Zentrum. Das Interview erschien am 25. Mai 1992 in der TAZ. Die Fragen stellte Mathias Bröckers.
taz: Günther, das ist ja nun deine letzte Kommunalwahl …
Günther Thews: Na Gott sei Dank ist es die letzte. Diese Wählerei ist mir ja schon länger zutiefst suspekt, und ich habe mich schon immer gefragt, warum will einer überhaupt Politiker werden, sich hinstellen im grauen Anzug und Schlips und sagen: „Ich weiß, wo’s lang geht, ihr müßt mich wählen.“ Die Motivation für einen solch schmierigen Job ist mir ziemlich rätselhaft.
Du bist also ein klassischer Nicht-Wähler?
Die Partei der Nicht-Wähler ist ja hochinteressant: Erst mal ist es ja schon so ziemlich die größte Partei, und dann, das ist das Wichtigste, sind da alle drin: Rechte und Linke, Dicke und Dünne, Intelligente und Blöde — wenn so ein Skin aus dem Osten nicht wählen geht, ist das ein anderer Ausdruck, als wenn hier ein linker Intellektueller vier Nächte über die Frage gesoffen hat: „Geh‘ ich nun hin oder nicht?“ Der Skin bleibt zu Hause, weil er den Wahlzettel nicht lesen kann und nicht weiß, wo er sein Hakenkreuz für den Führer hinmachen muß — der kritische Linke hier hat natürlich ganz andere Gründe. Und wenn man sich dieses Spektrum anguckt, repräsentiert die Partei der Nicht-Wähler wirklich die Bevölkerung, die Nicht-Wähler sind also die eigentliche Partei der Mitte.
Aber ist einfach Nicht-Wählen nicht auch ein bißchen einfallslos?
Ich habe mir ja auch schon überlegt, ob wir nicht Alternativen haben— so wenig wie die Politiker bewegen, könnte man ja glatt auch wieder Magier, Kartenleser, Regenmacher usw. einsetzen, das heißt, wir wählen hier einen Kreuzberger Bezirks-Schamanen, der unsere Geschicke lenkt. Aber so einen wie den SPD-Kandidaten Peter Strieder? Nee, den würde ich nur wählen, wenn er wirklich macht, was ich mir vorstelle, und zum Beispiel erlaubt, daß auf Immobilienhaie mit Damenrevolvern geschossen werden darf oder für ein quasi autofreies, knastfreies, drogenverbotsfreies Kreuzberg sorgt oder hier zumindest mal lokal realisiert, was schon Willy Brandt für die ganze Welt wollte: Kinderrepubliken, also im weitesten Sinne UFA-Fabrik-ähnliche Kommunen.
Du bleibst also am Sonntag zu Hause?
Ja wie komme ich denn dazu, die Drecksarbeit der Politiker, ihre Korruption und Eitelkeit, auch noch zu legitimieren, indem ich in eine langweilige Schule gehe und mein Kreuz mache? Wenn ich mir schon dieses sogenannte Wahllokal ansehe — da habe ich aber ’ne ganz andere Wahl für’n Lokal.
Hast du denn eine Prognose?
Erinnern wir uns an unseren Freund Wolfgang Neuss: „Der Berliner ist hinterfotzig“ — also Vorsicht bei Prognosen. Viel interessanter ist doch die Frage: Warum haben eigentlich die Schimpansen keine Kommunalwahl, und warum brauchen wir so etwas? Also wenn jemand öffentlich fordern kann, die Oberbaumbrücke sechsspurig zu untertunneln, Unter den Linden achtspurig zu untertunneln, wenn man solche Visionen frei äußern darf, ohne dafür gleich einen in die Fresse zu kriegen — dann kann ich doch auch so phantastische Sachen fordern wie Bezirks-Zauberer für Kreuzberg. Ganz grundsätzlich für Demokratie und Wahlen gilt natürlich: Was soll ich mich beherrschen lassen, wenn ich mich kaum selbst beherrschen kann?
Von wem würdest du dich denn am liebsten beherrschen lassen, wenn überhaupt?
Na auf keinen Fall von Leuten wie Heinrich Lummer. Alle reden von Stolpe, aber ein Typ wie der kleine Lummer, ein echter IM, der auf Kosten der Stasi in Prag bumsen geht und bei den konspirativen Treffen bestimmt nicht nur Witze erzählt hat, der flutscht durchs Netz. Aber gucken wir doch mal, wer alles schon Kreuzberg regieren wollte: Cäsar wollte schon mal ganz Germanien beherrschen, Napoleon hat es ’ne Weile versucht, Coca-Cola hat sich jetzt einigermaßen festgesetzt, und jetzt kommt da so einer wie Striebel oder Strieder, und meint, er wüßte, wie man das macht. Also nee.
Du hast also keinen Wunschbürgermeister?
Doch. Ich wüßte einen, den wir ganz dringend importieren müßten: den Bürgermeister von Bangkok. Ein Spitzenmann, der früher General war und jetzt in der buddhistischen Tunika rumläuft und die Stadt regiert. Ein echter Erleuchteter, der sein ganzes Geld gleich an die Armen weitergibt, morgens um vier aufsteht und meditiert und dann schon mal zwei Stunden den Straßenfegern beim Saubermachen hilft, nicht als Presse-Show, sondern ganz selbstverständlich. Einer, der an seinem lächerlichen Ich nicht hängt, der die Identität als Bürgermeister nicht braucht und dem die Bevölkerung deshalb zutraut, daß er nicht korrupt ist. Und jetzt sitzt er im Knast. Da müssen wir ihn dringend rausholen und am besten als Asylant und Wunschbürgermeister gleich nach Kreuzberg einladen.
Kreuzberg — das wäre aber doch ein Abstieg, ganz Berlin scheint mir eher angemessen.
Der Senat kann ihn uns ja dann abkaufen, gegen Ablösesumme. Ich vermittle das gern, als Vermittler eines wahrhaft Unbestechlichen darf man ja ruhig ein bißchen Provision kassieren. Aber im Ernst: So ein Mann wäre ein Segen für die Stadt. Nimm nur mal den Potsdamer Platz. Der wird jetzt mit Bürohäusern betoniert, man weiß jetzt schon, es wird grauenhaft, obwohl die teuersten und besten Architekten der Welt am Werk sind. Ein Buddhist als Bürgermeister würde da sagen: Ja Mensch, seid ihr wahnsinnig, ihr seid die einzige Stadt der Welt mit einem leeren Zentrum, und das knallt ihr euch jetzt mit Autos und Beton voll??? Das Nichts in der Mitte, das leere Zentrum ist es doch gerade — nur das strahlt doch etwas aus.
Das werden unsere Christen und Sozialen nicht kapieren.
Na ja, man könnte aber doch mal zeigen, daß man nach 5.000mal „Tagesschau“ etwas gelernt hat — zwischendurch tritt ja selbst in der „Tagesschau“ ab und an die Wahrheit zutage. Aber das letzte, was unser SPD-Kandidat gelesen hat, um seine Visionen zu schärfen, ist ein Perry- Rhodan-Heft, als er im Krankenhaus lag. Wann soll sich denn die Phantasie eines Politikers entwickeln: Die gehen zur Schule, Bundeswehr, studieren Jura oder Verwaltung, sitzen dann in einem langweiligen Büro herum und sollen dann plötzlich ’ne Vision für die Stadt haben. Wo soll die herkommen, frage ich? Nicht mal ’ne bewußtseinserweiternde Pflanze nehmen sie da, sondern höchstens Schlaf- und Aufputschmittel. Deshalb müssen dringend diejenigen mit der politischen Arbeit betraut werden, die für Visionen und Phantasie hauptberuflich zuständig sind: die Künstler.
Soll dann Ben Wargin entscheiden, ob wir ’nen Jäger 90 kriegen oder nicht?
So direkt ja nun auch wieder nicht. Aber eine Art runden Tisch von allen kreativen Leuten — und die suchen sich denn irgendeinen smarten, dußligen Politiker, der ihre Beschlüsse perfekt auosführt. Der wird direkt bezahlt, und wenn er nicht spurt, fliegt er raus wie in der Bundesliga. Nun können die Künstler ja auch nicht immer viel miteinander anfangen — aber jeder hat in seinem Bereich eine Vision entwickelt und kann am runden Tisch kundtun, wie er sich die Welt als großes Kloster denn so vorstellt. Die Politiker führen dann nur noch aus. Ich glaube, daß ist unsere einzige Chance, eine Antwort darauf zu finden, wo es langgehen muß. In meinem Krimi hier habe ich gerade einen guten Satz gelesen: „Wenn du die Antwort nicht findest, mußt du selber die Antwort werden.“
eben hatte ich noch mal auf der dffb-Alumni Seite nachgesehen und bemerkt, dass Deine Fotos dort hochgeladen sind. Bei der Suche nach dem Rio Hotel habe ich in das elektronische Adressbuch von Berlin im Straßenverzeichnis nachgesehen. Und daher meine Frage, bist Du sicher, das das Hotel in einer Seitenstrasse von Kudamm war? Die Nummer 58 auf Deinem Foto hat mich ermuntert mal nachzusehen. Und da gab es 1970 ein Hotel Rio Steiner in der Albrecht Achillesstraße 58. Und der Eingang, den die Suchmaschine dort heute praesentiert, sieht Deinem Foto sehr aehnlich, die Leuchtreklame ist natuerlich verschwunden, aber sonst koennte es stimmen. Ich hab schon mal eben eine Eingeborene (Berlinerin) angerufen, aber wie das bei den Berlinern und Berlinerinnen so ist, die kennen immer nur den Bezirk, in dem sie selbst gewohnt haben (Britz), J.
Lieber
J.,
Chapeau, das wird tatsächlich der Eingang zum ehemaligen Etagenhotel RIO gewesen sein. Die Tür wurde zwar inzwischen geändert, auch das Fernster rechts ist umgebaut worden. Aber die ehemalige Leuchtfläche ist noch gut erkennbar und der Fensterumbau ist eine Vergrößerung nach unten. Das in der vorletzten Mail mitgeschickte Foto 1979-1982 zeigt das genaue Gegenüber des Hoteleingangs. Im Google-Streetview-Foto sieht man, dass jetzt der Verkehrsschildmast fehlt. Aber gut ist noch ein Teil der weißen Banderole am Baum zu erkennen, die nur auf der Straßenseite aufgetragen war. Auf dem SW Foto ist ein kleines Stück erkennbar, auf dem Streetview-Foto sieht man den inzwischen verblichenen Rest. In meiner Erinnerung hatte ich das Hotel weiter Richtung Gedächtniskirche verortet, aber wenigstens stimmt die Ku-Damm Nähe. Ist ja auch vor 42 Jahren gewesen . . . LG J. (Ist Britz noch Berlin? Denn Berliner und Fernreisen über die eigene Schrebergartenparzelle hinaus ist so’ne Sache. Bin selber mit einer Mariendorferin verheiratet.)
Hallo J.,
ja D. (geboren in Berlin) hat das glaubwuerdig versichert, das Britz noch in Berlin liegt und da ich damals auch ihr Elternhaus besichtigt habe, kann ich das bestaetigen. Und das mit dem Hotel, da ist es gut, das wir darueber geschrieben haben. Jetzt setze ich die Anschrift dahinter, wer weiss, ob das Haus nicht spaeter mal abgerissen wird. Die Fotos von Dir sind wirklich gelungen, J.
Hallo J,
Danke fuer die Blumen. Hoffentlich verzeiht mir D., falls ich ihr mal im Britzer Garten begegne. Lg, J.
Hallo J.,
da gibt es ja noch eine Geschichte zu schreiben und die ist auch ganz kurz. Zuerst habe ich die Dame 1977 nach Hamburg gelockt. Als dann ihre Mutter, die Hausbesitzerin starb, hat D. zum Abschied ein kleines Buechlein mit dem Titel „Das Haus meiner Mutter“ gemacht (noch nicht vergriffen, es gibt noch einzelne Exemplare, hat mir die Autorin versichert). Ein paar Jahre lang ist D. dann immer wieder mal hingefahren, um nach dem rechten zu sehen. Es handelte sich um eine Doppelhaushaelfte in einer Siedlung, die nach dem ersten Weltkrieg entstanden war. (Das Haus ihrer Großeltern). Als dann klar war, dass weder sie noch unsere Kinder in den Haselsteig zurueckkehren wuerden, hat sie das Haus der Mutter verkauft. Und zwar in einer Zeit, als selbst im Haselsteig die Grundstueckspreise sehr gestiegen waren. Immerhin nicht an einen Bodenspekulanten, sondern an die Nachbarstochter, der es im Haus ihrer Mutter (!) zu eng geworden war. Kurz nach dem Verkauf machte ein starker Sturm der Tanne, die im Garten stand, ein Ende. Gottseidank Westwind, oder war es Ostwind, sodaß die Tanne nicht auf das Haus ihrer Mutter gefallen ist. Das Haus steht also noch immer im Haselsteig Nummer 13. Im Nachbarort (in Rudow), wo D. nie gewesen ist, gibt es noch eine Filmgeschichte zu erzaehlen, das mache ich jetzt aber nicht. Nur der Hinweis. Dort hat Ilse Kramp, die nach ihrer Heirat 1938 Ilse Kubaschewski hieß, ihr erstes Kino aufgemacht. D. ist in dem Kino nie gewesen, obwohl es doch eigentlich um die Ecke lag,
Abteilung: Nutzloses Wissen. Das Rätsel ist gelöst. Das Hotel (Etagenhotel) war 1979 in Berlin in der Albrecht Achilles Straße Nummer 58. Und hier die Fotos von Jochen Hergersberg. Auf dem Foto ist Martin Streit bei den Dreharbeiten zu Henry Angst zu sehen. Und wer genau hinsieht stellt fest: Es handelt sich um zwei Hotels in zwei verschiedenen Stockwerken. Hotel Rio ist im ersten Stock und das Hotel Steiner im dritten Stock. Damit sind alle Unklarheiten beseitigt. Beide Hotels gibt es heute (2021) nicht mehr.
ich hoffe, dass du gut da oben angekommen bist – wie sieht es denn da auf deiner Wolke so aus? Bist du ein wenig glücklich, diesem hier unten waltenden Irrsinn endlich entkommen zu sein? Deine Bea, deine Schauspieler und ich müssen hier noch etwas ausharren. Na gut, wir können hier Sekt, Bier und Wein trinken, um unsere Trauer seit deinem Verschwinden von diesem Kampfplaneten durchzustehen.
Du weißt ja, ich habe viele Jahre nicht weit von Berchtesgaden gelebt. Wenn ich da mal so einen wie dich getroffen hätte, wäre ich nicht auf den Gedanken gekommen, dass du ein echter Bayer bist. Denn der wirklich echte Bayer ist klein, ja gedrungen, dunkelhaarig und zuweilen dick, na gut, weil er viel Schweinefleisch isst und viel gutes Bier zu trinken vermag. Du warst rothaarig. Und die Rothaarigen sind ja immer etwas den schwarz-, blond-, braunhaarigen und Glatzen stets ein paar Schritte voraus.
Auch
Du! So lange ich noch nicht ganz dement bin, versuche ich mal ein
paar Geschichten aus unserer gemeinsamen Vergangenheit zu erzählen.
Kannst du mich hören und verstehen? Wenn nicht, bringe ich dir
diesen Brief mal später da nach oben mit. Also, kennen gelernt haben
wir uns um 1971. Du kamst, wenn ich nicht irre, mit Rainer März in
meine WG in der Schöneberger Bülowstr. 29. Rainer kannte ich aus
der Kreuzberger Stadtteilgruppe, und wir wohnten ein halbes Jahr etwa
in einer WG von einem Psychiater in der Kreuzberger Görlitzer
Straße. Egal.
Jedenfalls
hast du dich bei uns mit meinen Mitbewohnern Wanda, Cornelius,
Rainer, Ilse, Konrad und dem Luxemburger René schnell eingelebt. Und
noch bis vor ein paar Wochen hast du mir immer wieder, sobald das
Wort Bülowstraße erklang, von deinem selbstlosen Arbeitseinsatz bei
mir erzählt. Du hattest auf meine Bitte hin, Fotos aus
Spiegelheften, Konkret’s, Stern’s usw. ausgeschnitten und in
einen Leitzordner fein säuberlich eingeordnet. Diese Akten habe ich
noch immer. Es handelte sich da meist um politische Motive,
Vietnamkrieg usw. Diese Bilder brauchten wir zuweilen für unsere
Kreuzberger Stadtteilzeitung.
Und da
fällt mir noch etwas sehr Lustiges ein. In diesen linken
Konkret-Heften, die damals in den siebziger Jahren ein Klaus Rainer
Röhl, der damalige Ehemann von Ulrike Meinhof, herausbrachte, wurden
neben politischen Themen immer häufiger auch Nacktfotos
veröffentlicht. Und beim Ausschneiden kam dir eines Nachts, wann
auch sonst, der Gedanke ein gutes Geschäft mit der Produktion von
Pornopuzzles zu machen. Du hast dann einfach diese Sexbilder nebenher
auch ausgeschnitten, dann auf Pappe geklebt und mit der Schere
wahllos zerschnitten.
Dann hast
du, ich weiß nicht mehr in welchem Presseorgan, eine Anzeige mit dem
Text: „Pornopuzzles zu verkaufen, DM 9,99“ aufgegeben, dann
folgte Adresse und Postscheckkontonummer. Und du hast dich über die
ersten Bestellungen sehr gefreut, ja was macht man nicht alles, um in
einer Großstadt wie Berlin zu überleben. Du hast es immer wieder
geschafft. Dann verschwandest du plötzlich mit Rainer nach England.
Clemens Kuby hatte da wohl eine Connection zu einer
britisch-revolutionären Filmcrew mit dem Namen „cinema action“.
Dort in
London sollst du dich nach Aussage von Rainer März in eine hübsche
Brasilianerin verknallt haben. Okay, warum auch nicht, aber du kamst
wieder in die Frontstadt zurück und bewarbst dich an der Film-und
Fernsehakademie am Theodor-Heuss-Platz. Und sie haben dich ohne
Abitur und Studium dort aufgenommen. Diese Akademie stand unter
starken Druck der linken Studenten, und diese bevorzugten Menschen
aus proletarischen Verhältnissen.
Deine
Eltern waren ja, nach deinen Schilderungen, nicht unbedingt Proleten.
Beide Elternteile arbeiteten in der Gastronomie und in der Verwaltung
von Altersheimen. Warum Dein Vater mit dir nicht klarkam, habe ich
erst verstanden als ich von dir hörte, dass du in Berchtesgaden mit
verrückten Kumpels über Autodächern gelaufen bist. Und dann
irgendwann seid ihr betrunken nach dem Besuch in einer Disko gegen
einen Baum gefahren. Du warst der Einzige von vier Mitfahrern, der
dieses Unglück überlebte. Dieses Erlebnis hat lange Jahre bei dir
in der Weise nachgewirkt, dass du eigentlich keine richtige Angst
mehr vor dem Tod hattest. Aber auch vergessen konntest du nie, dass
dein Vater als Strafmaßnahme oft ein Jahr nicht mehr mit dir
gesprochen hat oder er dich oftmals zwang, gemeinsam mit eurem Berner
Sennenhund zu speisen.
Okay,
vergessen wir diese Psychoerziehung deiner Eltern. Nach einer Lehre
als Physiklaborant zog es dich aus der Enge Berchtesgadens nach
Berlin. Dort angekommen musstest du erst einmal deine Brötchen als
Tagelöhner verdienen, hast in zehn Meter Höhe mit einer verrosteten
Motorsäge Bäume von Reichen in Zehlendorf beschnitten und vieles
andere mehr, aber das Medium Film hat dich irgendwie immer
fasziniert. Ich habe um diese Zeit herum in Kreuzberg auf dem
Bethaniengelände mein Medienzentrum aufgebaut, und so hatten wir
auch beruflich eine freundschaftliche Nähe.
Weißt du
noch, 1971 wurde damals ein Schwesternwohnheim, das Martha Maria
Haus, auf diesem Gelände von Trebern und Jugendlichen aus dem
Kreuzberger Kiez besetzt. Es wurde in Georg-von-Rauch-Haus umbenannt,
und bis heute seit 1870 steht auf seinem Eingang der Spruch „Eins
tut not “. Du hast auf der Film-und Fernsehakademie eine Suzanne
Beyeler kennen gelernt, eine Schweizerin, und mit ihr und deinen
alten Kumpel Rainer März, der es ein Jahr später mit deiner Hilfe
auch auf dieser Filmschule geschafft hat, starteten ihr Drei einen
Dokufilm über genau dieses besetzte Haus.
„Allein
machen sie dich ein“, nach einem Rio Reiser Text, habt ihr euren
ersten Schwarz-Weiß-16mm-Film benannt. Ein
paar Jahre später hast du mit einen deiner Mitstudenten, Johannes
Flütsch, einen sehr witzigen Film über einen Automatenspieler
gedreht. Dieser Spieler mit Namen Diethard Wendtland konnte mit
seiner speziellen Begabung Spielautomaten der Marke „Monarch“ in
kurzer Zeit total leerfegen. Für diesen Film, produziert von Regina
Ziegler, hast du mit Johannes einen Bundesfilmpreis erhalten.
Waren
eigentlich bei dieser Preisverleihung deine Eltern nach Berlin
gekommen? Ich glaube eher nicht. Dabei war es doch für dich ganz
wichtig, deinen Eltern in Bad Aibling zu zeigen, dass du kein Looser
mehr bist. Du hast mir erst vor ein paar Wochen erzählt, dass du
richtig Geld erst nach deinem 40. Geburtstag verdient hast. Du
wurdest am 22. September 1944 im Bombenhagel von Augsburg geboren,
und demnach hast du erst in den Jahren 1984/85 so viel verdient, dass
du auch mal in den Urlaub fahren konntest.
1985
haben wir zwei an zwei Projekten gearbeitet, einmal ein Film über
ehemalige Rauchhausbewohner mit Rolf Zacher als Karl Marx und
Marianne Enzensberger als seine Jenny, Musik Rio Reiser, und einen
zweiten Dokufilm über eine Miss Germany, die mit einem Polizisten
verheiratet war. Dieses Eheverhältnis hat dich sehr interessiert,
und Harun Farocki hat das Exposé verfasst. Es war eine
ZDF-Produktion. Und bei diesen Dreharbeiten, du Regie, Kamera David
Slama und Ton ich, haben wir im Grunde jeden Abend nach Drehschluss
nur noch gelacht, weißt du noch, als in Luxemburg dieser
Miss-Germany-Preis verliehen wurde und ein Gunter Sachs im Hotel
erschien und total überschminkt die Kandidatinnen abzutätscheln
versuchte, und die haben sich das auch noch gefallen lassen.
Diese
Preisverleihung wurde vom RTL aufgezeichnet, und wir durften deshalb
für das ZDF nur ganz wenige Bilder nach Deutschland mitnehmen.
Lustig war auch, dass du vor Drehbeginn einen alten Ford für unsere
Dreharbeiten erworben hast. Mit diesem klapprigen Gefährt sind wir
bis Paris gefahren, um eine alternde Miss Germany zu interviewen. Auf
den Weg dahin blieb unser Oldtimer ständig stehen, und unsere
Altmiss hatte im Hinterhof ein kleine Werkstatt, die spezielle
Spionagegeräte herstellte und in Paris an diverse Agenten verkaufte,
abschließend lud sie uns zum Essen ein, sie im Porsche und wir
ständig anschiebend in unserem Freakford als Abgesandte des ZDF’s,
und in dem teuren Restaurant winkte sie ständig dort speisenden
Agenten zu.
Denn das
hier war ihr Vertriebsnetz, wir wollten dann auch nicht mehr wissen,
wie so ehemalige Miss heute ihr Leben finanzieren. Mein
Waterloo-Erlebnis mit dir hatte ich Ende 1989, weißt du noch, ich
wohnte mal für zwei Jahre in Oldenburg. Und irgendwie hatte die
Berliner Delta-Filmproduktion die Idee, einen Kinofilm zum Thema Stau
in Fahrt zu bringen. Du solltest mit mir das Drehbuch entwickeln und
kamst nach Ostfriesland, und wir mieteten dort auf so einem komischen
Freizeitgelände ein kleines Häuschen an und begannen sofort mit der
Arbeit.
Kurz und gut, ich hatte unter anderem die Idee, dass unter anderen Urlaubern auch ein Finne mit einem Holzauto in diesen Superstau in Bayern fährt. Du fandest diese Idee auch sehr charmant und lustig. Aber dann kam der Produzent Richard Claus nach Oldenburg, und als er das mit dem finnischen Holzauto las, fuhr er schnurstracks wieder nach Berlin zurück. Keine Diskussion, Thema verfehlt – setzen, Möbius!
Du hast ja
dann später noch mal sehr komödiantisch abgemildert mit Gerd Weiss
dann doch noch diesen „Superstau“ unter reichlich viel Stress
abgedreht. Aber schon 1990 kamen wir wieder zusammen, und ich
bastelte dann an ein Drehbuch von einem DDR-Autor herum. Der Film
hieß später „Grüß Gott Genosse“. Deine NDR Produzentin Doris
Heinze war ja mit deiner Arbeit immer sehr einverstanden, und so
bekamen wir auch den Auftrag, eine neue Polizeirufserie 110 zu
entwerfen. Es sollte in diesen Filmen kein Mord geschehen. Wir beide
haben uns daran gehalten, aber andere ARD-Sender in ihren Polizeiruf
110-Filmen nicht.
Du hast
dich dann richtig ins Zeug gelegt und einen Polizeiruf nach dem
anderen abgedreht. Und alle diese Filme mit Uwe Steimle und Kurt Böwe
unter deiner Regie waren originell und voller Humor. Ich freue mich
noch heute, dass ich Dir als Drehbuchautor oft bei diesen Streifen
helfen durfte. Ich musste immer wieder über dich staunen, mit
welcher kreativen und gleichzeitig produktivnaiven Art du Szenen und
Bilder in unseren Drehvorlagen gesetzt hast.
Ich kam mir häufig wie ein konservativer Bildungsbürger vor, der sich noch immer nicht von der Dramaturgie eines Shakespeare oder Schiller zu lösen vermochte oder traute. Aber so „trauen“ hatte ja für dich seit deinem Autounfall in Berchtesgaden nur noch wenig Relevanz. Und du hattest ja auch nur sehr wenig Respekt vor diesen Fernsehgewaltigen wie Redakteuren und Produzenten.
Ich
erinnere mich noch über ein Bild aus den neunziger Jahren, als du zu
mir mit einer sehr sehr kurzer Sturmfrisur kamst, auf mein Erstaunen
hin, sagtest du nur: „Ich fahre morgen nach Mainz, und da brauche
ich diese Kampffrisur.“ Humor, ich habe mich immer wieder gefragt,
und ich frage mich noch heute, wo du den immer wieder hergenommen
hast – deine Kind- und Jugendzeit war doch nun wirklich mehr eine
Schauergeschichte als ein Komödienstadel – stimmt’s?
Oder war
sie doch im Umkehrsinn gerade deshalb so inspirierend, weil in deiner
miesen Lage sich dein Humor wie ein Schutzschild um dich bildete?
Aber Manni, du hattest, Gott sei Dank, auch viele tolle und mutige
Mitstreiter. Und einige von diesen sind sogar zum Gedenken an dich
hier in dieser Kapelle. Viele von ihnen haben dir auch durch ihr
hinzufügen ihres „Mutterhumors“ bei deinen Inszenierungen
geholfen, ich sage nur die „Münsterkrimis“. Ich nenne mal ein
paar von vielen hunderten von Mitarbeitern beim Namen;
Deine
genialen Kameraleute wie Michael Wiesweg, David Slama, Jörg Jeshel
und Frido Feindt. Wunderbare Schauspielerinnen und Schauspieler wie
Tilo Prückner, Jan Joseph Liefers, Detlev Buck, Armin Rhode, Pierre
Besson, Günter Maria Halmer, Axel Prahl, Alexander Scheer, Laura
Tonke, Senta Berger, Götz George, Katharina Thalbach, Florian Lukas,
Elke Sommer, Karl Kranzkowski, Sigi Zimmerschied, Nadeshda Brennicke,
Inga Busch und viele, viele mehr. Und nicht zu vergessen, deine
langjährige Regieassistentin Susanne Petersen.
Lieber
Manni, du warst in deinem Leben auf dieser Erde stets ein sehr
bescheidener Mensch, ich habe dich auch nie in einer Talkshow
gesehen, du wolltest immer nur deine Arbeit so professionell wie nur
möglich machen. Das Ergebnis – fast 100 tolle Filme! Aber du
würdest heute ruhig zugeben, dass sich deine Energie auch aus dem
Bedürfnis speiste, deiner Mutter zu beweisen, dass du kein Versager
bist.
Den Beweis
konntest du ihr in einer Form geben, die jeder sofort versteht –
Geld und Gold. Du hast oft größere Summe nach Bad Aibling, dem
Wohnort deiner Mutter geschickt. Und sie hat ein Teil dann großzügig
an nahe und ferne Verwandte weitergeleitet, aber stets mit dem
Hinweis versehen, dass diese schönen Scheinchen von ihrem sehr
erfolgreichen Sohn aus Berlin kamen. Die einen brauchten ein aktuell
neues Hörgerät oder Gebiss, andere arbeitslose Neffen ein neues
Auto oder auch nur einen neuen Satz Autoreifen.
Da
stand ich mal mit deiner Mutter mit einem Produzenten am Filmset, und
auf die Frage des Produzenten, was du denn eigentlich studiert hast,
kam von ihr die prompte Antwort: „Mein Sohn, mein Manfred hat
Physiklaborant studiert“, und dann von ihr die Gegenfrage: „Werden
sie meinen Sohn auch weiterhin beschäftigen?“.
Ja, so einfühlsam und ehrlich können Mütter sein. Nun noch zum Schluss: du hast ja bis in den März und April hinein noch immer gearbeitet, mit mir hast du an einem Treatment für einen Rio Reiser Spielfilm gearbeitet, und dann an einer 8-teilige Kurzserie mit Tilo Prückner, die man sehr bald unter dem Titel „Die Bank“ im Fernsehen sehen wird. Ich hatte irgendwie bei meinen Besuchen bei dir immer das Gefühl, dass du uns noch gar nicht verlassen willst, jeden Sonnenstrahl aus unserem zurzeit unglaublich stahlblauen Himmel hast du noch genossen.
Aber deine
ständigen Schmerzen raubten dir dann doch leider deine letzten
Kräfte. Liebe Bea, seit 1984 war Manni dein Weggefährte und deine
Liebe, Sylvester 1996 habt ihr euch in Las Vergas das Ja-Wort
gegeben. Dein selbstloser professioneller Einsatz, um Mannis letzten
fünf Jahre andauerndes Leiden zu mildern, war ein sehr, sehr großer
Liebesbeweis.
Alle
hier danken dir dafür und fühlen mit ganzem Herzen mit dir und
deiner tiefen Trauer. Auch dir, Alexander Richter, sei hier für
deine gute Beratung und Hilfe sehr gedankt. Lieber Manni, wir werden
dich und dein künstlerisches Werk, das du uns hinterlassen hast, nie
vergessen. Du bist nicht tot, du lebst in deinen Filmen weiter, und
ich freue mich, in Zukunft viele deiner schönen Filme noch einmal
ansehen zu dürfen. Deine gesellschaftlich kritische und
komödiantische Sichtweise auf diese unsere Weltenkugel wird mich in
meiner noch verbleibenden Lebenszeit für immer begleiten. Ich hoffe,
wir sehen uns eines Tages wieder!
Dein Gert
Statt einer Biografie die Rede zur Bestattung von Manfred, die sein Freund Gert Möbius gehalten hat. (Gert Möbius war Manager der Rockband „Ton Steine Scherben“ und Mitbegründer des Berliner Tempodroms). Nach dem Tod seines Bruders Ralf, mit Künstlername Rio Reiser, gründete er das Rio-Reiser-Archiv. Heute wirkt er als Drehbuchautor und Filmproduzent.
Hallo Wiebeke, Du willst wissen wie es weiterging? Damals bei Zentral Film e. V.?
Ich versuchs mal, aus heutiger Sicht. Das ist ja nun schon fast vierzig Jahre her. Ja, sicher kann man daraus lernen. Ich habs mal genannt über GG = Germanistik Genossen)
Nach dem Termin auf dem Landgericht? Dann fang ich mal so an: Wenn ich mich nicht irre, dann hat sich der Richter koestlich amuesiert und vorgeschlagen, dass man ja die Mitgliederversammlung mit der Neuwahl des Vorstandes gleich hier im Gericht machen koenne, wenn beide Parteien damit einverstanden waeren. Aber der, den ich spaeter immer nur noch als Stalinisten bezeichnet habe (nicht ohne Grund), hat das abgelehnt. Darauf hin hat dann der Richter entschieden, das die einberufene Mitgliederversammlung – die bereits einberufen war – stattfinden kann. Und C. hatte sich nicht geirrt. Er wurde nicht wiedergewaehlt. Damit war die Sache aber noch nicht zu Ende. Er ist dann – das haben wir erst spaeter bemerkt – losgezogen und hat das Vereinsmaterial – das von Zentral Film verliehen war – Filmkopien und 16 mm Filmprojektoren bei den Leuten abgeholt und behauptet, er kaeme im Auftrag des: Vereins Zentral Film e. V..
Ich habe ihn dann oeffentlich einen Betrueger genannt, was ihn dann wiederum zum Landgericht getrieben hat, und das Landgericht dazu gebracht hat, eine einstweilige Verfuegung zu erlassen, die es mir mit einer Strafandrohung untersagt (50.000,00 DM) das noch mal zu behaupten. Meine Formulierung war dann immer: „Es ist mir gerichtlich bei Strafandrohung von 50.000 DM untersagt worden, Herrn C. als Betrueger zu bezeichnen. Deswegen unterlasse ich das. Das ist mir zu teuer.“ Seither weiss ich, man darf jemanden nur als Betrueger bezeichnen, wenn er durch ein Gericht bereits als Betrueger verurteilt worden ist. Ich hab damals bei Blohm & Voss als Maschinenschlosser gearbeitet und es hat mir doch viel Freude gemacht, einen sogenannten GG (Germanistik Genossen) so vorzufuehren. J.
Hallo Wiebeke, Du willst wissen, wie das damals war? Zu Zentral Film Zeiten? Na, am besten schreib ich den Text, der damals in Medium, der Zeitschrift der Evangelen (Das waren die vom Gemeinschaftswerk GEP – der evangelischen Kirche) veröffentlicht wurde, noch mal ab. (Ich hatte den geschrieben). Hier kommt er, in Originallänge, vermutlich habe ich, trotz mehrfachem Gegenlesen, noch ein paar neue Schreibfehler untergebracht. Damit meine ich, die, die vorher noch nicht drin waren, J.
Abschrift aus: Medium 6. Juni 1982. 12. JahrgangDer Traum von einer Sache Für einen neuen Zentral Film Verleih von Jens Meyer (Seite 35 -38)
Die Beteiligten des Konfliktes trafen sich am 14. April 1982 vor dem Landgericht Hamburg um Viertel vor 12 Uhr. Der Vorsitzende C. des Vereins Zentral Film Verleih Hamburg e. V. wollte mithilfe des Landgerichts Hamburg eine Mitgliederversammlung verbieten lassen, zu der ein Viertel der Mitglieder eingeladen hatte. Er befürchtete, daß er auf dieser Mitgliederversammlung nicht wieder gewählt werden würde. Eine Stunde wurde verhandelt. Der Richter genoß sichtlich die Vorstellung: Linke, die mithilfe der Klassenjustiz ihre Konflikte klären lassen. Nebenbei: das gleiche Gebäude, in dem auch der Film von Axel Engstfeld Von Richtern und anderen Sympathisanten spielt.
Gerichtskosten nach einer Stunde: 1.250 DM. Dazu: Die Kosten für zwei Rechtsanwwälte, vor dem Landgericht darf sich niemand selber vertreten. Insgesamt der Monatslohn eines Mitarbeiters in dem finanzschwachen Betrieb Zentral Film Verleih (ZFV) gegen die anderen beiden Vorstandsmitglieder als Privatpersonen. Das Gericht soll eine einstweilige Verfügung gegen eine Mitgliederversammlung am 18. 4. (1982) aussprechen.
Wie jeder Verein hat auch dieser Organe. Manche Organe sind meistens nicht wichtig. Höchstes Organ: Die Mitgliederversammlung, hier hat der Vorsitzende eine unsichere Mehrheit. Diese unsichere Mehrheit möchte er mithilfe von Neuaufnahmen gerne sicher machen. Doch im Vorstand ist der Vorsitzende in einer Minderheit. So macht er einen Fehler: In einer Vorstandssitzung werden nicht seine Kandidaten aufgenommen, sondern die der anderen beiden Vorstandsmitglieder. Werner Koch + Elfriede Schmitt. Ein langjähriger Machtkampf dreht sich. Erstmals ist der Vorsitzende Christian Lehmann dabei, einen Machtkampf zu verlieren. Was macht er? Wir lasen es schon.
Auch ich bin nicht unbeteiligt. Einmal habe ich von 1976 bis 1980 dort gearbeitet – im Anfang als „freier“ Mitarbeiter, wie alle anderen auch für 650,00 DM netto gleich brutto. Das ist bitter, wie schnell auf dem Landgericht drei Monatslöhne vom Vorsitzenden verbraten wurden. Auch menschlich bitter, wenn es sich um jemanden handelt, der über lange Zeit in seinen Worten immer die Sache obenan gestellt hat, der immer Gegner der Klassenjustiz gewesen ist.
Der
Hintergrund
Fünf Personen stehen derzeit auf der Lohnliste des Verleihs, davon leben vier ausschließlich vom Verleih – keine Nebeneinkünfte. Vier Personen weigern sich, mit dieser fünften Person weiter zusammenzuarbeiten. Das hat viele verschiedene Gründe. Einer ist jedenfalls der: Die vier verstehen unter Zusammenarbeit etwas anderes als die fünfte Person. Sie wollen wirklich zusammen arbeiten. Und sie wissen, wovon sie reden, denn seit dem letzten großen Mitarbeiterwechsel im August 1980 haben sie ihre Versuche unternommen, mit der fünften Person zusammen zu arbeiten. Sie möchten nicht noch einmal ähnliche Versuche wie in den letzten zwei Jahren machen.
Viel Papier wird beschrieben: Grundsatzpapiere, persönliche Erklärungen. Man trifft sich mit früheren Mitarbeitern des ZFV, befragt sie nach ihren Erfahrungen, gründet einen Beraterkreis, der stellvertretend auch die Konflikte innen klären soll. Die Glaubwürdigkeit von bedrucktem Papier nimmt immer mehr ab. Der Konflikt mit C. bindet immer mehr Kräfte. C. will den Verleih nicht verlassen, bringt seinerseits auch immer Papiere ein, auf denen er erklärt, auf welche Weise die anderen mit ihm zusammenarbeiten sollen. Im Mai 1981 kommt es zur ersten harten Auseinandersetzung.
Anlaß der Film Gorleben – Der Traum von einer Sache. Sichtveranstaltungen finden statt. Immer wieder Diskussionen: Ist das ein Film für den ZFV? C kategorisch: „Noch nie habe ich der Aufnahme eines Filmes in den ZFV zugestimmt, wenn ich schwerwiegende politische Bedenken hatte.“ Die Ausschließlichkeit, mit der ein einzelner hier seine Meinung den anderen Verleihmitarbeitern aufdrücken will, bringt viele andere Sachen ebenfalls zum Ausbruch. Kein anderer von ihnen nimmt sich das Recht heraus, keine Fehler zu machen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. C. hat dafür eine andere Wortwahl. Es gibt auch Unterschiede in der Bewertung des Verleihs: Vier sehen in der Verleiharbeit eine Hilfstätigkeit für die (linke, aufgeschlossene) Öffentlichkeit. C. hat eher die Vorstellung: das Verleihprogramm als politisches Glaubenbekenntnis.
Dazu
kommen die Probleme der Arbeitsteilung, die es mit C.
gibt. Seit 1980 konzentriert
sich C.
auf den Bereich Filmverkäufe an andere Verleiher und
Fernsehanstalten. Mit den Routine-Verleiharbeiten hat er nur noch
wenig zu tun. Auch dieser mangelnde Kontakt mit den eigentlichen
„Kunden“ macht ihn in den Augen der anderen unglaubwürdig. Er
ist leider auch der einzige, der behauptet, dennoch gut informiert
zur sein. Die Begründung für
diese Selbstüberschätzung findet er in seiner zehnjährigen
Erfahrung.
Erinnerung
an 1978
Es war
keine schlechte Zeit, wir hatten viel Spaß an der Arbeit, sonst
hätten wir es nicht für so wenig Geld gemacht. Für eine Stunde
vorm Landgericht mußte ich drei Monate arbeiten. Mehr Geld war nicht
da. Glaubenssatz aus dieser Zeit: Der Verleih ist politisch enorm
wichtig. Deswegen: Nicht jeden Konflikt ausfechten, nicht alles zu
Ende diskutieren. Viele Sachen zudecken, verdrängen.
Erinnerungen
an 1970
Nicht
meine. Die Filmemacher Cooperative gab es. Einer, der
heute nicht mehr dabei ist (Alfred Hilsberg), machte einen
Sonderverleih auf: mit den wenigen Filmen, die ausdrücklich
politisch sein solten. Man könnte auch sagen, er hat sie geklaut.
Die Prügelei geistert noch heute durch die öffentlichen
Erinnerungen. 1971 die Sozialistische Film Coop, 1972 dann der
Zentral Film Verleih. Mit vielen Filmen, die heute niemand
mehr kennt. Die industrielle Reservearmee von Helma Sanders.
Dann später, vielleicht 1973/74, die Frage, die alle linken
Akademiker bewegt. Woher kommt die Revolution? Aus den Stadtteilen
oder aus den Betrieben? Wer hat recht?
Auch im
Verleih zwei Meinungen: mal gewinnt der Film aus dem Kalletal für
die Arbeitsplätze bei Demag, mal der Rockerfilm aus Frankfurt.
Ökonomische Grundlage des Verleihs auch in dieser Zeit eher die
Filme, die C. nicht liebt. Das erfahre ich erst viel später.
Ich habe losen Kontakt zu diesem Verleih. Bin selber auf der
Arbeiterwelle in die dffb (Deutsche Film- und
Fernsehakdamie Berlin) geschwappt. Lerne viel und bin
wißbegierig. Zusammen mit anderen aus dem Medienzentrum in Berlin
mache ich einen Filmkatalog, zwei verschiedene Umschläge: „Film
im Klassenkampf“ und „Filme der Arbeiterbewegung“.
Unterschiedliche Titel, aber sie meinen das gleiche. Die Jusos und
die Falken kaufen den Katalog mit dem zweiten Umschlag. Wir schicken
den Katalog nach Hamburg. Sie haben am Karl Muck Platz 9 (heute
Johannes Brahms Platz 9) viel zu kritisieren. Vor allem, daß viele
wichtige Filme aus dem ZFV fehlen. Sie wollen für die nächste
Auflage viele Verbesserungsvorschläge machen. Wir warten vergeblich.
Die Zeit
der selbsternannten kommunistischen Arbeiterparteien. Aus dieser Zeit
auch meine Parteifeindlichkeit. Der Verleih hat mit diesen Parteien
auch wenig am Hut. Das macht ihn mir sympathisch. Dennoch treten sie
nach außen immer geschlossen auf. Innere Widersprüche werden
rausgehalten, dringen nicht an die Öffentlichkeit. Sie sprechen mit
einer Stimme.
Sie sind
ein Kollektiv, es gibt keinen Chef, sie entscheiden alles gemeinsam,
sagen sie. Sie erledigen die anfallenden Arbeiten gemeinsam, eine
Arbeitsteilung im klassischen Sinne gibt es nicht, sagen sie. Sie
sind weder von Bonzen noch von Parteien abhängig. Der Verleih zeigt
in seinen Filmen ein widersprüchliches Bild. Es ist bunt. Daß
dieses bunte Bild nur auf unterschiedliche Gewinner verschiedener
Machtkämpfe zurückgeht, weiß ich nicht. Sie machen viele
Versprechungen.
Das
Kollektiv 1976 in Berlin bei den Festspielen: Vier Personen wollen
mich anwerben. Ich sage zu im Herbst nach Hamburg zu kommen. Erst
später wird mir klar, warum sie alle wollen, daß ich nach Hamburg
zum Verleih komme. Sie wollen mich als Bündnispartner für ihren
internen Konflikt benutzen.
Ich denke, man kann als Filmemacher von den Verleihen nicht immer nur fordern, man muß auch selber mit zufassen, wenn es nicht vorangeht. Im Oktober bin ich da, drei Leute (Alfred Hilsberg, Uwe Emmenthal und Nobert Huhn) sind schon weg. Verwirrung bei mir. Fragen an die Dagebliebenen. (C., + K. J.)
„Wir haben uns aus inhaltlichen Gründen getrennt“, ist die einzige Erklärung.
Das erklärt nicht viel. Aber was solls, von der alten Crew ist nur noch einer da. Die anderen sind nicht mehr wichtig für mich, sie haben aufgehört – erledigt. Eins macht mich stutzig: Es sind genau die Leute weg, mit denen man immer zu tun hatte, wenn man einen Film bestellt hat, der dann auch den Lieferschein unterschrieben hatte. Der Mitarbeiter für „übergeordnete“ Anfragen war noch da. Einer von den Ausgeschiedenen hat morgens immer nur Zeitung gelesen, wollte sich hier selbst verwirklichen, höre ich. Später höre ich auch die andere Version. Mir ist das eigentlich ziemlich egal. Sie haben aufgehört, also sind sie nicht mehr wichtig.
1976 habe ich von diesem Verleih auch noch ein anderes Bild:
Die klopfen immer viel Sprüche, müssen ungefragt überall was sagen, und wenn man dann einen Film bestellt hat, dann kommt er nicht rechtzeitig. Schuld sind sie niemals sie selber, sondern immer „unsolidarische Vorspieler“. Oder noch schlimmer. Es kommt etwas, das hat mit Film nicht mehr viel zu tun – das Bild kann man vor lauter Kratzern nicht erkennen, der Ton ist kaum zu verstehen. Das, denke ich, ist meine erste Aufgabe in Hamburg, das zu ändern. Ich denke, Unzuverlässigkeit, hat mit links nichts zu tun. Ich denke, schlechte Kopien ebenfalls nicht. Ich versuche zu ändern und ernte viel Beifall, aber wenig praktische Unterstützung.
Die
anderen sagen: Zeitmangel. Aber täglich werden nur ca. vier Filme
verschickt und vier entgegen genommen. Keine ‚Schwierigkeit für drei
Leute, da die Arbeiten auf dem laufenden zu halten, Filme zu
reparieren, Klammerteile zu bestellen.
Einen Film habe ich mitgebracht von der dffb. (Meinen Abschlußfilm von der dffb Mit uns nicht mehr). Über Arbeit und eigene Erfahrungen in meinem ehemaligen Beruf als Maschinenschlosser.
Das
frühere Kollektiv hatte, so lese ich, diesen Film schon einmal
abgelehnt. Ich erinnere nur, daß er einige Wochen in Hamburg lag und
dann nur nach bösen Drohungen zurückgeschickt wurde. Kommentarlos.
C., immer noch Germanistikstudent, ohne eigene Berufserfahrung außerhalb des Verleihs, erklärt mir seine Haltung in der Gewerkschaftsfrage. Auf welche Weise das ZFV-Kollektiv bisher Gewerkschaftsfunktionäre kritisiert habe.
Ich mache einfach Druck, keine langen Diskussionen. Das ist meine politische Haltung, die in diesem Film ausgedrückt wird, und wenn die hier nichts zu suchen hat, dann habe ich hier auch nichts verloren. Der Film kommt in den Verleih. Nach vier Jahren habe ich genug. 1980 verschwinde ich von der Lohnliste des ZFV. Dazwischen viele Versuche einer guten Zusammenarbeit. Viele Versuche sich wenigstens nicht ins Gehege zu geraten.
Viele Fehler, die ich mitgemacht habe oder nicht entschieden genug bekämpft habe. Viele gute Leute, die im Verleih enttäuscht worden sind, die ich stärker hätte stützen können in ihren Konflikten mit C.. Aber oft lag eben die Wahrheit dazwischen. Der Hauptfehler aus meiner ZFV Zeit sicher: so eine Art unbewußtes Zentral Komitee für die Bewegung zu sein. immer wieder Entscheidungen darüber zu fällen, welche Filme notwendig und wichtig seien und dabei nur auf sich selbst, aber niemals auf die Kraft der sogenannten Benutzer unserer Filme zu vertrauen.
Andere Verleiher redeten oft davon, daß dieser und jener Film oft ausgeliehen wird, wir mit unserer befangenen Ideologie hatten dafür nur immer einen Spruch parat: „Ihr seid ja nur auf die Kohle scharf.“ Und die „Branche“ Film ist korrupt genug. Da wird ständig über Geld geredet. Inhalte außer ihren eigenen Kontoauszügen haben die kaum noch im Kopf. Alois Brummer ist da ein gutes Beispiel. Es gibt allerdings auch vornehme Leute im Geschäft. Wenn sie über wichtige Inhalte reden, über das, was sie den Leuten als Botschaft bringen wollen, dann denke ich oft: Klappern gehört zum Geschäft. Oder auch vornehmer mit Godard:
„Die
Kunst der Massen ist eine Idee der Kapitalisten.“
Dieses
Jahr in Oberhausen bei der Diskussion „20 Jahre
Oberhausener Manifest“ habe ich das auch wieder gedacht. Die
Gefahr in diesem Bereich, entweder reich zu werden und alles zu
vergessen oder Konkurs zu machen oder aber zum Heiligen zu verkommen,
ist besonders groß. Wir bekommen einen Brief von der
Verleihgenossenschaft in München. Da steht etwas von den
Gralshütern der richtigen Verleihpolitik. Sie haben recht gehabt.
Doch damals bin ich sauer auf diesen Brief.
Inzwischen ist aus dem Popelverein von 1972, in der jeder Mitarbeiter 60 DM pro Monat einzahlen mußte, ein Betrieb mit einem Jahresumsatz von 400.000 DM geworden. 40 Jahre unter- und unbezahlter Arbeit stecken drin. Vier von Alfred Hilsberg und A.R. und A. K., vier von mir (Jens Meyer)., drei von Klaus Jötten. (?), zwei von T. (Thomas Thielemann), zehn von C.. Wenn man sich jetzt von C. trennt, so wie man sich von 20 anderen getrennt hat, aus „inhaltlichen“ Gründen, warum sollte man sich nun nach so vielen Jahren privatrechtlich trennen?
Haben wir
nicht viele Jahre diesen Verleih als „Instrument der Bewegung“
bezeichnet? Der Verleih ist schließlich niemals eine
Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für frustrierte Akademiker gewesen.
Oder etwa doch? Wer hat mich solange so gut täuschen können?
Fragen, die zur Zeit nicht beantwortet werden können. Ein Brief von
Arbeit und Film (Gernot Steinweg-Frankfurt): Sie warnen vor zwei
Konkurrenzverleihen, sie haben recht. Der „Markt“ ist nicht groß
genug. Aber sie meinen es anders. Wir sollen C. den Verleih
überlassen, wie immer.
Es
beginnt im November 81 eine Grundsatzdiskussion. Ich breche fast
zusammen. Lese von mir akzeptierte Definitionen in unserem
„1978-Hauptkatalog“. Das steht als Definition für Frauenfilme
folgendes: „Arbeiterinnen und Angestellte in der BRD und in
anderen Ländern, ihre Arbeitsbedingungen, Leichtlohngruppen,
Abtreibungsverbot, und Abhängigkeit von Männern, ihr Kampf für die
Stärkung der Arbeiterklasse.“ Mir wird übel vor mir selber.
Vier Filme sind aufgeführt. Frauen existieren in einem linken
Verleih vor allem: 1. entweder als ausgebeutete Arbeiterin am
Fließband mit der Doppelbelastung oder 2. als arme Frau, die
mit der Klassenjustiz-und dem § 218-in Konflikt kommt.
Ein Film wird uns angeboten. Ohne Liebe ist man höchstens geschickt. (vergleiche Medium 2/82; d. Red.) – ein Dokumentarfilm über die Arbeit einer Hebamme. C. fordert eine Grundsatzdiskussion, er findet den Film zwar auch gut, aber er gehöre wohl „eher in einen bürgerlichen Verleih“. Der Film kommt trotz erheblicher Widerstände in den Verleih. Eine Grundsatzdiskussion soll trotzdem kommen. Alle „Hauptamtlichen“ sollen dabei sein. Schon damit sie sich später nicht rausreden können, da bin ich nicht dabei gewesen, das müssen wir noch mal diskutieren. Schließlich ist das ein Filmverleih und kein Diskussionsclub, der mit Diskussionen die ökonomische Grundlage des Verleihs stabil erhält. Frist 31. März 82 (1982).
Bis dahin
wollen wir alle Schwerpunktbereiche des ZFV ausführlich
diskutieren und für die nächste Zeit festlegen. Kein
Festivalbesuch, keine Filmanschaffungen, keine Reisen – vor allem
keine Reiseprotokolle. Alle halten sich daran. Nur C. hat
schon nach 14 Tagen drei Reisen fest abgemacht und fährt auch trotz
Drohungen und Verwünschungen der anderen nach Berlin, Finnland und
in die Schweiz.
Sachzwänge
lassen sich immer schaffen, sagen seine Gegner. Seine Lober dagegen:
Das war notwendig, hätte er diese Reisen nicht gemacht, hätte er
damit dem ZFV schweren Schaden zugefügt. Ich erinnere mich:
die alte Diskussion: Die Sache ist wichtig und nicht, auf welche
Weise man zum Ziel kommt. Ich dagegen und auch die
Lohnlistenmitarbeiter: „Eine Sache, die innen falsch ist, kann
nicht außen richtig sein“, oder anders: „Beides ist
wichtig – das Ziel und auch der Weg.“
Das
wird, wenn das zwischen dem weißen medium-Karton gedruckt ist und
gelesen wird, sicher Schnee von gestern sein. Ein Bericht aus dem
Innern
des Wals.
Das war
Vergangenheit und nun
Wie wird der neue Zentral Film Verleih arbeiten? Wie wird er innen aussehen? Welche Filme wird er in Zukunft verleihen wollen? Auf welche Weise will er mit anderen Filmverleihen und den Benutzern der Filme besser zusammenarbeiten als in der Vergangenheit? Da haben viele Leute Wünsche und Hoffnungen, aber auch: schon eine Praxis, die sich in Teilen bewährt hat. Was gut war in der Vergangenheit, soll auch in Zukunft so bleiben: Eine Verleih, der partei- und bonzenunabhängig arbeitet. Auch die 15 Bereiche sollen weitgehend erhalten bleiben.
Die
dogmatische Ausgrenzung sogenannter
„unpolitischer“ Filme wird in Zukunft unterbleiben. Es
wird im zukünftigen Verleih auch viele Filme geben, die nicht nur zu
Schulungskursen oder Seminaren verwandt werden können, sondern
Filme, in denen das Leben dieser Menschen auch vorkommt. Filme, in
denen Menschen
auftauchen und nicht nur Funktionen.
Einige
dieser Filme sind schon im Verleih. Zu nennen sind
z. B. Das höchste
Gut einer Frau ist ihr Schweigen, Ohne Liebe ist man höchstens
geschickt, Geschichten von Flüsterpferd, Der Traum von einer Sache.
Das
„De-Facto-ZK-des ZVF“ ist
als aufgelöst zu betrachten. Wir entscheiden in Zukunft nicht mehr
alleine, ob ein Film notwendig ist oder nicht. Benutzer und
Filmemacher sollen sich an den Entscheidungen beteiligen und auch die
Möglichkeit bekommen, ihre Entscheidungen durchzusetzen. Sollte es
bei der bisherigen Rechtsform des Vereins bleiben, dann ist das mit
einer entsprechenden Satzung und Zusatzverträgen auch möglich.
Einige
Filmemacher haben wir dafür auch schon begeistern können. Sie
arbeiten bereits jetzt am neuen Konzept und der neuen Praxis mit.
Auch mit einigen Spielstellen haben wir schon gesprochen. Es wäre
schön, wenn nach dem Abdruck dieses Artikels noch mehr Filmemacher
und Benutzer/Spielstellen ihre Bereitschaft zur Mitarbeit erklären
würden.
Das hört
sich nun zwar ziemlich groß nach Bundeskonferenz an, soll es aber
nicht werden. Ganz neu sind wird auch nicht. Da genügt oft schon ein
Hinweis: „Wir brauchen einen Film für unsere Veranstaltungen, der
so und so aussehen soll. Es wäre gut, wenn ihr so was mal anschaffen
könntet.“
Oder
mehrere Spielstellen wenden
sich an den Verleih, um einen Film aus dem Ausland in die BRD zu
holen. Damit werden wir in Zukunft anders als in der Vergangenheit
umzugehen wissen. Wir wissen in Zukunft nicht mehr alles, und
vorrangig auch nicht mehr alles besser. Wir geben in Zukunft
Hilfestellungen, wir wollen Kraft und Mut geben, wer das braucht.
Aber wir wollen auch beides zurück. Wir wollen Instrument sein und
selber dabei leben. Wir lassen uns nicht einteilen: hier Politik, da
Leben in zwei getrennten Bereichen.
Wir
wollen keine damit Zeit verschwenden, indem wir so lange reden, bis
ihr der gleichen Meinung seid wie wir. Wir wollen euch nicht
überreden. Unterschiedliche Meinungen in verschiedenen Filmen
bleiben unterschiedlich. Wir
sprechen darüber, aber nicht mit einer Stimme. In der Vielfalt liegt
unsere Kraft. Wir
wollen nicht
auf fahrende Züge aufspringen und immer in verschiedene Richtungen
ein Zeitlang mitfahren, mit Lokomotivführern, die die Fahrpläne
auch nicht besser kennen, als wir selber. Manchmal wissen wir selber,
was zu tun ist, manchmal wissen es andere.
Aber ihr
und wir – wir machen unterschiedliche Erfahrungen, und die Summe
unserer und eurer Erfahrungen wird der neue Verleih sein. Wir wollen
keine Satzungsänderungen, um mit Leuten zu kämpfen. Wir sind
manchmal ratlos.
Aber
wir geben unsere Köpfe nicht an der Garderobe ab, und unseren Bauch
haben wir auch immer dabei. Denn was soll das nutzen, wenn wir nichts
zu fressen haben? Wir sind keine Ersatzkirche und auch keine
Ersatzkirchenvertreter. Wir wollen
das alles mit euch zusammen
erreichen.
Mit euch,
die ihr euch morgens um fünf aus dem Bett quält, und mit euch, die
ihr euch an Fernsehredakteuren abarbeiten müßt, mit euch, die ihr
um 9 Uhr die Auseinandersetzung mit dem Arbeits/Sozialamt führt, mit
euch, die ihr um 10 Uhr in eurem Unisemiar sitzt.
Auch mit
euch Filmemachern, die ihr euer Leben mit „Anträge-Formulieren“,
„Geld-Besorgen“ verbringt. Auch mit euch, die ihr eure Filme vor
zehn Leuten zeigen müßt, weil nebenan ein Fußballspiel läuft. Es
gibt allerdings auch welche, mit denen wir nicht zusammenarbeiten
wollen. Aber die wissen das selber, brauchen auch keine Filme und
lesen diese Zeitschrift sowieso nicht.
Laßt
uns zusammen anfangen. Wir wissen noch nicht alles. Aber wir haben
nicht nur Wünsche und Hoffnungen, sondern auch eine Praxis. in den
theoretischen Schriften stand jedenfalls nicht . . . laßt
euch vereinigen.
Wie
wir das nun innen konkret laufen? Wie wird der neue Verleih arbeiten?
Der Verleih hat zunächst
drei Mitarbeiter, die ökonomisch vom Verleih abhängig sind: W.K.,
E. S., A.R.
Dann einen weiter Mitarbeiter, der noch anderswoher Geld bekommt: Schorsch (K.G.W.). Falls der Verleih seine Rechtsform behalte) n sollte, dann wird durch zusätzliche Verträge eine derartige Machtzusammenballung wie bei C. vorgekommen, aus-geschlossen. Die Rechte der unterschiedlichen Interessengruppen wie Verleihmitarbeiter, Filmemacher, Spielstellen werden in einem Statut berücksichtigt. Falls es zu Interessenkonflikten kommen sollte. werden diese mithilfe von unabhhängigen Schiedskommissionen geklärt: nicht wie in der Vergangenheit mit Machtzusammenballung, ökonomischen Machtmitteln oder Landgerichtsurteilen. In Konfliktfällen bei Filmanschaffungen sollen Minderheiten nicht Filme verhindern können, sondern nur umgekehrt Minderheiten sollen ebenfalls die Möglichkeit bekommen, bestimmte Filme anzuschaffen. Nicht Ausgrenzung, sondern Vielfalt. Nicht Landgericht.
Zu den
Organen des Verleihs
Oberstes
Organ: Mitgliederversammlung,
Genossenschafterversammlung, Anteilseignerversammlung oder wie immer
auch das Kind heissen wird.
Zweimal
im Jahr findet eine solche Versammlung statt. In ihr wird von den
Verleihmitarbeitern und dem Kassenmenschen Rechenschaft über das
vergangene Halbjahr abgegeben. Hier wied die gemeinsame Richtung für
das nächste Halbjahr angegeben. Die MV
beauftragt einen Vorstand. Der Vorstand vertritt in Rechtsgeschäften
den Verleih nach außen. Außen kann sein: Postscheckamt, Bank u. a.
. Dies ist seine einzige Funktion. Diese Tatsache führt nicht dazu ,
daß die übrigen Mitglieder oder Mitarbeiter mit dem Argument
erpresst
werden, der Vorstand hafte etc. . Seine Wählbarkeit wird zeitlich
begrenzt. Mindestens
ein fester Verleihmitarbeiter
soll Mitglied des Vorstandes sein.
Verleihbesprechung.
Diese VB ist das entscheidende
Organ für Entscheidungen zwischen den halbjährlich stattfindenden
Versammlungen aller Mitglieder/arbeiter. Dieses Organ gibt sich eine
Geschäftsordnung, in dem der
Teilnehmerkreis beschrieben
ist.
Das sollten sein: der Vorstand, die festangestellten Mitarbeiter, die Teilzeitmitarbeiter sowie jene unbezahlten Mitarbeiter, die zeitlich begrenzt bestimmte Projekte des Verleihs betreuen. Kein Teilnehmer dieser Besprechung beansprucht für sich oder andere ein Vetorecht bei Entscheidungen. Es gilt das Konsensprinzip. Können wir auf diesem Weg zu keiner Entscheidung kommen, so stimmen wir ab. Stimmberechtigt ist der in der Geschäftsordnung genannte Teilnehmerkreis. Die Sitzungen finden wöchentlich statt.a Das sollten sein: der Vorstand, die festangestellten Mitarbeiter, die Teilzeitmitarbeiter sowie jene unbezahlten Mitarbeiter, die zeitlich begrenzt bestimmte Projekte des Verleihs betreuen. Kein Teilnehmer dieser Besprechung beansprucht für sich oder andere ein Vetorecht bei Entscheidungen. Es gilt das Konsensprinzip. Können wir auf diesem Weg zu keiner Entscheidung kommen, so stimmen wir ab. Stimmberechtigt ist der in der Geschäftsordnung genannte Teilnehmerkreis. Die Sitzungen finden wöchentlich statt.
Alle
vier Wochen (jeden 4. Sonntag) finden Beraterversammlungen
statt. Welche genaue Funktion diese Beraterversammlung haben könnte,
darüber solltet ihr euch den Kopf zerbrechen.
Einige
von uns denken, es sollte eine Meinungsbörse sein für Gespräche
zwischen Verleihern, Benutzern der Filme und Filmemachern. Andere von
uns haben die Vorstellung, daß man diesem Beratergremium die Auswahl
der neuanzuschaffenden Filme übertragen sollte. Was wir gemeinsam
verhindern wollen, sind Abstimmungsmaschinen. Vor allem keine
Verwaltungsbürokratie. Und die Sache soll auch nicht zu einem
Diskutier Verein verkommen, in dem Leute die Finger heben, deren
Fingerheben in jeder Hinsicht für sie folgenlos bleibt.
Bisher
alles noch veränderbar. Diskussionsansätze. Aber wir können auch
nicht zwei Jahre mit der Umsetzung unserer Vorstellungen warten.. Der
Büroalltag des neuen Verleihs wird folgendermaßen praktiziert.
(jetzt auch schon teilweise):
Alle Verleihmitarbeiter sollen in gleicher, praktischer Weise Zugang zu allen Informationen des Verleihs haben. Um dieses Ziel zu verwirklichen, müssen künftige Informationsvorsprünge/Machtansammlungen verhindert werden. Dazu werden zunächst die sogenannten Routinearbeiten wie Filmberatung und Disposition der Filme (telefonisch/schriftlich), Versand und Kontrolle der Kopien, Katalogbestellungen, Anschriftenkartei u. a. auf alle anwesenden Mitarbeiter in einem wöchentlichen Rythmus gleichmäßig verteilt (Rotationsprinzip). Auch die restlichen anfallenden Arbeiten, die weniger termingebunden sind, wie Filmabrechnungen, Erstellung und Versand von Informationsmaterial, Sichtvorführungen und Filmbegleitungen, Einsatzstatistiken u. a. werden wöchentlich gleichmäßig verteilt. Im dritten Bereich sind die Arbeiten zu verteilen, die über längere Zeiträume zu bearbeiten sind, wie Kontoführung, Rechnungsabbuchung, Lohnbuchhaltung, Steuererklärung u. a.. Diese Arbeiten werden im viertel-jährlichen Rythmus auf alle Mitarbeiter gleichmäßig verteilt. Außer den genannten Arbeiten wird der Verleih unentgeltlich arbeitende „Projektmitarbeiter“ (wie in der Vergangenheit auch) für einzelne Aufgaben haben.
Das sind
beispielweise Herstellung deutscher Tonfassungen ausländischer
Filme, Rundreisen mit neuen Filmen, Herstellung von
Hintergrundmaterialien für bestimmte Einsatzbereiche, Verbesserung
des dezentralen Beratungsnetzes zusammen mit ähnlich arbeitenden
Verleihgruppen in der BRD. Auch in diesem Bereich sind wir für
Anregungen offen und für Angebote dankbar. Und im Gegensatz zu
früher werden wir sie nicht jahrelang wohlwollend prüfen, bis
niemand mehr davon weiß.
Im
Verlauf unserer Auseinandersetzungen sind wir immer wieder auf
ähnliche Fälle von Privatisierungsversuchen innerhalb des linken
Ökonomie Bereiches gestoßen. Der Witz, in dem ein Kollektivmitglied
ruft:
“Chef,
kannste ma kommen, hier will jemand
was über unser Kollektiv wissen“,
gehört für den Zentral Film Verleih
Hamburg e. V. jedenfalls der Vergangenheit an.
Text: Jens Meyer Mai 1982/neu abgeschrieben im Februar 2021
Die Sache war damit natürlich noch nicht zu Ende. Siehe Bemerkungen 2021. Nach fast 40 Jahren sollten auch die Namen der damals Beteiligten genannt werden: A. H. = Alfred Hilsberg; A. K. = Anne Kubina; A. R. = Andrea Rudolphi; C. L. = Christian Lehmann (Ehemals Vorsitzender der ZFV e.V.), K. J. = Klaus Jötten; D. L. = Detlev Lehmann; E. S. = Elfriede Schmitt; S. F. = Sabine Fischötter, J. M. = Jens Meyer; K. G. W. = Klaus Georg Wolf; N. H. = Norbert Huhn; T. T. = Thomas Thielemann; U. E. = Uwe Emmental; W. M. = Wolfgang Morell; W. K. = Werner Koch