Briefe an Eugen (V) Endlich! Die Wahrheit über den Bau der Mauer.

Romische Zahlen am BUG

Briefe an Eugen – Die Wahrheit über den Bau der Mauer (V)

PDF Briefe an Eugen (V)

Hallo Eugen, Du wirst es nicht glauben. Aber es ist so. Ich habe herausgefunden, sozusagen als erster, warum die Herren in Pankow an jenem Tag, einem Sonntag, alle Maurer der kleinen Republik zusammen gerufen hatten. Sie wollten die größere Republik vor den vielen Nazis schützen, indem sie einen antifaschistischen Schutzwall errichteten.

Damit ist auch die Theorie von Billy Wilder hinfällig, der da in seinem wunderbaren Film 1—2―3 behauptet hatte, die Herren in Pankow haetten diesen Sonntag nur deswegen ausgesucht, weil die Welt nach Washington schaute, um das „Baseball Spiel der Yankees gegen die Senators“ zu sehen.

Filmton wörtlich: Am Sonntag, dem 13. August 1961, waren die Augen Amerikas auf Washington gerichtet, wo ein Ereignis die ganze Nation in Atem hielt: das große Baseballspiel des Jahres, die Yankees gegen die Senators. Am selben Tag errichteten die Kommunisten durch einen Handstreich eine Mauer zwischen Ost- und Westberlin. Ich erwähne das nur, um zu zeigen, mit welcher Art von Leuten wir es in der Pankower Kreml-Filiale zu tun haben.“

Aber nein, das war es nicht. Ich habe zwar nicht mit letzter Sicherheit den Grund herausfinden können, warum sie diese Mauer gebaut hatten, aber ich bin der erste, der herausgefunden, warum sie nun grade diesen Sonntag im August 1961 dafür ausgewählt hatten: Zur Ehre von Karl Liebknecht!

Das hättsde jetzt nicht gedacht? Meistens feiern sie ja nur seinen Todestag. Aber einmal wollten sie offensichtlich auch seinen Geburtstag feiern. Und das war ebenfalls ein Sonntag gewesen. Ein Sonntag im August. Vor neunzig Jahren. Karl Liebknecht war am 13. August 1871 in Leibzwick (Seyfried) geboren worden.

Und am 13. August 1961 hatte ein »Niemand«, manchmal auch Walter Ulbricht genannt, »was Bullrich Salz für die Verdauung ist Ulbricht für die Weltanschauung«, die Maurer der ostdeutschen Republik zusammen gerufen, kein Werktag sollte verloren gehen, um die westdeutsche Republik vor den Faschisten zu schützen. Wo ist eigentlich der Ulbricht von heute wenn man ihn mal braucht?

Da staunste was? Nein? Aber ja: Der antifaschistische Schutzwall der DDR wurde zur Ehre von Karl Liebknecht zu seinem 90. Geburtstag errichtet. Kannste selber nachsehn. Eben ein Sonntagskind, der Karl. Nun kommst Du, J.

Lebuser Śtraße Berlin
Foto G. Klaut
Potsdamer Platz Foto Jens Meyer
Creative commons.org
cc
Niemand Foto Jens Meyer

Ein Gedanke zu „Briefe an Eugen (V) Endlich! Die Wahrheit über den Bau der Mauer.“

  1. Auch wenn Du nur erläutern willst, warum die Mauer ausgerechnet an einem Sonntag, den 13. August gebaut wurde, – was Dir launig gelungen ist, – erlaube ich mir, etwas weiter auszuholen und empfehle den Artikel aus Le Monde diplomatique vom 08.07.2011:

    https://monde-diplomatique.de/artikel/!270754

    Nerven und Augenmaß
    Wie vor fünfzig Jahren in Berlin der Dritte Weltkrieg an- und wieder abgesagt wurde von Reinhard Mutz

    Zitat:
    „Für die DDR und ihre Schutzmacht verkörperte die westliche Teilstadt den sprichwörtlichen Pfahl im Fleisch: Inmitten des Staatsgebiets der DDR liegend, mit zu duldenden Verkehrswegen über das eigene Territorium, mit republikweit empfangbaren Rundfunk- und Fernsehsendern versehen. Kurz: ein Gebilde, das politisch und ideologisch dem Gegensystem angehört, freier, offener, wohlhabender ist und deshalb anziehend für die Menschen, die den Sozialismus in erster Linie als Mangelwirtschaft erlebten. Weshalb man es schließlich einmauern muss, um das heimliche Entweichen der Bevölkerung zu unterbinden.
    Seit 1949 verließen jährlich 200 000 DDR-Bürger ihr Land, die Einwohnerschaft einer mittleren Großstadt wie Rostock oder Erfurt, über 2 Millionen Menschen seit der Staatsgründung, rund 15 Prozent der Bevölkerung, zur Hälfte jünger als 25 Jahre. Sie gingen über Westberlin. Wie dieses Schlupfloch zu schließen sei, war in Wahrheit das Thema der zweiten Berlinkrise, was man allerdings nur hinter vorgehaltener Hand aussprach. “

    Der Artikel behandelt die Krise von 1948/49 und die von 1961 – sehr aktuell!

    Übrigens: ein tolles Foto vom Potsdamer Platz hast Du gemacht!!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.