Haselbergstrasse 20 in Köln – die dunkle Seite

Aus meinem Brief an das Finanzamt Köln West: (abgeschickt am 15. Februar 2019, bisher ohne Antwort) . . . Es ist Dienstag, d. 12. Februar 2019. 11.00 Uhr. Ich bin auf der Aachener Straße in Köln. Auf der Suche nach dem Finanzamt Köln West. Das Fahrrad habe ich geliehen. Die Aachener Straße in Köln ist lang und breit, zwei Spuren in der einen Richtung, zwei in der anderen. Der Fahrradweg ist schmal, der Fußweg auch. In der Mitte fährt die Straßenbahn. In Junkersdorf beginnt die Reise. Ich halte Ausschau nach einem hässlichen Gebäude, das rechts oder links der Aachener Straße sein soll. Ich komme bis zum Rudolf Platz, sehe viele hässliche Gebäude, aber an keinem taucht der Name Finanzamt auf. Am Rudolfplatz frage ich einen jungen Mann nach dem Weg zum Finanzamt. Als er bemerkt, dass ich ein Anliegen habe, nimmt er sofort die Stöpsel aus den Ohren und sieht in seinem      i Pad nach. Ich denke, freundliche Leute sind das, die Kölner, und so hilfsbereit.

Es stellt sich heraus, das Finanzamt West ist in einer Seitenstraße von der Aachener Straße. Und ich finde es. Es ist zwölf Uhr fünfzehn. Dienstag. Mächtig steht es da in der Landschaft. Damit entspricht es meinen ästhetischen Vermutungen. An der Tür ein großes Schild, dass es an fünf Tagen in der Woche geöffnet ist. Von 8.00 – 12. 00 Uhr. Ein größeres Schild darüber teilt mit, dass es am Mittwoch den 13. Februar „ganztägig“ geschlossen sei.

Ich wundere mich über das Wort „ganztägig“. Besteht der ganze Tag beim Finanzamt aus vier Stunden? Aber die Tür ist offen. Die Pförtnerkabine ist leer. Ich trete ein. Hinweisschilder, wo man die Formulare für Steuererklärungen bekommen kann, fehlen. Ich wandle durch die rechten Gang und suche so etwas. Nach gefühlten dreissig Metern ist eine Tür offen. Darin befindet sich eine Mitarbeiterin, die ich freundlich frage, ob ich ihr eine Frage stellen könne. Sie denkt offensichtlich, ich sei schwerhörig und brüllt mich an: „Wie sind sie überhaupt reingekommen?“

Den Brüllton kommentiere ich nicht und behalte meine Lautstärke bei und antworte: „Durch die Tür“. Nach einer kleine Pause füge ich hinzu, was ich eigentlich fragen wollte: “Wo kann ich die Formulare für Einkommensteuererklärung bekommen?“ Ihre Antwort, laut wie beim letzten Mal, schreit mich an: „Die gibt’s Online“ . Ich antworte: „Ich hab kein Online“. Sie antwortet, ich solle jetzt augenblicklich das Finanzamt verlassen und warten bis der Pförtner kommt, und zwar draußen. Vor der Tür. Minus zehn Grad.

Beim Rausgehen dann, entdecke ich die Formulare, die im Vorraum bereit liegen. Leider sind nicht alle benötigten Formulare vorhanden. Ich wundere mich, dass eine Mitarbeiterin, die hier jeden Morgen auf dem Weg zu Ihrem Arbeitsplatz ist, diese Formulare nicht bemerkt hat und derart schlecht informiert ist. Der Pförtner soll in 90 Minuten von 13.30 – 15.00 Uhr noch einmal anwesend sein. So viel Zeit habe ich nicht und stelle mir die Frage, warum es keine Öffnungszeit für Menschen gibt, die keine Möglichkeit haben, zwischen 8.00 – 12.00 hier Formulare abzuholen. Auch der angebotene Dienstagstermin von 13.30 – 15.00 Uhr ist nicht gerade kundenfreundlich und entspricht so in allem, was ich gerade erlebt habe. Die dunkle Seite von Köln. Vielleicht können Sie, so schreibe ich ihrem Dienststellenleiter, die Mitarbeiterin wenigstens davon informieren, das auch in Köln die amtlichen Vordrucke im Finanzamt zu erhalten sind, wenn auch nicht „ganztägig“, so doch zwischen acht und zwölf Uhr und dann wenn mal zufällig, natürlich versehentlich, die Außentür offen ist. Muss sich ein Berufstätiger eben mal einen Tag Urlaub nehmen, wenn er in Köln ein Formular für eine Einkommensteuererklärung benötigt.

Ich kenne viele Finanzämter, aber so etwas wie hier im Finanzamt Köln West, ist mir in der Tat noch nie passiert. Jens Meyer Hamburg

Fotos Jens Meyer

PS: Auf eine Antwort auf meinen Brief an den Dienststellenleiter warte ich noch (5. März 2019), wo sie doch so einen großen Briefkasten  haben und auch noch so ein schönes Schild daran, daß ihn auch ein blinder Briefträger finden könnte.

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