Das Beamtenheimstättenwerk

Das Beamtenheimstättenwerk

Vor vier Jahren kam ich von Reise aus Los Angeles wieder zurück nach Hamburg. Wie jeder Tourist hatte ich die Universal Tour hinter mir. In jeder Stadt, in der ich gewesen war in den USA, hatte ich die Kinos besichtigt. Vier Jahre später gehe ich in Hamburg durch die Friedensallee. Auf der einen Seite die Europäische Filmförderung und das Vertriebskontor. Auf der anderen Strassenseite das Filmbüro Hamburg.

Dann habe ich nachgedacht. Geld ist in Europas Filmbranche nicht weniger da, als in den USA. Geld ist nicht das Problem. Das Problem, habe ich gedacht, ist dass in Europa Professionalität mit Angeberei verwechselt wird. Das “Beamtenheimstättenwerk“, so will ich es mal nennen, das die Gelder für die Produktion von Filmen zur Verfügung stellt, beherrscht nur eine einzige Fähigkeit wirklich gut, die Angeberei. Weitere Fähigkeiten brauchen sie leider für ihre Tätigkeit nicht. Ihr Wissen erschöpft sich darin, wie mache ich eine richtige Reisekostenabrechnung? Welche Personen sind für meine weitere Karriere wichtig? Was kann ich für meinen Machterhalt tun?

Ich kannte diese Zeise Halle noch, da wurden hier Bronze Propeller gegossen. Das war eine mörderische, gesundheitsschädliche Arbeit. Aber die Former und Bronzegießer verstanden etwas von ihrem Handwerk. Dann kam 1979 das Filmfest Hamburg mit Helga B. und Anne K. Und jetzt ist es eben so. Ich kenne die Damen und Herren aus den Führungsschichten der Förderungsbürokratie alle vom Hin- und vom Wegsehen. Du triffst sie überall. Wenn Minister Empfänge geben, auf Festivals, am kalten Buffet.

Nur im Kino triffst du sie nie. Im Grunde ihres Herzens verachten sie das Kino und seine Zuschauer. Wie ich in der Zeitung las, dass es nun – nach sechzehn Jahren – zu Ende sein soll, hab ich nur gedacht, das ist kein Verlust. Was spricht dagegen, wenn ein bürokratischer Wasserkopf rationalisiert wird? Nichts. Es kann nur besser werden. Wie ich dann allerdings die Besetzungsliste des Aufsichtsrates studiert habe, da habe ich gewusst, das ist falsch. Es kann doch noch schlechter werden mit diesem Aufsichtsrat.

Wie soll ein Aufsichtsrat aus Greisen und Greisinnen eine Filmförderung bestimmen, dessen Produkte – die Filme – sich an 20 – 30jährige Zuschauer wenden? ich glaube nicht, dass sie den Zug in die richtige Richtung bringen können. Alle reden jetzt von Kosslick. Aber Dieter Kosslick ist auch nur ein Politiker auf dem Weg nach oben. Detlev Buck ist ein guter Regisseur. Er wird seinen Weg finden. Es gibt keinen Grund, warum er nicht auch ohne Fördergelder aus den Ländern gute Filme machen kann.

Hamburg 15. 4. 1995 Besser anonymTieresehendichan3

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