Die weniger glückliche Begegnung des Filmbeobachters M. (I)

Die weniger glückliche Begegnung des Filmbeobachters M. in einem Kino des Cinemaxx Konzerns. Schadenfreude (I). Gehört Schadenfreude eigentlich zu den Todsünden der Christen? So wie Geiz und Gewinnsucht? Da ich 1978 aus dem Verein ausgetreten war, darf ich schadenfreudig sein. Ohne damit automatisch in der Hölle zu landen, wo es vermutlich ohnehin wärmer ist. Es scheint so, dass die Führungsspitze des Konzerns nur noch aus den Fachleuten besteht, die nur eine dieser Todsünden praktizieren und wirklich beherrschen: Geld zählen. Ein Bauernopfer wird es mit Sicherheit nach diesem Vorfall geben. Wie immer. Oder handelt es sich gar um eine neue Verleihstrategie der Firma Constantin? Es ist schon ungewöhnlich, wenn nur eine Presssevorführung angesetzt wird. Und das nur zwei Tage vor dem Start des Filmes. Bei dem ersten Film der aufgelegten Serie gab es immerhin zwei Pressevorführungen. Ich bekenne mich zur Schadenfreude. Heute morgen erhielt ich die Nachricht, dass um 12.30 Uhr eine Pressevorführung des Filmes “Fuck yu Göthe 2” (ich weiss immer noch nicht, wie man das schreibt) im Cinemaxx am Dammtor stattfindet. Und da ich den ersten Film auch per Zufall in einer Pressevorführung gesehen hatte, war es klar, dass ich mir die zweite dafür ans Bein binden würde. Auch wenns naturgemäß so ist, das der zweite Teil schlechter ist, als der erste Teil. Die Eingangshilfe leitete mich ins Kino drei. Ich belegte (wie üblich) einen Fluchtplatz, um notfalls, ohne große Aufmerksamkeit zu erregen, das Kino verlassen zu können, wenns gar zu dicke kommt. Das Kino ist gut gefüllt. Pünktlicher Beginn. Vorspann mit einem witzig gemeinten Hinweis der Firma Constantin, das man den folgenden Film nicht mitschneiden dürfe. Das hatte ich auch nicht vor. Dann der Film. Ich bemerke, dass das Kino inzwischen sowohl den Seitenkasch, als auch den unteren Kasch bewegen kann. Das soll vermutlich CinemaScope sein. Nach gefühlten 5 Minuten wird das Publikum unruhig. Das kann doch nicht wahr sein. Der Anfang des Filmes sieht genauso aus, wie der erste Film. Nur das mit dem Knast, ganz am Anfang, hatte ich nicht mehr in Erinnerung. Nach 20 Minuten fällt es (nach Hinweisen aus dem Publikum) auch den Verantwortlichen der Cinemaxx AG auf. Dies hier ist nicht der angekündigte zweite Teil des Filmes, sondern der erste. Das Licht geht an, der Saal leert sich. Es geht das Gerücht, dass die Vorführung im Kino 6 stattfindet. Das Gerücht stellt sich als Irrtum heraus. Der Film sei zwar im Haus, aber man sei technisch nicht in der Lage, in der zur Verfügung stehenden Zeit, den Film auf den Server des Kino drei zu transportieren. Eine Pressevorführung wird für 17.30 Uhr angekündigt. Für viele angeblich freie Journalisten ein Desaster. Und was lerne ich daraus? Das Cinemaxx ist technisch schlechter aufgestellt, als ich vermutet hatte. So ist das eben bei einer Führungsebene, die nur noch Geld zählt und die statt Menschen, lieber Automaten aufstellt und bezahlt. (Ich zähle neun im Foyer). Filmbeoachter M. Gruesse an Stinki Mueller.

Keine Kritik: ALLE HAIFISCHE HABEN ZÄHNE oder Mackie Messer Brechts Dreigroschenfilm

Keine Kritik: Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm

Pressevorführung 23.8.2018 Abaton, 131 Min. Uraufführung beim Filmfest München 2017 Regie: Joachim Lang, Kamera: David Slama, Drehbuch: Joachim Lang Verleih: Wild Bunch Germany, Start am 13. 09. 2018

Ein Haifisch ohne Zähne

Erkenntnisse aus dieser Pressevorführung sind:

1 Kommt man als letzter Beobachter in die Pressevorführung, dann weiß man genau, wie viele Leute schon drin sitzen. Ich trage mich mit Nummer 19 ein.

2 Überraschend wenig Leute.

3 Als ich die zweite Tür des Abatons passiert habe, schallt mir der Haifisch entgegen, der Zähne hat, was ja eigentlich nichts besonderes ist denke ich, weil ja jeder Haifisch Zähne hat. Wieso sollte der von Brecht eigentlich keine haben? Naja.

Schon an der Zahl der auf der Bühne versammelten Schauspieler und Statisten kann man unschwer erkennen: Es handelt sich bei diesem Produkt um einen deutschen Förderfilm, der nicht billig war. Und bei dem sofort die alte Frage aufkommt, was ist nun besser, die Bühnenfassung oder der Film?

Es ist wie bei der Geburt eines Kaninchens oder der eines Pinguins. Was oder wen das kleine Kaninchen oder der kleine Pinguin zuerst sieht, hält das Kleine für ihre/seine Mutter.

So auch die Brecht Leser und die Brecht Zuschauer. Haben sie zuerst die literarische Vorlage gelesen, nach der das Buch verfilmt wurde, finden sie das Druckerzeugnis besser und umgekehrt.

Bei Romanen ist es ähnlich. Nur hat Brecht kaum Romane geschrieben. Und schon ist der deutsche Schulmeister wieder da. Bei mir auch. Diesmal kommt der Schauspieler der den Brecht spielt, Lars Eidinger, dran.

Ihm wurde die undankbare Aufgabe zuteil, dass er die dargestellten Filmproduzenten und natürlich uns, die Zuschauer, darüber aufklären soll, dass ein Bühnenstück etwas anderes sei, als der Film. Wow! Welche Erkenntnis! Und die hat Brecht selber gehabt?

Oder hat er sie irgendwo abgeschrieben? Auch das kommt zur Sprache. Das muß beim Auswendig Lernen der vorgetragenen >angeblichen< Brecht Zitate für den Schauspieler Lars Eidinger ein schweres Stück Arbeit gewesen sein. Was ihm der Drehbuchautor, der auch die Regie gemacht hat, da zum Auswendig Lernen gegeben hat. Und so präsentiert er die Zitate auch. Er sprudelt sie heraus. Aber eben auswendig gelernt. Sein Wissen über Brechts Zitate lässt den Zuschauer im Sitz erstarren.

Nein, was der Mann alles weiß! So vieler profunder Kenntnisse hätte es für den Zuschauer gar nicht bedurft. Er kann es ja eh nicht überprüfen. Wer hat schon einen beleuchteten Kugelschreiber dabei, so wie die Filmkritiker von früher, die diese Zitate im dunklen Kino mitschreiben konnten. Sie könnten es natürlich mit heutiger Elektronik aufnehmen. Aber das ist in jeder Pressevorführung verboten.

Und dann auch noch immer eine brennende Zigarre im Gesicht. Ich beobachte mich dabei, wie ich im Laufe des Filmes immer mehr darauf achte, ob die Anschlüsse mit der Zigarre auch stimmen. Ich denke mir, das muss nicht einfach gewesen sein, einen Schauspieler durch den Film laufen zu lassen, der eine brennende Zigarre im Mund hat. Die Länge der Zigarre ist das Problem. Entdeckt der Zuschauer, dass sie in der Anschlusseinstellung nicht die gleiche Länge hat, wie in der Einstellung davor, dann ist er enttäuscht und glaubt auch den Rest nicht mehr.

Aber sie haben es mit einem Trick gemacht. Einen, den ich ihnen auch empfohlen hätte. Man fotografiert den Brecht Schauspieler, Lars Eidinger, immer sorgsam nur von vorne und niemals von der Seite. Man korrigiere mich, falls ich eine solche Einstellung übersehen habe.

Und so kommen sie damit durch: kaum Anschlussfehler nachzuweisen. Die Zigarrenlänge stimmt. Der Schnitt von Alexander Dittner unterstützt diese Arbeit, in dem auch er streng darauf achtet, dass nach einer Einstellung mit Zigarre immer eine ohne Zigarre folgt. Bravo! Eine stolze Leistung.

Nein. Richtig langweilig ist der Film nicht. Zumal, wie dieses deutsche Volkshochschulkino wieder mit Titeln und Zeitanzeigen glänzt, die uns vorzutäuschen versuchen, die im Film nach gespielten Situationen (z.B. vor Gericht und die Premiere) hätten sich alle so abgespielt, wie sie der Film hier darstellt, was ohne Überprüfung am Schneidetisch (gibt es so was noch?) mit Fug und Recht bestritten werden kann.

Eindrucksvoll wird das Premiere Publikum von oben gezeigt. Und dann klatschen die noch alle so toll in den Kostümen. Nein! Was für eine Überraschung!

Geradezu schlampig jedoch ist ihnen das Einfügen der bekannten Originalaufnahmen aus dem >Blutmai< Film von Piel (Phil) Jutzi von 1929 geraten. Hier wird dieser Film, merkwürdiger Weise im falschen Format, falscher Geschwindigkeit und ohne Hinweis auf die Autoren gezeigt.

Wo waren die Redakteure mit ihrem Bildungsauftrag? Sonst wollen sie uns doch immer zeigen, was sie schon alles gesehen und gelesen haben.

Wer herauszufinden versucht, wo dieser eingeschnittene Stummfilm herkommt, der da so merkwürdig verzerrt über die CinemaScope Leinwand flimmert, trifft bei der Recherche auf so manche Absonderlichkeit:

Da fällt man unwillkürlich über den Internet Text des Zeughaus Kinos (DHM) in Berlin, das den Film >Blutmai 1929< so vorstellt: Filmamateure der Kommunistischen Partei filmten diesen sogenannten Blutmai 1929 – ihr Film 1. Mai – Weltfeiertag der Arbeiterklasse enthält die einzigen, heute immer wieder zitierten Bewegtbilder von gewalttätigen Straßenkämpfen in der Weimarer Republik.“

Der Regisseur, der Kameramann und der Produzent des Filmes bleiben unerwähnt. *

Das “sogenannte“ hat das Zeughaus Kino in Berlin selber hinzugefügt. Wir sind an die “sogenannte DDR“ erinnert. Ob sie auch die Wortschöpfung “Bewegtbilder“ erfunden haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Wichtig scheint dem Zeughauskino aber der Hinweis darauf, das diese Demonstration verboten war: „….forderte der Polizeieinsatz während der verbotenen Demonstration am 1. Mai 1929 in Berlin zahlreiche Todesopfer.“

Von wem die Demonstration verboten wurde, wer erschossen wurde und vom wem, ist ihnen nicht erwähnenswert. Da scheint es eine merkwürdige Übereinstimmung zwischen Zeughaus Kino und der Produktionsfirma dieses Filmes zu geben. Bravo! Aber komisch sieht es schon aus, wenn ein Stummfilm nicht formatgerecht und in falscher Geschwindigkeit projiziert wird. Und Joachim Krol singen lassen, das geht gar nicht. Was bleibt?

Wird das Publikum diese Mogelpackung annehmen, die doch in einer ARD Tagesschau nach der Premiere des Films auf dem Münchner Filmfest 2017 als “furios“ gefeiert wurde? Nein, die vom Fernsehen hauen keinen aus der gleichen Firma in die Pfanne. Aber: sie sollten bei der ARD zukünftig daran denken, dass “Eigenlob stinkt“. Das Wort ihres Lobes >furios< habe ich extra im Duden (Fremdwörterlexikon) nachgesehen. Dort sind zwei Erklärungen zu finden:

a) wütend, hitzig

b) mitreissend, glänzend.

Nein. Wütend, hitzig und mitreissend ist der Film nicht geworden. Vielleicht passt das Wort glänzend, aber auch da habe ich meine Zweifel.

* Anmerkung : Der Film kam unter verschiedenen Titeln heraus: >Blutmai 1929< und >1. Mai – Weltfeiertag der Arbeiterklasse< waren zwei davon.) Die Länge wird meist mit 222 m/35 mm, das Format mit 1:1,33 angegeben, s/w, stumm. Regie führte Piel (Phil) Jutzi (Mutter Krausens Fahrt ins Glück). Der Kameramann war Erich Heintze und der Produzent Willy Münzenberg. (Alle drei waren durchaus keine Amateure, die findet man eher beim Zeughaus Kino in Berlin unter der Mail Anschrift: Info@dhm.de erreichbar). Eine Kopie gibt es bei der SDK (Stiftung Deutsche Kinemathek) und beim Bundesarchiv in Berlin. Nur für den Fall, das jemand mal das Original suchen sollte. Jens Meyer 28. 8. 2018pdfStinki Mueller meint1

In Erinnerung an Renate Holland Moritz (IV) oder: Auch Renate irrte sich manchmal: Zum Beispiel bei dem Film Banklady

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Hier irrte Renate Holland-Moritz. Doch ich finde, wer so viele gut geschriebene Filmkritiken vollbracht hat, die kann auch mal daneben haun. Eine Filmkritik eines Fernsehfilmes. „In Erinnerung an Renate Holland Moritz (IV) oder: Auch Renate irrte sich manchmal: Zum Beispiel bei dem Film Banklady“ weiterlesen