Interview mit Horst Urich Sass am 20. Juli in Los Angeles 1990

pdfurichsassinterviewTieresehendichan3BeverlyHillsAlpindeDrivekleinHorstUrichSass19903HorstUrichSass2Interview mit Horst Urich Sass, in Beverly Hills, Californien, USA Sohn des Hamburger Kinobesitzers Hermann Urich Sass.

(Henschel Film – & Theater Konzern Hamburg)

Protokoll des Gesprächs vom 20. Juli 1990

Frage: Wann genau sind sie genau geboren?

Horst Urich Sass: Am 1. Februar 1914. Also ich bin noch Friedensware.

Frage: Welche Erlebnisse haben sie aus der ersten Zeit ihrer Kindheit? Wissen sie da noch irgendwas?

Horst Urich Sass: Ja. Ich erinnere eine Familiensituation, die ich nicht aufzeichnen möchte, weil ich damit gewisse Personen kompromittieren möchte. Es war jedenfalls . . . ich erinnere mich genau, ich muß zweieinhalb Jahre alt gewesen sein, ich saß auf dem rechten Bein meines Vaters und ich weinte, es regnete in Hamburg und ein Zeppelin kam über Hamburg, das war meine erste meine älteste Erinnerung. Dann erinnere ich mich, dass ich . . . gleich nach dem großen Krieg war ja doch diese Spartaner Aufstand in Hamburg und da . . . wir haben in der Schlüterstrasse gewohnt und die Rebellen waren auf einer Seite – und auf der anderen Seite – der Universitätsseite waren die Sol . . . die legalen Soldaten. Da hab ich den Kopf rausgeschüttelt . . . rausgekuckt aus . . . hat mein Vater mich zurückgehoben, hat mir ne Ohrfeige gegeben, denn da gingen die Kugeln los. Dann erinnere ich mich an ne Beerdigung der 34 gefallenen Soldaten, die im Trauerzug durch die Rothenbaumchaussee gefahren wurden und die ganzen Leichenwagen waren mit schwarzen Tüchern bedeckt und die Flugzeuge waren mit schwarzen Leinen und sah das erste mal, daß meine Mutter weinte.

Erst viele Jahre später bin ich dann darauf gekommen, daß dieses Weinen wahrscheinlich damit zu tun hatte, daß ihr einziger Bruder im ersten Weltkrieg . . . gefallen ist . . . als er als freiwilliger Soldat in den Krieg gegangen ist. Das sind die ersten Erinnerungen, die ich von meiner ersten Jugend habe.

Frage: Wie war das während der Schulzeit? Gab es da sowas wie Antisemitismus in ihrer Schule?

Horst Urich Sass: Ja . . . Ich will nicht sagen in der Schule direkt . . . doch es gab auch an Schule. Zum Beispiel weiss ich, ich war ein besonders schlechter Schüler und besonders schlecht war ich im Französischen und da war ein Französisch Lehrer, der besonders starken Judenhass hatte. Und die schlechteste Auszeichnung, die es gab, war fünf und ich, der ich nun Jude war, bekam als Auszeichnung noch fünf. (lacht) Dann war mal ein Jugendbekannter, der hiess Hund mit Nachnamen, der hat mich furchtbar, der hat mich an einen Baum gebunden und hat mich geschlagen, weil ich Jude bin. Wie mein Vater mittags nach Haus gekommen ist, hab ich ihm das erzählt, mein Vater hat sich nachmittags ins Bett gelegt und hat geschlafen, so nun zeig mir mal wo der Junge ist, der spielt jetzt im Universitätsgarten. Da ist er hingegangen und hat den Jungen fast totgeschlagen. Vor Wut. Das sind so Sachen, die erinnere ich . . . Ich mein es hat viele antisemitische Dinge gegeben, man hat gewußt . . . man . . . ich wußte ja gar nicht, was der Unterschied ist zwischen Juden und Nichtjude. Wir waren sehr . . . sehr frei erzogen worden. Aber es gab immer Antisemitismus. Damit ist hat man . . . ist man aufgewachsen. Frage: Haben sie etwas davon mitbekommen, was ihr Vater . . . ihr Vater hat ja sehr viele Kinos da aufgebaut, neu aufgebaut zusammen mit dem Hugo Streit, haben sie von von dieser Aufbauphase dieser beiden . . . also dieser einen grossen Kinogruppe . . . haben sie davon als Kind schon was mitbekommen? Horst Urich Sass: Doch sicher. Ich wußte ja immer, daß . . . mein Onkel und mein Vater . . . wieder ein Kino bauten. Der aggressive in diesem Fall war mein Vater und ich weiß auch mal, daß mein Vater zu sehr . . . .zu aggressiv baute und das ihm das Geld ausging und da hat er zu seinem Sozius, meinem Onkel gesagt, da müssen wir mal nach Monte Carlo fahren, da ist mein Großvater, der muß mal mit Geld rausrücken und da hat er wohl das Geld bekommen, damit sie weiterbauen konnten. . . und dann wurden die verschiedenen Kinos ziemlich schnell hintereinander . . . .eröffnet und jedes mal wurde irgendein bekannter Schauspieler eingeladen. Wie es ich glaube es war die Schauburg . . . Millerntor . . . wie es eröffnet wurde, da war glaub ich Henny Porten zur Eröffnung, da warn wir noch mit ihr bei Hagenbeck. Und die anderen . . . .Künstler . . . die eingeladen wurden . . . das wird bestimmt meine Vetter in Brasilien erinnern, ich erinner das nicht mehr. Aber es war immer sehr erfolgreiche . . . Eröffnungen und auch . . . die Kinos gingen sehr gut. Die einzigen schlechten Tage . . . in dem Kinogeschäft waren die Sonntage . . . die Tage mit Sonne, da ging das Publikum nicht ins Kino. Frage: Gibts in Hamburg ja nicht so viel Sonnentage.Horst Urich Sass: Damit hat mein Vater ja wahrscheinlich auch gerechnet. Frage: Aus diesen Unterlagen ist nicht immer klar erkennbar ob die . . . also ein Teil der Grundstücke sind wohl gekauft worden und die Häuser sind wohl selber gebaut worden und ein Teil ist wohl nur gepachtet worden.Horst Urich Sass: Das sind wieder Daten, die ich nicht gerne antworten möchte, weil ich wirklich nicht genügend Kenntnisse habe, wie gesagt, da bin ich sicher, daß meine Vetter ihnen genauere Daten geben können, denn die haben in der Branche auch gearbeitet. Mein Vetter Heinz in Berlin bei der Universal und später meine beiden Vetter . . . Heinz in Brasilien bei der Universal und mein Vetter Rolf . . . was war . . . Columbia glaub ich, zu seiner Frau Ciedra: hat er es dir nicht gesagt? Ciedra Urich Sass: Columbia.Frage: Haben sie noch Erinnerungen an ihren Großvater James Henschel? Horst Urich Sass: Ja . . . ich hab bis zu meiner Auswanderung am 25. März 1936 . . . hatte ich ja Kontakt mit ihm. Und er hat mir geholfen, meine Eltern hatten . . . .meine Mutter, mein Vater war ja schon tot, meine Familie hatte ja kein Geld mehr . . . das wurde ihnen ja wahrscheinlich alles weggenommen . . . Da hat mein Großvater . . . noch da Geld vorgelegt, damit man mir die Ausrüstung aus . . . ich hatte sechs Anzüge mitbekommen und Schuhe und Hemd, Fotoapparat . . . das hat er ausgelegt, das wurde später von meinem Einkommen zurückgezahlt. . . denn wir wurden . . . Erben von Hermann Urich-Sass, das ist meine Mutter und meine beiden Geschwister und ich, wir bekamen monatlich irgendeinen Betrag . . . und davon wurde es dann wohl bezahlt . . . Ich hab keine Beziehung zu meinem . . . größere Beziehung zu meinem Großvater gehabt.Frage: Ihr Vater war ja nun relativ jung noch als er mit . . . ich glaub dreiundvierzig . . . fünfundvierzig Jahren und es ist ja auch ein historisches Datum irgendwie. Er starb . . . Horst Urich Sass: Mein Vater starb am 27. Januar 1933 und Hitler kam am 30. März . . . Januar an die Regierung. Ich hab davon nicht viel mitbekommen, ich hatte einen Nervenzusammenbruch seinerzeit als mein Vater starb und bin von einem Bekannten nach . . . Rudolfstein . . . burg . . . stadt eingeladen worden und bin dann zurückgekommen mit starken Depressionen durch den plötzlichen Tod meines Vaters und dann lebte ich drei Jahre unter Hitlerzeit. Frage: Können sie darüber noch was sagen? Horst Urich Sass: Bueno . . . Man erinnert sich an die Freiheitsberaubung . . .  eine Freiheitsberaubung ist ja schrecklich . . . schrecklich erlebbar . . . aber als Jude. . . Freiheitsberaubung . . . das ist ja mit furchtbarer Angst verbunden. Da hat man natürlich Freundinnen gehabt . . . ich war seinerzeit einszweiundzwanzig Jahre alt und das weibliche Geschlecht war natürlich nach wie vor interessant . . . und das war die verbotene Frucht . . . und dann hat man Verabredungen und hatte immer Angst gehabt . . . Angst . . . man hat immer unter Angst gelitten. Und als es eines Tages so weit war . . . dass ich angezeigt wurde . . . bekam mein Großvater, der in einer . . . national . . . in der Hugenberg Partei war . . . bekam Nachricht durch einen Nazi, daß man mich suchte und da bin von einem Tag zum anderen nach Mexiko geflüchtet. Ja, ich hatte Rassenschande begangen. Leider . . . leider viel zu wenig . . . .(lacht) Ja und dann bin ich hier am 16. April . . . 1933 in Vera Cruze . . . mit . . . 1936 . . . mit vier amerikanischen Dollar. Frage: Welche Erlebnisse haben sie aus der ersten Zeit ihrer Kindheit? Wissen sie da noch irgendwas? Horst Urich Sass: Ja. Ich erinnere eine Familiensituation, die ich nicht aufzeichnen möchte, weil ich damit gewisse Personen kompromittieren möchte. Es war jedenfalls … ich erinnere mich genau, ich muss zweieinhalb Jahre alt gewesen sein, ich saß auf dem rechten Bein meines Vaters und ich weinte, es regnete in Hamburg und ein Zeppelin kam über Hamburg, das war meine erste meine älteste Erinnerung. Dann erinnere ich mich, dass ich …..gleich nach dem großen Krieg war ja doch diese Spartaner Aufstand in Hamburg und da … wir haben in der Schlüterstrasse gewohnt und die Rebellen waren auf einer Seite – und auf der anderen Seite – der Universitätsseite waren die Sol… die legalen Soldaten. Da hab ich den Kopf rausgeschüttelt… rausgekuckt aus….hat mein Vater mich zurückgehoben, hat mir ne Ohrfeige gegeben, denn da gingen die Kugeln los. Dann erinnere ich mich an ne Beerdigung der 34 gefallenen Soldaten, die im Trauerzug durch die Rothenbaumchaussee gefahren wurden und die ganzen Leichenwagen waren mit schwarzen Tüchern bedeckt und die Flugzeuge waren mit schwarzen Leinen und sah das erste mal, dass meine Mutter weinte. Erst viele Jahre später bin ich dann darauf gekommen, daß dieses Weinen wahrscheinlich damit zu tun hatte, daß ihr einziger Bruder im ersten Weltkrieg….gefallen ist…als er als freiwilliger Soldat in den Krieg gegangen ist. Das sind die ersten Erinnerungen, die ich von meiner ersten Jugend habe. Frage: Wie war das während der Schulzeit? Gab es da sowas wie Antisemitismus in ihrer Schule? Horst Urich Sass: Ja… Ich will nicht sagen in der Schule direkt … doch es gab auch an Schule. Zum Beispiel weiss ich, ich war ein besonders schlechter Schüler und besonders schlecht war ich im Französischen und da war ein Französisch Lehrer, der besonders starken Judenhass hatte. Und die schlechteste Auszeichnung, die es gab, war fünf und ich, der ich nun Jude war, bekam als Auszeichnung noch fünf. (lacht) Dann war mal ein Jugendbekannter, der hiess Hund mit Nachnamen, der hat mich furchtbar, der hat mich an einen Baum gebunden und hat mich geschlagen, weil ich Jude bin. Wie mein Vater mittags nach Haus gekommen ist, hab ich ihm das erzählt, mein Vater hat sich nachmittags ins Bett gelegt und hat geschlafen, so nun zeig mir mal wo der Junge ist, der spielt jetzt im Universitätsgarten. Da ist er hingegangen und hat den Jungen fast totgeschlagen. Vor Wut.Das sind so Sachen, die erinnere ich…..Ich mein es hat viele antisemitische Dinge gegeben, man hat gewußt…man…ich wußte ja gar nicht, was der Unterschied ist zwischen Juden und Nichtjude. Wir waren sehr…sehr frei erzogen worden. Aber es gab immer Antisemitismus. Damit ist hat man… ist man aufgewachsen. Frage: Haben sie etwas davon mitbekommen, was ihr Vater …ihr Vater hat ja sehr viele Kinos da aufgebaut, neu aufgebaut zusammen mit dem Hugo Streit, haben sie von von dieser Aufbauphase dieser beiden…also dieser einen grossen Kinogruppe….haben sie davon als Kind schon was mitbekommen? Horst Urich Sass: Doch sicher. Ich wußte ja immer, daß … mein Onkel und mein Vater….wieder ein Kino bauten. Der aggressive in diesem Fall war mein Vater und ich weiß auch mal, daß mein Vater zu sehr…..zu aggressiv baute und das ihm das Geld ausging und da hat er zu seinem Sozius, meinem Onkel gesagt, da müssen wir mal nach Monte Carlo fahren, da ist mein Großvater, der muß mal mit Geld rausrücken und da hat er wohl das Geld bekommen, damit sie weiterbauen konnten…und dann wurden die verschiedenen Kinos ziemlich schnell hintereinander…..eröffnet und jedes mal wurde irgendein bekannter Schauspieler eingeladen. Wie es ich glaube es war die Schauburg…..Millerntor….wie es eröffnet wurde, da war glaub ich Henny Porten zur Eröffnung, da warn wir noch mit ihr bei Hagenbeck. Und die anderen ……Künstler..die eingeladen wurden…das wird bestimmt meine Vetter in Brasilien erinnern, ich erinner das nicht mehr. Aber es war immer sehr erfolgreiche …. Eröffnungen und auch… die Kinos gingen sehr gut. Die einzigen schlechten Tage … in dem Kinogeschäft waren die Sonntage….die Tage mit Sonne, da ging das Publikum nicht ins Kino. Frage: Gibts in Hamburg ja nicht so viel Sonnentage.Horst Urich Sass: Damit hat mein Vater ja wahrscheinlich auch gerechnet. Frage: Aus diesen Unterlagen ist nicht immer klar erkennbar ob die…..also ein Teil der Grundstücke sind wohl gekauft worden und die Häuser sind wohl selber gebaut worden und ein Teil ist wohl nur gepachtet worden.Horst Urich Sass: Das sind wieder Daten, die ich nicht gerne antworten möchte, weil ich wirklich nicht genügend Kenntnisse habe, wie gesagt, da bin ich sicher, daß meine Vetter ihnen genauere Daten geben können, denn die haben in der Branche auch gearbeitet. Mein Vetter Heinz in Berlin bei der Universal und später meine beiden Vetter….Heinz in Brasilien bei der Universalund mein Vetter Rolf…..was war…Columbia glaub ich, zu seiner Frau Ciedra: hat er es dir nicht gesagt? Ciedra Urich Sass: Columbia.Frage: Haben sie noch Erinnerungen an ihren Großvater James Henschel? Horst Urich Sass: Ja…..ich hab bis zu meiner Auswanderung am 25. März 1936…hatte ich ja Kontakt mit ihm. Und er hat mir geholfen, meine Eltern hatten…..meine Mutter, mein Vater war ja schon tot, meine Familie hatte ja kein Geld mehr…das wurde ihnen ja wahrscheinlich alles weggenommen…Da hat mein Großvater …noch da Geld vorgelegt, damit man mir die Ausrüstung aus…ich hatte sechs Anzüge mitbekommen und Schuhe und Hemd, Fotoapparat…das hat er ausgelegt, das wurde später von meinem Einkommen zurückgezahlt…denn wir wurden…Erben von Hermann Urich-Sass, das ist meine Mutter und meine beiden Geschwister und ich, wir bekamen monatlich irgendeinen Betrag…..und davon wurde es dann wohl bezahlt…Ich hab keine Beziehung zu meinem ….größere Beziehung zu meinem Großvater gehabt.Frage: Ihr Vater war ja nun relativ jung noch als er mit….ich glaub dreiundvierzig….fünfundvierzig Jahren und es ist ja auch ein historisches Datum irgendwie. Er starb…Horst Urich Sass: Mein Vater starb am 27. Januar 1933 und Hitler kam am 30. März…Januar an die Regierung. Ich hab davon nicht viel mitbekommen, ich hatte einen Nervenzusammenbruch seinerzeit als mein Vater starb und bin von einem Bekannten nach…..Rudolfstein…burg…stadt eingeladen worden und bin dann zurückgekommen mit starken Depressionen durch den plötzlichen Tod meines Vaters und dann lebte ich drei Jahre unter Hitlerzeit. Frage: Können sie darüber noch was sagen? Horst Urich Sass: Bueno…Man erinnert sich an die Freiheitsberaubung… eine Freiheitsberaubung ist ja schrecklich …. schrecklich erlebbar … aber als Jude… Freiheitsberaubung … das ist ja mit furchtbarer Angst verbunden. Da hat man natürlich Freundinnen gehabt … ich war seinerzeit einszweiundzwanzig Jahre alt und das weibliche Geschlecht war natürlich nach wie vor interessant … und das war die verbotene Frucht … und dann hat man Verabredungen und hatte immer Angst gehabt… Angst … man hat immer unter Angst gelitten. Und als es eines Tages so weit war … dass ich angezeigt wurde…..bekam mein Großvater, der in einer …national…in der Hugenberg Partei war…bekam Nachricht durch einen Nazi, daß man mich suchte und da bin von einem Tag zum anderen nach Mexiko geflüchtet. Ja, ich hatte Rassenschande begangen. Leider…leider viel zu wenig…..(lacht) Ja und dann bin ich hier am 16. April …1933 in Vera Cruze … mit … 1936 .. mit vier amerikanischen Dollar.HorstUrichSass3mitKameramannHorst Urich Sass  mit Kameramann Dietmar Bruns in Beverly Hills, USA 1990

Frage: Hat es Schwierigkeiten gemacht, irgendwie ein Visum zu bekommen? In den USA macht es ja wohl große Schwierigkeiten.Horst Urich Sass: Ich bin als Tourist hierher gekommen und hab mir dann nachher die Papiere ordnen lassen … als … ich weiss nicht was … ich hab Papiere bekommen … legale Papiere. Nach vier oder fünf Monaten. Frage: Wie war denn die erste Zeit in Mexiko? Horst Urich Sass: Bueno. Wenn sie zweiundzwanzig Jahre alt sind und sie müssen essen, dann nehmen sie jede Arbeit an, die sie bekommen können und ich hatte das Glück, daß man mir die Vertretung eines Großhandelsgeschäftes in Leeds, England anbot und ich habe Stoffe, Herrenstoffe verkauft, bin privat von einer Person zur anderen geschickt, hab mir immer Visitenkarten geben lassen, von der Person, die ich besucht hab, zu seinem Freund, so wurde ich immer vorgelassen und ich konnte ja nur deutsch und ein wenig Englisch sprechen und ich habe im ersten Monat schon sehr gut Erfolg gehabt. Ich mußte 25 % der gekauften Ware vorauszahlen, ich nahm von meinen Kunden auch 25 % voraus, so konnte ich mich finanzieren und so fing ich an und habe von da an immer erfolgreich gearbeitet. Es hat mir natürlich keinen Spaß gemacht. Ich kam mir wie ein Hausierer vor. Hab viele Nächte geweint, aber ohne Leid keine Freude. Frage: Noch mal zurück zum Jahr 1933/34. Der Betrieb ihres Vaters ist ja dann von einer Nachfolgefirma übernommen worden und das hat sich wahrscheinlich schon 33 vorbereitet. Haben sie davon was mitbekommen? Horst Urich Sass: Ich war eigentlich..ich war ja nicht in der Branche und das besprach mein Onkel mit seinen beiden Söhnen. Mit meinen beiden Vettern. Ich persönlich und meine Mutter haben überhaupt davon nichts erfahren. Ich erinner mich jedenfalls nicht. Es wurde eine Kommanditgesellschaft gegründet. Einzelheiten erinner ich mich nicht.Es kam dann so … es kam so, daß jeder der … mein Onkel und meine Mutter und ihre Kinder, das waren die other tell ?… wir bekamen monatlich 1600 Mark, jetzt erinner ich mich, mir standen 400 Mark zur Verfügung, die ich allerdings von meiner Mutter nie bekommen habe. (lacht) Das ist die einzige finanzielle Sache, die ich wußte. Und in dieser Zeit habe ich kurz vorm Tode meines…Vaters beendete ich meine Lehrzeit und da ich keine Arbeit kriegen konnte, als Jude, bemühte ich mich bei einer chemischen Fabrik als Lehrling im zweiten Jahr einzutreten. Trotzdem ich sehr wenig bezahlt bekam, habe ich gedacht, es spielt mir keine Rolle, das Geld, ich muß arbeiten und dann bin ich dann da angefangen in der Firma und hab da auch einige Jahre gearbeitet, hab mich da hochgearbeitet, hab sehr gutes Geld verdient, ich war Devisenexperte in Hamburg. Hab Geld … legal rausbekommen für meine Vorgesetzten, die inzwischen nach Palästina ausgewandert sind. Und hatte sehr gutes Geld verdient und wollte nicht weg, aber auf der anderen Seite…die Gefahr der Nazis….. bestand immer größer..eines Tages wurde ein von mir angestellter jüdischer…ein Mann, der älter war als ich …von mir angestellt, der wurde von meinem Chef entlassen. Seinerzeit gabs ein Gesetz, wenn ein jüngerer Angestellter freiwillig seinen Posten opfert, um einen älteren Angestellten damit seine Arbeit zu garantieren, dann war der ältere Angestellte ….sicher angestellt. Und das hab ich getan. ….ich hab gekündigt, um einem anderen Bekannten die Arbeit zu sichern und so hab ich das Band gebrochen, damit ich nicht mehr Firma…blieb….weil gut verdiente….und der ist gerettet worden dadurch und ich auch.Frage: Ihre Mutter, ist die in Deutschland geblieben? Horst Urich Sass: Meine Mutter ist später hierher gekommen. Nach Mexiko gekommen und dort gestorben. Meine Schwester und mein Bruder auch. Frage: Wann sind die gekommen? Horst Urich Sass: Meine Schwester war ja schon vorher da. Das war ja der Grund, warum ich hierher kam. Die ist ein zwei Jahre vorher hergekommen….Aber die hat ja….kein Mensch hat ja geglaubt, daß die Sache sich so zuspitzen wird und als ich herkam, wußte meine Schwester gar nicht, daß ich kam, ich konnte ihr ja nicht mitteilen, daß ich komme, dann hätte die Gestapo ja gewußt…wie…wohin ich geflohen bin. Mein Bruder kam….. 1937, meine Mutter kam 38, sogar meine Großmutter – die Frau meines Großvaters, die kam noch hierher ….mit….falschen Papieren aus Portugal….Aber die ist dann weiter nach New York, weil sie sich hier nicht wohlfühlte…..im Mexiko sich nicht wohlfühlte. Frage: Wie war das dann später in der Zeit als sie in Mexiko waren, das war ja wahrscheinlich…..die erste Zeit war ja wahrscheinlich sehr schwer und was haben sie nach der Textilgeschichte gemacht?Horst Urich Sass:Ich war… ich hab mich mit 24 Jahren mit einer Mexikanerin verheiratet. Eine sehr gute und schöne Frau, mit der ich 15 Jahre verheiratet war mich aber scheiden liess, weil ich keine Kinder bekam….ich wollte Kinder haben und habe gearbeitet ……und da hab ich immer noch diese Stoff verkauft … manchmal verlier ich den Faden … die Freundin meiner ersten Frau….erzählte meiner ersten Frau…..wie herrliche Verdienstmöglichkeiten, wenn man Gladiolen anpflanzt….also was soll ich ihnen lange sagen … ich habe alles verkauft und hab mir in der Nähe von Mexiko Land gemietet, Haus gemietet und habe eine Gladiolen Farm angelegt…ich der ich niemals was mit dem Land zu tun hatte….hab über eine Million Zwiebeln von den Staaten importiert und hab die sauberste Gladiolen Farm…bis zu 1,70 m hohe Blumen, die ich dann nach Mexiko brachte und dort auf dem Markt verkaufte. Das war ne fürchterliche Arbeit …und nach acht Monaten hab ich da Angst bekommen, denn mein Sozius der hat mit mir nicht gut zusammengearbeitet. Wenn ich Sonne brauchte hab ich Regen bekommen, wenn ich Regen haben wollte, bekam ich Sonne. Dann haben wir uns in Frieden getrennt. Ich habs aufgegeben. Verkauft, was es mich gekostet hat … da hab ich mich beteiligt an einer Giesserei. Möbelbeschläge … aber … ich mußte für die Produktion sorgen..ich war kein Fabrikant … ich musste auf Reisen gehen und verkaufen, das Geschäft lief fabelhaft … und nach n paar Monaten kamen die ersten Reklamationen … das war ein Metall, das leicht brach und da ich kein Gehalt bekam, mein Sozius hat nur arbeiten lassen..ich war nur beim Verdienst beteiligt….und ohne angestellt..da hab ich mir gedacht, wenn der seine Interessen schützt … will ich meine schützen ...da hab ich nichts von den den Reklamationen gesagt … sagt ihm ich kann hier nicht arbeiten… die … der Dampf von diesen … Dampf nicht der Rauch, der macht meine Lunge kaputt, hab mir auszahlen lassen … hat mir ausgezahlt … ein deutscher Freund und dann hab ich mit … meiner heutigen Fabrik begonnen vor 47 Jahren. Frage: Was machen sie da genau? Horst Urich Sass: Schul … Schul und Büroartikel und da hab ich eigentlich immer nur Erfolg gehabt. Jetzt haben wir so viel Erfolg, daß wir gar nicht mehr das liefern können, was wir verkaufen…Frage: Wieviel Leute arbeiten da?Horst Urich-Sass: Ich weiss nicht genau, ich würde sagen 6 – 700 Frage: Darf mach auch fragen, was fürn Jahresumsatz dort gemacht wird? Horst Urich Sass: Es gibt keine Geheimnisse, solange man immer ehrlich ist, kann man auch die Wahrheit sagen. Ich würde sagen..wir stellen dieses Jahr 12 Millionen Dollar her, was ein großer Betrag in Mexiko ist, natürlich durch die dauernde Abwertung des mexikanischen Pesos sind es viele Hundert Millionen Pesos oder Tausend Millionen Pesos …. ab er in Wirklichkeit sind es 12 Millionen Dollar. Aber ich muss ihnen sagen, mit 12 Millionen Dollar kann man ganz gut Geld verdienen…Umsatz…. Und da hab mich meinen Sohn, meinen ersten Sohn, ich glaube ich bin tüchtig, aber ich glaube mein Sohn ist noch tüchtiger als ich, das ist ein wunderbares Erlebnis, wenn ein Vater noch mit erleben darf, daß sein Sohn das Geschäft übernimmt und so erfolgreich ist. Das ist eine sehr sehr große Befriedigung. Außerdem ist mein Sohn ein ganz besonders guter Sohn.Frage: Ist das ihr einziges Kind?Horst Urich Sass: Wir haben fünf Kinder. Meine Frau, eine Lettin, die sie ja kennen. Meine Frau ist die … ist vor den Kommunisten geflohen. Sie hatte gar keine Probleme mit den Nationalsozialisten die Lettland sozusagen befreit haben. Die Letten sind ja … die deutschen Nazis sind ja dann nachher im Krieg in Lettland eingedrungen, als die Sie … Besieger über die Kommunisten. Wie aber die Kommunisten dann wieder zurück kamen, da ist meine Frau geflüchtet nach … mit ihrer Familie nach Schweden. Und meine Frau war auch im Gefängnis wegen, weil sie eine Jüdin geschützt hatte und war zum Tode verurteilt, also …. meine Frau kam nach Mexiko und wir haben uns dort getroffen … wir haben fünf Kinder. Mein ältester Sohn hat die Fabrik, meine älteste Tochter die ist im Haus, meine zweite Tochter, die zwei entzückende Kinder, mein Sohn hat drei entzückende Kinder und mein jüngerer Sohn hat jetzt in der Fabrik auch angefangen, der hat Film … Direktion studiert in London, aber ich wollt mal endlich sehen, dass er n paar Cents verdient und meine jüngste Tochter, die ist auch im Film … die ist Skript Superviser… ich weiß nicht, was das ist … wissen sie was das auf deutsch ist? … Skript Girl? Ich kanns nicht sagen. Sie ist sehr tüchtig, sehr erfolgreich, sie war erst grade in Jamaika und jetzt hat sie einen Kontrakt bekommen nach Moskau zu gehen für zwei Monate um einen Film dort zu drehen…sie dreht ihn..sie ist nur der Superviser. Aber gottseidank ist der Film auf ein Jahr verlängert worden, was mir sehr angenehm ist … ich weiß nicht was in den nächsten Monaten in Rußland passiert. Frage: Die ganzen jüdischen … alle jüdischen Betriebe in Deutschland sind ja enteignet worden und es sind ja immer nur so kleine Summen bezahlt worden. Können sie darüber auch was sagen? Horst Urich Sass: Nachdem ich 1936 also Deutschland verließ und ich keine Beziehungen zu Menschen eigentlich hatte…wirklich keine … hab ich auch wenig gehört. Wir hatten alle genügend damit zu tun, uns ein Leben aufzubauen … wir mußten die Sprache lernen, wir mußten etwas Geld verdienen … junge Leute … wir wollten uns doch vielleicht vergnügen … wir haben uns eigentlich um die … um das Wohl der jüdischen … der deutschen Juden nicht sehr gekümmert … was meine Person anbelangt. Ich wußte nur eins … daß der Jude keine Zukunft in Deutschland hatte und sich diejenigen retten, die irgendwie aus Deutschland noch rausgekommen. Frage: Nach dem Kriege waren sie doch auch wieder in der Bundesrepublik? Was hatten sie da so für Gefühle? Horst Urich Sass: Das erste mal … dass ich wieder nach Deutschland ging war 1952 oder 53, das erinner ich nicht genau. Ich war vorher in Holland bei einem angeheirateten Onkel und flog dann von Amsterdam nach Hamburg … Was sich da ereignet hat im emotionellen Innern von mir kann ich ihnen nicht erklären … aber ich kann ihnen erklären … was die Reaktion war. Wie das Flugzeug in Hamburg ankam, da stand in Neon … lila Neon Licht zweimal Hamburg. Da hab ich gedacht, was müssen diese Idioten zweimal Hamburg sagen…also eine starke Aggressivität. Und ich kam runter und da sah ich die deutsche grüne Uniform … Hamburg hat ja grüne Uniformen und da hab ich ihm meinen Pass hingeschmissen … ich war inzwischen Mexikaner… und da hat er zu mir gesagt gesagt … Herr Horst Urich Sass … sie sprechen auch deutsch? Hab ich gesagt…Ja. Ich hab … ich war sehr aggressiv … er hat sich nicht … er hat sich nicht stören lassen und da bekam ich einen furchtbaren Deutschenhass. Die Nacht … das war der 21. März … das erinnere ich noch … auf den 22. März … wie ich morgends aufwachte hat es das erste mal in Hamburg geschneit. Es war sehr kalt … ich ging auf dem Jungfernstieg … um in einem Schuhgeschäft Schuhe zu kaufen…..weil ich meine Sohlen dünn sind … in Mexiko trägt man nur dünne Sohlen und ich bin zufälliger weise in ein Schuhgeschäft gekommen, hab mir Schuhe gekauft … und dann wie ich weg gegangen bin … da sind die Leute … von der Gegenseite … alle haben sie deutsch gesprochen … und da hab ich plötzlich eine solche Panik bekommen … da ist mir erstmal bewußt gewesen, dass ich wieder unter Deutschen war … hab ich so einen Deutschenhass bekommen, das können sie sich nicht vorstellen. Ich bin seinerzeit mit dem Wagen der Firma nach Paris gefahren … ich lag in Scheidung… mit meiner Frau … ich hatte sehr gelitten und ich war also vollkommen verzweifelt, dass ich in Deutschland war… hatte einen furchtbaren Hass … das war die erste Reise in Hamburg und bald nachher lernte ich ja meine heutige Frau kennen … und ich hab ihr das erklärt, dass ich einen furchtbaren Deutschenhass hatte, da hat sie gesagt, du tust den Deutschen ja nichts schlechtes damit, aber dir tust du was schlechtes damit. Hass ist sinnlos und da hab ich mich selbst erzogen und der Hass ist weggegangen … ich hab überhaupt keinen Hass … ich kenn keinen Hass gegen keinen…ich habe eine Aversion gegen das Deutsche. . . Nein … Ich würde nicht erlauben, daß in meiner Familie ein deutsches Auto benutzt wird. Ich weiss, das es dumm ist, aber es gibt Dinge aus Tradition, die ich nicht tue … zum Beispiel meine Mutter hat mir statt Butter Margarine gegeben und seitdem ich das weiss … seit wir verheiratet sind … darf niemals Margarine ins Haus kommen. Nur aus Protest. Also das mit dem Hass hab ich nicht … aber ich hab einen furchtbaren Hass bekommmen … ich hatte ihn nicht … der ist plötzlich aufgetreten und dann waren wir später … das was ich unterdrückt hatte kam wieder raus … dann sind wir später meine Frau … dann waren meine Frau und ich, wir waren mit meinen größeren Kindern das heisst meine älteste Tochter Senja und meinem ältesten Sohn Edgar und unseren Nana … waren wir in Deutschland … erstmal…hab ich nen Nervenzusammenbruch bekommen… hab nen Nervenzusammenbruch bekommen … und dann wollt ich meinen Kindern den Platz zeigen, wo ich in einer … in Wolfenbüttel oder Sesen… ich erinner nicht mehr den Platz…da war ich in einer jüdischen Militärakademie … drei Jahre… das wollt ich zeigen … aber… das Gebäude stand nicht mehr… jedenfalls ich war so deprimiert wir sind zum Arzt gegangen und hab gesagt … auf dem schnellsten Weg nach dem Süden…aus Deutschland raus… also … wir sind nach Italien gefahren … haben überhaupt keinen Platz bekommen … es war Hochsaison … das war mein zweites Erlebnis von Deutschland. Ich hatte unheimliches Heimweh … jahrelang … aber… da dann später … zwölfmal … jetzt ist alles tot … wenn ich jetzt hier diesen Garten sehe und die Pflanzen … Jede Pflanze hat doch Leben. Alles was ich in Deutschland heute sehe, hat kein Leben mehr. Es ist alles seelenlos für mich … ich sag nicht, dass es seelenlos ist … ich empfinde es vollkommmen … meine Gefühle … vollkommen … Ciedra Urich Sass: Es ist als wenn du nach Hongkong fährst. Horst Urich Sass: Nein… es ist… wenn ich Hongkong bin, das ist etwas fremdes … aber das … die Empfindung, die ich habe das ist eine absolute Leere. Vielleicht ist das Selbstverteidigung das ich nicht leiden soll. Ich empfinde nichts mehr…das kann ich ihnen vielleicht auch nicht erklären … was das bedeutet… Hamburg ist eine herrlich schöne Stadt … ich würde sagen…die schönste Stadt der Welt … ich hab viele Städte gesehen…man hat gesagt … Rio de Janeiro sei so schön….Hamburg ist eine wirklich schöne Stadt, aber ich sehe Hamburg als eine wirklich schöne Stadt an, aber Hamburg bedeutet mir nichts mehr. Frage: Das hat sicherlich mit den Menschen zu tun, die sie da kennengelernt haben.Horst Urich Sass: Das will ich nicht sagen … das will ich nicht sagen. Ich hab wenig Menschen kennengelernt … Ich würde besser sagen … ich würde es so interpretieren … es wohl ein seelischer Protest, gegen das was man mir getan hat… mir und den Mitmenschen … ein Protest gegen das Unrecht, was ich erlebt habe. Das würde meine persönliche Interpretation sein. Frage: Die Schauburgen sind ja nun auch arisiert worden, wie die Nazis das genannt haben und die beiden Nachfolger…die die Schauburgen enteignet haben, oder die daran beteiligt waren, waren Romahn und Schümann. Haben sie die mal kennengelernt? Horst Urich Sass: Ja beide. Beide hab ich sie kennengelernt. Ich fand sie beide sehr nett. Sie waren beide, glaub ich bei meinem Vater und meinem Onkel angestellt und haben die Situation seinerzeit wahrscheinlich für sich ausgenutzt… als ich 1952 oder 53 nach Hamburg kam, war ich mit den beiden Herren zusammen … und Herr Schümann stellte mir seinerzeit noch einen Hamburger Exporteur vor … einen Herrn Dr. Fahrenkrug mit dem ich auch öfters Geschäfte gemacht habe, ich hab etwas importiert … und dann starben beide Herren und ich bin auch mit dem Sohn bekannt … netter Mann. Wir haben nie was politisches … wir haben nie was persönlich zu tun gehabt….sehr erzogener, netter Mann … wir hatten nie über die Vergangenheit gesprochen… aber…die haben ja ein Drittel der übrig gebliebenen Werte übernommen, ein Drittel haben meine Verwandten in Brasilien und ein Drittel haben wir bekommen. Das war nicht viel. Frage: Es waren ja 12 Schauburgen und am Ende des Krieges waren ja … wenn ich richtig informiert bin … elf kaputt… oder zehn zerstört.Horst Urich Sass: Sie haben andere … irgendwie andere Werte gehabt. Es war… ich kann Zahlen nicht erinnern … das wird mein Vetter vielleicht besser wissen. Aber ich war inzwischen schon ein relativ wohlhabender Mann und der Betrag, der mir zustand, war so un … uninteressiert uninterssant für mich. Es war ja auch keine… es waren keine grossen … Es ist ja alles zerstört gewesen … sie konnten ja nicht … die … die Inhaber, die dieses Geschäft übernommen haben, die haben ja auch den ganzen Wert durch den Krieg verloren, nicht. Frage: Aber solche Arisierungen sind ja in der Regel nicht zufällig passiert. Meistens waren es irgendwie … wenn ich das aus der Literatur richtig sehe … gute Parteigenossen, die die jüdischen Betriebe bekommen haben.Horst Urich Sass: Es ist anzunehmen, daß beide Herren in der Partei waren … und die Gelegenheit ausgenutzt haben, durch ihre politische Position sich dieses Geschäftes zu … anzueignen … aber davon kann ich ihnen nichts erzählen … ich bin nicht informiert. Und ich mag nicht etwas sagen, über Menschen, die ich kurz kennengelernt habe und in einer Zeit … wo sie schon sozusagen besiegt waren … wo sie schon nicht mehr Inhaber sein konnten … wo sie sozusagen die Schuldigen waren … es … man soll den Besiegten an der Erde … auf der Erde nicht noch treten.Frage: Waren sie selber mal als Kind öfter in diesen Kinos drin oder?Horst Urich Sass: Sehr oft mit jungen Mädels (lacht). Da gab es nämlich ein Kino, das hieß City Theater am Steindamm. Und da waren so kleine Logen, da war ich ganz gerne mit jungen Mädels. Frage: Das City Theater gibts immer noch (1990!) wahrscheinlich nicht in der Form, wies damals bestanden hat… aber es gibt da noch eins … das heisst so.Horst Urich Sass: Am Steindamm?… Ist in der Nähe vom Hansa Theater gewesen. Ja mein Vater hatte auch die Scala in Altona, Faun am Gänsemarkt, Uhu in Wandsbek und irgendein ein Kostüm… ein Geschäft wo man Kostüme sich leihen kann… Kostümverleih… Ja … Da war doch da mein … ein Onkel meiner beiden Vetter… der hiess Manfred Hirschel, seine Frau lebt heute noch in Sao Paulo, der hatte aus welchen Gründen der Familie … das weiss ich nicht, der war an dem Waterloo Theater beteiligt. Ich glaube, die mochten sich gegenseitig nicht leiden … und wollten ihn nicht als Sozius haben. Jedenfalls … das war auch … der war auch noch in der Film … in der Filmfirma drin.Frage: Entsinnen sie sich jetzt nur an die Mädchen oder auch an die Filme, haben sie da auch mal hingekuckt? Horst Urich Sass: … Wenn ich jetzt zurück … rückwärts zurückdenke, dann erinner ich mich nicht mehr so sehr an die Filme, sondern mehr an die Mädels (lacht) und auch an die nicht mehr so viel. Inzwischen hab ich eine andere Einstellung zur Frau. Ich bin mit meiner Frau seit 37 Jahren glücklich verheiratet und für mich gibts keine andere Frau. Horst Urich Sass:(zu Ciedra) Herr Meyer hat gefragt, ob ich mich mehr an die Kinofilme erinner oder mehr an die Mädels … hab ich gesagt, mehr an die Mädels aber in letzter Zeit denke ich nur an eine Frau und das bist du. Ich bin doch sehr in meine eigene Frau …bin sehr geschmacklos muß ich sagen … bin in meine eigene Frau verliebt. Wenn ich mir vorstellen sollte, ich sollte noch mal in Hamburg leben, das wär ja vielleicht … Sibiren für mich … das wäre für mich … wenn ich mir das vorstellen sollte ich sollte noch mal in Hamburg leben … das wäre der größte Fluch… nicht … ich red nicht von Hamburg… ich müßte in Paris leben … oder in London … wenn ich schon in Europa leben müßte…nur in Südspanien… Frage: War das vorhin ein Witz mit ihren Großvater, der das Geld von in Monte Carlo, war der wirklich da? Horst Urich Sass: Der hat ein System gehabt … Geld zu verlieren. (lacht) Der hat nach System gespielt. Natürlich … er hat … er war sehr wohlhabend und konnte systematisch verlieren (lacht) hat nicht gewonnen. Der musste oftmals … einspringen und die Finanzen … mein Vater war ein ziemlicher Draufgänger … der hat gewußt … der alte wird …. sie nicht allein lassen. Frage: Das ja wahrscheinlich auch für die beiden für den Hugo Streit und den Hermann Urich-Sass viel Geld gekostet, wie sie die Schauburgen da gebaut haben und dann ging immer das Gerücht, der Großvater hätte wahrscheinlich unter die Arme gegriffen. Horst Urich Sass: Das glaube ich, stimmte auch. Ich glaub schon. Mein Vater war … er hatte eine … er hatte eine Notwendigkeit gehabt…kreativ zu sein … zu bauen. Das hatte ihm unheimliche … unheimlichen Spaß gemacht und hat sich gesagt … der Großvater …. mein Schwiegervater wird uns schon helfen. Hat auch geholfen. Ich nehme auch an, sie haben auch … alles zurückbezahlt, aber über die finanziellen Lage weiss ich auch nichts. Jedenfalls … ich glaube … mein Onkel war ein sehr gütiger …ganz besonders gütiger Mann, aber sie … haben nie Entscheidungen treffen können…auch heute nicht meine Vettern … mein Vater die treibende Kraft … das darf ich ruhig sagen ohne meinem Onkel … näher zu treten. Ciedra:. …Dein Sohn genauso, der vergrössert die Fabrik und treibt und macht und nie genug und die Streits auch in Brasilien … die waren Angestellte ihr Leben lang und waren bequem und haben zu nichts geschafft … die Streit Seite war sehr ruhig. Die konnten sich nicht entscheiden von Deutschland wegzugehen. Wenn mein Mann nicht gesagt hat, so jetzt ihr geht jetzt… sie wären vielleicht dageblieben, die konnten sich nicht entscheiden, die konnten nie was entscheiden …Horst Urich Sass: Das Schicksal meiner Verwandten Streit ist mir zuzuschreiben. Mein Onkel rief uns, meine beiden Vettern und mich und sagte uns, wir haben einen Baumeister, der heisst Sass, sein Bruder kommt aus Brasilien, hat einen Zirkus, wir können ihm jetzt viel bares Geld geben und er gibt es euch auf dem Schiff zurück was haltet ihr davon? Ich war der jüngste … hab ich gesagt, das Angebot müssen wir annehmen … ist die einzige Möglichkeit, wie wir rauskommen. Ich hatte schon sechs portugiesische Stunden … und dann mußte ich fliehen aus Deutschland und später sind dann meine Vetter und meine Verwandten nach Brasilien ausgewandert … Der Zirkusbesitzer Sass hat nie Geld gegeben (lacht) Aber… mit meine Familie Streit wurde dadurch gerettet … ich war seinerzeit die treibende Kraft… der jüngere … herzensgute Menschen … aber nicht genügend Entscheidungskraft … so wars immer… unglaublich…Frage: Wie ist das damals für sie gewesen … ich weiß nicht ob ich die Frage richtig formulieren kann … Jude zu sein…bedeutet das sowas ähnliches… hat das sehr viel mit Religion zu tun oder …? Horst Urich Sass: Ich kann ihnen nur folgendes sagen, als ich in Mexiko begann zu verkaufen, hatte ich Vertretung von Italien und aus England und was weiß ich …und ging zu kleinen Geschäften, das waren meistens polnische oder russische Juden…ich konnte doch kein spanisch und die konnten jiddisch sprechen…jiddisch und da hab ich mit denen jiddisch die haben mit mir jiddisch gesprochen und ich hab mit ihnen deutsch gesprochen und dann haben die Leute….ham mir etwas abgekauft…und dann ham sie mir sich unterhalten, ob ich Jude oder Deutscher bin, eine Sache ist die Religion und die andere Sache ist die Nationalität…nein sagten die …es gibt nur eine Sache Jude zu sein…..hab ich gesagt nein…ich bin so erzogen worden das ich ne Nationalität habe und ne Religion … also… ich hab mich eben als Deutscher gefühlt… und ich fühl mich auch heute noch als Europäer … und als Jude fühle ich mich, weil ich mich mit meiner Familie identifiziere … aber einen Glauben an eine Göttlichkeit habe ich nicht … Denn man sagt so oft, der liebe Gott und wenn ich denke es gibt einen lieben Gott und ich denke an das furchtbare Elend, was die Menschen leiden müssen, dann verstehe ich nicht, wo die Liebe des Gottes ist. Also … Ciedras Zwischenruf überhaupt keine Religion…Horst Urich Sass: …doch  ich bin sehr religiös. Ich bin sehr gläubig … Aber kein Jude … Nein Jude nicht. Jude sein ist ein … Ich halte es für eine … ich halte es für einen Stock … eine Religion haben zu müssen … es heisst, die Menschen, die wenig denken … oder gar nicht denken können, die haben in ihrer Religion einen Stock … aber ich kann…Lebenshilfe?… Lebenshilfe mein ich, ja … Ich glaube an die Natur… ich glaube an alles was wahres und konkretes aber nicht abstraktes … ich kann abstrakte Ideen haben … aber die Religion…obs bei primitiven oder hochkultivierten Völkern ist … wenn mans genau analysiert … ist es doch nichts anderes als Macht…ich jedenfalls habe Symphatien für Israel … nicht weil es…nicht weil ich mit den Dingen, die das geschehen einverstanden bin … sondern, es hat sich nun dieser jüdische Staat gebildet und nun muß jeder Jude, der Jude sein will, muß damit es akzeptieren mit all seinen Fehlern…Frage: Haben sie je überlegt, ob sie dahin auswandern wollen? Horst Urich Sass: Nach Israel? … Na das ist genauso, als ob sie mich fragen würden, ob ich heute in Uganda leben möchte … es ist für mich vollkommen fremd. Ja. Israel … es gibt sicher viel Kulturleben dort und wenn ich früh hingegangen wäre … oder ich hätte dorthin emigrieren müssen, dann wäre ich sicher ein sehr überzeugter Israeli geworden …. denn es sind sehr sehr viele positive Dinge …  aber ich bin kein… (zu Ciedra) wie nennt man die da? ….ich bin kein Zionist, nie Zionist gewesen … Naja das brauch ich ja nicht zu sein……ein Fremdkörper… Israel ist ein Fremdkörper in diesem Teil der Welt….umgeben von einem … von Mohammedanern, die sehr fanatisch sind bildet sich da ein kleines, tapferes, kluges, tüchtiges Volk und die Araber … glaub ich … fühlen sich beschämt und sehen darin irgendeine Gefahr und auch der….Hass, der besteht macht es dem Staate Israel es nicht leicht, dort zu leben. Frage: Waren sie mal in….Horst Urich Sass: Ja, sehr interessant. Wir warn ein paar mal dort. Außerordentlich interessant, aber… auch als ich nach Israel kam, hab ich sofort Dinge gesehen, die mir nicht gefallen hat…ich habe geglaubt…ich bin ja ein in gewisser Hinsicht ein sehr großer Idealist, ich habe geglaubt, wenn die Juden mal ihr eigenes Land…bekommen werden, dann werden sie es so pflegen …. es wird wie kleines … die Straßen sind krumm und quer, die Türen sind schmutzig, also das war, ich konnts gar nicht verstehen … sie sind nicht besser und nicht schlechter als andere Länder. Ich hab nicht geglaubt … das ist mit so viel Blut… dieses Land … erkämpft haben, dass sie nachher die Strassen nicht gleichmäßig gebaut haben, durcheinander gebaut haben und die Türen nicht sauber waren, das kann ich mir gar nicht vorstellen, aber es war unheimlich interessant … ich war mal… (zu Ciedra) war ich zuerst mit Edgar da? Mein Sohn war 11 Jahre alt…der war in einer zionistis … war in einer jüdischen Organisation, Sportverein … ich hab aber nicht gewußt, dass es Zionisten sind … (lacht) eines Tages sagt mein Sohn zu mir…Papi zu meinem Geburtstag möchte ich gerne … zu meinem 11 jährigen Geburtstag möchte ich gerne, daß du mich nach Israel bringst. Ich hab geglaubt, ich bin … ich hab nicht richtig gehört … aber ich bin mit meinem Sohn nach Israel gefahren … und das war einige Wochen nach der Beendigung des Sechs Tages Krieges und da haben wir gestanden und einmal hat mein Sohn … er wollte was hochnehmen … nein, nein, nein… das war ne Handgranate … es war noch alles nicht gesperrt… wir waren noch in einer gewissen … es war noch nicht alles abgesperrt … dann sind wir nachher … sind wir mit einer weiteren … weitläufigen Cousine von mir sind wir mit ihrem Wagen durch den Sinai gefahren … mein Sohn … und dann haben wir gesehen am Horizont kam die Eisenbahn zurück… lange,lange Eisenbahnen voll von Tanks, die von den Schlachtfelder zurückgebracht wurden … zurück nach Israel… ich bin seinerzeit mit der Air France zurückgeflogen, das war der erste Flug, den die Air France gemacht hat und mein Koffer… ein Koffer von mir ging verloren … ich war ja schon mit ihr (lacht), ich hatte einen Sohn von ihr… aber ich war nicht verheiratet mit ihr … also jedenfalls ich habe meiner Frau…Schmuck … arabischen Schmuck gekauft ….hast du den bekommen… ja den hab ich bekommen… und ich hab…all die Fotografien sind verloren gegangen … war da in dem Koffer waren…also die wertvollsten Sachen hab ich verloren … Ciedra (unverständlich) Dann erinnere ich mich noch, wir sind zurückgefahren durch eine arabische … arabisches Dorf, das hiess Ariesch glaub ich … Ariesch … in der Nähe von der Grenze und das sassen die ganzen Araber… sehr bedrückt … und ich kam mit einem Wagen aus … Israel Nummer… ich fühlte mich sehr beschämt, daß ich als Sieger durchfuhr … ich bin ja kein Sieger gewesen … ich fand es nur schrecklich wie die Leute so beschämt zu sehen … das waren die Besiegten … es war seinerzeit sehr sehr unangenehm für mich … was war das 19…? Wann war das … sieben …. der Krieg … das war… Edgar war elf Jahre alt … jetzt ist er dreiunddreissig … zweiundzwanzig Jahre zurück das wären neunzig, achtzig, siebzig, das muss siebenundsechzig/achtundsechzig gewesen sein der Krieg… wissen sie das zufälligerweise? Siebenundsechzig.Horst Urich Sass: Da war ich da. Unheimlich interessant, dann waren wir noch mal da, da war eine bestimmte Messe unterhalb einer katholischen Ciedra: orthodoxe Kirche, die hatten die Geburt von Jesus … Waren sie mal in Jerusalem? Das möchte ich auch gerne, nach Jerusalem, das ist das größte Erlebnis … Ciedra: Drei Religionen, die katholische?, die jüdische Religion und die mohamedanische alle vereint dort Horst Urich Sass: Die größten Eindrücke in meinem Leben….da wo ich nicht reingegangen bin….das sind die Erinnerungen an die ….Holocaust….da bin ich nicht reingegangen. Da gibts doch so einen Platz, wo man alles sehen kann…ich bin da nicht reingegangen…ich kann so       was nicht sehen….also die größten Eindrücke, die ich vom Leben habe….das ist Erbeben….das können sie sich nicht vorstellen, das grauenhafteste was sie sich vorstellen, dann das Erleben eines…eines wie ein geboren wird … wie ein … was nachts losgeht… das Feuer… wie ein Vulkan bildet … an einem Vulkan stehen und an einem Vulkan stehen und …. wie heisst das….Lava….Lava rausquillt … nachts … Ciedra sind wir spazieren gegangen… stand draussen … alles andere war Lava…Horst Urich Sass: Das ist ein Eindruck und Jerusalem …ein unheimlicher Eindruck … mein größter Eindruck natürlich war, als ich meine Frau gesehen habe. Das will ich noch kurz erzählen. Ich wollte nicht…ich war sieben Monate geschieden, ich war sehr deprimiert, ich hab meine Frau … mich nicht scheiden lassen, weil ich sie nicht lieb hatte … sondern ich wollte Kinder haben…..ich war wahnsinnig hungrig nach Kindern und dann bin ich eines Samstags mit einem Bekannten nach Kuana Vaka gefahren, einem Vorort von Mexiko gegen meinen Willen, aber ich war alleine, der hat mich mitgeschleppt und … ein anderer Mann ist auch mitgefahren mit dem auch nicht gerne gesinnt war und dann sind sie ein kleines Privathaus gegangen, wo eine Fest stattfinden sollte und ich wollte auch nicht in den Garten reingehen…zum Schluss haben sie mich da reingeschleppt… in den Garten und da sah ich auf eine Entfernung von … so wie diese Bäume… ungefähr zwanzig Meter entfernt … stand an einem Swimming Pool eine junge Frau … im Badeanzug … und als ich sie sah…dachte ich mir….das ist die Mutter meiner Kinder…..hab mich in sie verliebt….(lacht) ich hab nach ersten zweiten Tag schon gesagt zu meiner Frau….wieviele Kinder möchtest du haben? Das war meine Heiratserklärung. Frage: Wie haben sie die angesprochen? Horst Urich Sass:…Nachher … wir haben zusammen getanzt die ganze Nacht … da war ein Fest … ich hab sie natürlich nicht mehr allein gelassen, sie hat sich sehr hübsch angezogen zu dem Fest … ich musste Karten spielen … ich war ganz nervös … ich wurde gern mit ihr zusammen … und zum Schluß war ich mit ihr zusammen bis 4 Uhr morgends … und hab mich so sehr in sie verliebt… ich hab keine andere … ich hatte mich gerade mit einer anderen sehr hübschen Frau … mit einer Schauspielerin befreundet gehabt…ich hab sie stehengelassen und … bin dann das Opfer dieser Frau geworden…Frage an Ciedra: Stimmt das? Horst Urich Sass: Als Europäer… in Mexiko eine Europäerin zu finden, und ein Leben aufzubauen, das ist sehr sehr schwer… gerade in Mexiko Stadt … meine Frau auch….meine Frau hatte gewisse Prinzipien, sie wollte gerne einen Europäer heiraten …die Mutter hatte ihr gesagt, sie soll einen Juden heiraten…weil die jüdischen Männer angeblich gute Väter sind, was ich ja nun nicht war, das kriege ich jeden Tag vorgeworfen ….ich sagte, du sagst doch ich bin ein so schlechter Vater….und meine Frau hatte gedacht…wenn der Jude…der europäische Jude noch ein paar Cents … Pfennig dabei hat … dann ist das gar nicht schlecht … ich hatte ein paar Cents….also dann gings ziemlich schnell … die Entscheidung der Frau… sie war auch so häßlich … dass sie sich gefreut hat noch einen … Mann bekommen hat. Frage: Und was war mit der Mitgift? Horst Urich Sass: Mitgift…auf die warte ich ja immer noch. (lacht)… Nun sagen sie mir mal … Wie heisst das wenn man kompensiert. Nun sagen sie mir mal … ich hätte niemals die Tropen kennen gelernt… Subtropen … ich hätte niemals erlebt … eine Nacht zu überleben mit 44 Grad Hitze ohne eine Dusche zu haben, das heisst die Dusche war da, aber sie war noch heisser als 44 Grad … ich war im Tropen in einem Hotel…irgendwas zu sagen … das war Tropenregen … und das Hotel war nicht … war … liess Wasser durch …da hab ich ein Doppelbett gehabt….und da hab ich geschlafen und dann bin ich aufgewacht, weil die Tropfen an meinem Bein runterliefen … da hab ich mich auf die andere … da ist es da runtergekommen und so bin ich mit dem Bett die ganze Nacht hin und hergewandert (lacht) und hab Regen bekommen, solche Dinge … ich mein es sind tausende von solchen Sachen … hab ich erlebt…die ich in Europa wahrscheinlich nicht erlebt hätte. Ich bin sehr viel … wie sagt man…wenn du mich nicht geheiratet hättest….das ist ja nur Schicksal…ich weiss nicht wer …die oder der begünstigte war …. (lacht) Ciedra: Du sagst immer du bist verheiratet…wir sind verheiratet…ich bin verheiratet….wir sind glücklich verheiratet..Ich bin der verheiratete und meine Frau ist glücklich. Und die Kinder und die Enkelkinder…ich bin ein alter Vater…ich bin erst mit vierzig Jahren Vater geworden, dadurch dass ich schon mal vorher verheiratet war ich bin aber auch jetzt in guten Beziehungen zu meiner ersten Frau…sie hat sich auch wieder verheiratet ….hat ein Kind angenommen … aber der hab ich….wenn ich ein menschliches Unrecht begangen habe,dann war es ihr gegenüber… ja …Frage: Ich kann es ja nachrechnen, aber wie alt sind sie jetzt genau. Ich bin genau… sechsundsiebzigeinhalb Jahre …Horst Urich Sass: Wie gefällt es dir in dem warmen Wasser? Fotos: Meine Schwester Vera, mein Bruder Hans Jürgen, das muß 1921 gewesen sein. Der in der Mitte ist mein Großvater James Henschel zur linken ist mein Onkel Hugo Streit zu rechten ist mein Vater Hermann Urich-Sass. Das ist seinerzeit von Foto Schauburg aufgenommen worden…das waren Freunde von meinen Eltern, die ein Fotostudio in verschiedenen Schauburgen hatten. … Ich würde annehmen das muß Ende der zwanziger Jahre gewesen oder 1930.Das ist mein Vater, den ich ganz besonders geliebt habe…Fotoerklärungen

Das Interview wurde am 20. Juli 1990 in Beverly Hills, Californien, USA gemacht. Fragen: Jens Meyer, Kamera: Dietmar Bruns.HorstUrichSass1By-nc-sa_colorNilpferdzweiaugenFotos Jens MeyerUrichSassAlpineDriveTieresehendichan3pdfBerichtvonFritzKuhnertUFA05021932

pdfurichsassinterview

Horst Urich Sass ist am 19. April 2000 in den USA verstorben. Ciedra Urich Sass (Seine zweite Ehefrau) ist am 26. September 2016 in den USA  (Beverly Hills) gestorben.

Ein Gedanke zu „Interview mit Horst Urich Sass am 20. Juli in Los Angeles 1990“

  1. Ich bin die Tochter von Horst Urich Sass und würde liebend gerne die ganze aufnähme von diesem interview von ihnen bekommen. Ich wohne in Beverly Hills California and freue mich sehr von ihnen zu hören.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.