Briefe an Wiebeke (VII) Wir schreiben ab.

PDF Briefe an Wiebeke (VII) Wir schreiben ab

Romische Zahlen am BUG

Hallo Wiebeke,

da ist mal wieder so ein Brief von den Besserwissern der Medienberatung über den Film von Rüdiger Suchsland. Er zeichnet sich aus durch einen völlig unangemessenen Titel, der hier aber nicht wiederholt werden soll.

Die ARD schreibt und wir schreiben ab:

Das NS-Kino war ein staatlich gelenktes, rigider Zensur unterworfenes Kino. Zugleich wollte es „großes Kino“ sein; eine deutsche Traumfabrik, die Hollywood in jeder Hinsicht Paroli bieten wollte. So entstand ein staatliches Studiokino, das sein eigenes Starsystem etablierte und das sich nach modernsten Mitteln vermarktete. Auch im Ausland sollte der deutsche Film ideologisch wirken und kommerziell erfolgreich sein, wie mit Blockbustern à la „Münchhausen“. Das nationalsozialistische Kino dachte groß und war technisch perfekt gemacht. Die Filme weckten Sehnsüchte und boten Zuflucht; das Kino der NS-Zeit gab sich volkstümlich. Breite Massen fühlten und fühlen sich weiterhin von diesen Filmen angesprochen. Nur so ist die Wirkungskraft des NS-Kinos zu erklären. Wie funktionierten diese Filme im Sinne des Systems? Was verraten sie über das Publikum und seine Träume? Rüdiger Suchsland nimmt sich die Spielfilmproduktion der Jahre 1933-45 vor. Von den 1.000 hergestellten Filmen waren ca. 500 Komödien und Musikfilme, ca. 400 Melodramen, Abenteuer- und Detektivfilme. Zum unheimlichen Erbe der NS-Kinos gehören auch die Propagandafilme, die heute noch unter Vorbehalt stehen.“Hitlers Hollywood“ erzählt Geschichten von Tätern und Opfern, Rebellen und Überläufern. Der Film zeigt Stars wie Zarah Leander und Veit Harlan, wie auch diejenigen, die unfreiwillig zu Ikonen des NS-Kinos wurden wie Hans Albers, Gustaf Gründgens und Ilse Werner. Vorgestellt werden Filme, die voll auf Linie lagen, wie auch Regisseure, die untypische Filme inszenierten wie Helmut Käutner, Werner Hochbaum und Peter Pewas. Rüdiger Suchsland (*1968) zählt zu den führenden Filmpublizisten in Deutschland und ist u. a. im Beirat des Verbands der deutschen Filmkritik. 2008 erschien sein Buch „Zeichen und Wunder: Das Kino von Zhang Yimou und Wong Kar-Wai“. Er begann seine filmische Beschäftigung mit der deutschen Filmgeschichte 2014 mit seinem essayistischen Dokumentarfilm „Von Caligari zu Hitler“. Sein Blick auf Filme führt den filmsoziologischen Ansatz von Siegfried Kracauer (1889-1966) weiter, Filme als Seismographen ihrer Zeit zu betrachten, in denen sich das kulturelle Unbewusste einer Epoche zeigt.“ (Ende Zitat)

08.09.2019 Hitlers Hollywood. Von Rüdiger Suchsland

Alles an diesem Film ist falsch. Schon der Titel führt in die Irre. Er signalisiert dem potentiellen Zuschauer einen Vergleich: Aber was hat das Kino des Propagandaministers Joseph Goebbels mit Hollywood zu tun? Kenner der Materie wissen: Nichts.

Auch Rüdiger Suchsland scheint das aufgefallen zu sein. Vergleiche mit Produkten aus Hollywood – mit denen der UFA – fehlen in dem Film komplett. Ich muss es geahnt haben, als der Film letztes Jahr in den Pressevorführungen auftauchte. Obwohl mich ein solches Thema interessiert, hatte ich diese Pressevorführungen vermieden. Warum? Es gab mehrere Möglichkeiten:

1. Ein Verleih hatte sich diesen bekloppten Titel ausgedacht, weil Hitler immer noch ein guter Verkaufsartikel ist, ohne den Autor des Filmes dazu zu befragen. Solche falschen Filmtitel kommen in der Regel nur bei Importware zur Anwendung:

(Beispiel: Der Film über den Streik der englischen Arbeiterinnen bei Ford von Nigel Cole. Der Verleih hatte diesen Filmtitel, der im Original >Made in Dagenham< hieß, eingedeutscht in: >We want Sex<, was zu einer mittelschweren Katastrophe führte, wie die Verleihfirma später selber zugab.

2. Der Autor Rüdiger Suchsland hat sich den Titel selber ausgedacht. Warum weiss der Himmel. Vielleicht aus dem gleichen Grund, die den Verleih dazu gebracht haben könnte, diesen Titel zu erfinden. Hitler lässt sich immer noch gut vermarkten.

3. Der Autor hatte ursprünglich vor, tatsächlich einen Vergleich der Produktionen aus Hollywood mit denen von Berlin von 1933 – 1945 herzustellen. Aber die finanziellen Möglichkeiten fehlten.

4. Dem Autor fehlen Kenntnisse über die Filme, die deutsche Emigranten in Hollywood in der gleichen Zeit abgeliefert haben.

Ich neige zu Variante vier. Wenn die Kenntnisse für Vergleiche fehlen, dann lohnt sich die Besichtigung in einer Pressevorführung nicht. Reine Zeitverschwendung. Dafür ist das Leben zu kurz, es in langweiligen Pressevorführungen zu verschwenden.

Nun hat ARTE den Film mehrfach in seinem Spätprogramm (Beginn nach 23.45) wiederholt. Nicht ungeschickt. Auch ich bin darauf reingefallen. Während das Fernsehprogramm in der sog. Hauptsendezeit von Tag zu Tagschlechter wird, wird man hin wieder nach 0.00 Uhr mit Überraschungen bedient, die nach meiner Meinung einen früheren Sendetermin verdient hätten. Mit anderen Worten: Hätte ARTE diesen Film um 20.15 Uhr ins Programm genommen: Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, hier läuft irgendwas, was dich interessieren könnte. Also vorschlafen und gucken. Reingefallen.

Vielleicht hätte er es mit dem Anfang des Filmes von Veit Harlan >Opfergang< versuchen sollen, der in der gleichen Zeit in Deutschland entstanden ist.

Oder das Original von >It happend one night< (Es geschah in einer Nacht) von 1934 mit der deutschen Neuverfilmung von 1936 >Glückskinder< verglichen, die zwei Jahre später in Deutschland hergestellt wurde.

Vielleicht ein schlechter Vergleich, weil ja bekanntlich alle Neuverfilmungen schlechter als die Originale sind, wie die Filmgeschichte immer wieder beweist.

Auffallend auch, dass mehrere Filme, die Suchsland in Ausschnitten zeigt, erst in die Kinos gelangten, als Joseph Goebbels schon seine Kinder vergiftet hatte.

Nein. Der Film von Rüdiger Suchsland ist genauso bekloppt, wie es der Titel bereits ankündigt. Da helfen die Hinweise auf die Texte von Siegfried Kracauer nichts. Im Film finden sie keine Umsetzung. Suchsland signalisiert damit lediglich, dass er Kracauers Texte gelesen hat. Das ist im Jahr 2017 zu wenig für einen Film, der sich mit dieser Materie beschäftigt. Faszit: Wir von der Medienberatung wissen alles besser und halten damit auch nicht hinterm Berg, sondern laden es hoch.

Briefe an Wiebeke (XX) Übers Drehbuchschreiben.

Romische Zahlen am BUG

PDF Rezepte zum Drebuchschreiben

Hallo Wiebeke,

Drehbuchschreiben soll ein einträgliches Gewerbe sein. Das weiß ich schon seit 1969 von dem Sohn eines Massenmörders, der seine Arbeit als Drehbuchumschreiber, wie er meinte, locker verdient hat. Niklas Frank. Seinen Text, den er damals in der Zeitschrift Film veröffentlicht hatte, habe ich Dir beigefügt.

Rezepte zum Drehbuchschreiben für Fernsehfilme gibt es natürlich nicht. Das wäre ja sicher auch verboten. Sowas. Und es geht ja auch gar nicht darum, Anweisungen für die Drehbuchherstellung von Fernsehfilmen zu geben. Im Gegenteil.

Diese Rezeptbücher für die sogenannten Kriminalfilme des Fernsehens scheint es schon zu geben. Wie anders wäre es zu erklären, das immer wieder die gleichen Standard Situationen gezeigt werden? Was sozusagen überall wiederkehrt. Zunächst die Fragen:

Je nach Länge des Filmes kommt es zu Verhaftungen eines Verdächtigen. Meist, je nach Länge des Filmes, im dritten Drittel des Filmes. Bei einem Neunzigminutenfilm also in Minute 6O. Es ist die immer wiederkehrende Frage nach dem Alibi.

Die lautet meist: Wo waren sie am 23. zwischen 23.00 und 24.00 Uhr? Es gibt Variationen. Zum Beispiel diese: Wo waren sie am 25. zwischen 20.00 und 22.00 Uhr. Eine Regel lautet, Mord findet im Dunklen statt. Weil im Dunkeln lässt sich besser morden und die Zahl der Verdächtigen ist damit geringer.

Schließlich gibt es nur 90 Minuten, in denen alles abgewickelt werden muß. Der Anfang ist einfach. Meist hat der Mord bereits vor Beginn des Filmes stattgefunden. So bleibt mehr Zeit für den Besuch der Leichenbeschau. Immer wieder die erste Frage, wann ist der Mord genau passiert.

Die Standardantwort, die bei 99 % der Filme zum Einsatz kommt, ist eine Verzögerung in der Weise, daß diese Frage erst nach der vollständigen Obduktion beantwortet werden kann. Ist die Kommissarin oder der Kommissar besonders hartnäckig, dann gibt der »Obduzierer«, da kommen neuerdings auch oft Schauspielerinnen zum Zug, dann einen Zeitraum an. Meistens zwischen 22.00 und 23.00 Uhr. Auch da gibt es Variationen. Zum Beispiel, wenn der Todeszeitpunkt in der Hellphase eingetreten ist. Zwischen 9.00 – 12.00 Uhr. Regel: Je länger der Zeitraum, desto mehr mögliche Täter.

Zur Wahl stehen, bei Wasserleichen 10 Tage bis mehrere Monate, bei einfachen Leichen kürzere Zeiträume. Um Sendezeit zu gewinnen werden oft längere Zeiträume genannt, die im Verlauf des Filmes dann präzisiert werden. Oft kommt jetzt die Frage, ob das Opfer Gegenwehr geleistet hatte.

Wenn die Variante keine Gegenwehr vom Drehbuchautor gewählt wurde, kommt dann regelmässsig der Hinweis, das das Opfer seinen Mörder oder seine Mörderin, das ist eher selten, gekannt haben muss.

Bei dem weiblichen Mordopfer kommt dann regelmässig noch die Frage, ob sich Sperma in der Vagina befunden hat. Das wird meist anders ausgedrückt. Es schauen ja auch Kinder zu. Besonders dann, wenn vorher der Warnhinweis kam, dass dieser Film für Jugendliche ab . . . nicht geeignet sei.

Offensichtlich ist ein Film mit einer Vergewaltigung spannender als einer ohne. Manchmal wird die Ermordete weder als Leiche noch im Leichenschauhaus gezeigt. Dann sind die Verletzungen und Verstümmelungen so erheblich, dass kein Maskenbildner diesen Zustand mit herkömmlichen Fernsehmitteln herstellen könnte.

Wenn doch ein solcher Zustand gezeigt werden soll, um dem Zuschauer noch einen Schrecken einzujagen, dann greift man auf Fotos zurück, die vermutlich aus Archiven stammen und auf tatsächliche Verbrechen zurückgehen.

Neuerdings kommen immer mehr Mobiltelefone in die Drehbücher hinein. Da geht es immer darum, wo das Mobiltelefon eingelockt war, als der Mord geschah. Das bedenken viele Mörder bei den Vorbereitungen des Mordes oft nicht und sind dann meistens auch dran. Als Regel für den Fernsehzuschauer bleibt erhalten: Das Mobil Telefon beim Mord besser zuhause lassen und abschalten.

Die Lagerung im Eisfach des Kühlschrankes wird selten propagiert. Auch das Entfernen des Akkus, das bei modernen Mobiltelefonen kaum noch möglich ist und damals eine gute Möglichkeit war, nicht geortet werden zu können um den Häschern zu entkommen, wird nicht mehr gezeigt. Das könnte womöglich den Absatz dieser Geräte stoppen. Und das wollen wir ja nicht. Wegen der Arbeitsplätze in der Industrie und so.

Schließlich stehen nur 90 Minuten Filmlänge zur Verfügung. So muß auch die Zahl der Verdächtigen eingegrenzt werden. Fünf Verdächtige zu verhören dauert einfach länger als zwei oder drei.

Auch die Antworten sind standardmässig erfasst. Am unverdächtigsten ist immer noch, wenn der potentielle Täter oder die potentielle Täterin für die Tatzeit kein Alibi hat, was eigentlich nur bedeutet, das der Mord nicht genügend vorbereitet wurde und deshalb vielleicht gar keiner ist und die Tat im Affekt stattgefunden hat und damit strafrechtlich ein Totschlag ist, wie wir als aufmerksame Zuschauer schon lange wissen.

In fünfzig von hundert Alibifällen ist es die gutmütige Freundin oder der gutmütige Freund, der dem potentiellen Täter oder der Täterin ein, natürlich falsches, Alibi verschafft, in dem behauptet wird, man sei die ganze Nacht mit jener Person im Bett gewesen. In Familienkriminalfilmen sind es immer die Ehefrauen, die dann aber hinterher, wenn der Kriminal weg ist, ein Theater anfangen.

Auf die Tätigkeiten, die man in dieser Alibizeit ausgeübt hat, wird nicht weiter eingegangen, aber alle wissen natürlich, was da stattgefunden hat.

Im Kriminalfilm wird darauf weiter nicht eingegangen, dass das Alibi natürlich nur Bestand hat, weil in dieser Zeit der Geschlechtsverkehr stattgefunden hat.

Niemals unterstellt der Kriminalbeamte, dass nach erfolgtem Geschlechtsverkehr, der Mörder oder die Mörderin das Bett verlassen hat, um noch schnell mal jemanden um die Ecke zu bringen, während der Geschlechtspartner oder die Geschlechtspartnerin geschlafen hat.

Dieser Verdacht eines Beamten oder einer Beamtin erübrigt sich zumeist. Vor allem deshalb, weil in der nächsten Einstellung des Filmes, der Grund für das falsche Alibi auftaucht. Die Polizei und wir haben es ohnehin gewußt.

Manchmal gibt es richtige Alibis und dann meist einen weiteren Verdächtigen, was den Film ein wenig länger macht. In den englischen Serien, besonders bei den Filmen der BBC, die bei uns ausgestrahlt werden, kommt eine bestimmte Technik bei der Verfolgung der Straftäter immer wieder zum Einsatz.

Fünf Beamte, die zusammen einen Täter suchen. Alle machen irgend was. Verhören. Telefonkontakte überprüfen. Versicherungspolicen überprüfen. Kontobewegungen überprüfen. Überwachungsvideos ansehen und was es der Tätigkeiten sonst noch so gibt. Die Ergebnisse landen alle auf einer Tafel an der Wand. Das wird jetzt immer beliebter und hat sich, glaubt man den Drehbuchautoren, sogar bis Lübeck rumgesprochen.

Und der Hauptkommissar hat in Minute 78, bei Filmen mit einer Länge von 90 Minuten, einen Einfall, der alle Mitarbeiter erstarren lässt. Er hat die Lösung gefunden und hält diese vor seinen Mitarbeiterinnen und seinen Mitarbeiter und vor uns natürlich geheim, weil sonst würden wir ja jetzt auf einen anderen Kanal wechseln .

Damit das nicht passiert, beauftragt der Oberkriminal, alle Verdächtigen zusammen zu rufen. Und dann brilliert er mit seinen Kriminalkünsten und verkauft die Sache so, daß seine Mitarbeiter und die Mitarbeiterinnen alles ganz logisch finden, was da passiert.

Und weil die das laut Drehbuch logisch finden, finden wir Zuschauer es auch logisch, was sich der Drehbuchautor oder die Drehbuchautorin da so zusammen spintisiert hat.

Und sei es noch so herbeigeholt. Hauptsache, der Täter oder die Täterin wird am Ende des Filmes überführt. Meist wird er in Handschellen abgeführt. Meist Männer. Frauen werden selten Handschellen angelegt.

Nur, wenn sie als ganz böse, oder ganz hinterhältig dargestellt werden. Wenn der Film noch ein bißchen länger gehen soll, dann gibt es manchmal noch einen Fluchtversuch, der in 90 % aller Fälle aber scheitert. Den gibt es auch mit der Variante Geiselnahme und Pistolenklau.

Auch die Variante, das ein überführter Täter oder eine Täterin, sich der gerechten Strafe durch einen Sprung aus dem Fenster oder dem Schuss aus der Pistole, den er im Zweifelsfall der ermittelnden Polizisten entwendet hat, rettet, oder umbringt kommt vor. Mißlingt aber meistens, weil dann wird der Film zu lang.

Das führt im Regelfall dann zur nächsten Szene, in der den ermittelnden Beamten und Beamtinnen von dem Vorgesetzten oder, was jetzt immer häufiger vorkommt, der Vorgesetzten, der Kopf gewaschen wird.

Das geschieht meist in der Form, dass sie ihre Pflichten grob verletzt haben. Sie hätten einen Selbstmord, der zu vermuten war, auf jeden Fall verhindern müssen.

Nun kommen wir zu den besonderen Bildern. Ein wiederkehrendes ist, wie der Polizeibeamte oder die Polizeibeamtin, dem Täter beim Einstieg in das Polizeifahrzeug, für mich immer noch Peterwagen, in der Weise hilft, dass er ihm oder ihr auf den Kopf drückt, damit er oder sie sich nicht den Kopf an der Karosserie des Peterwagens stößt.

Vor der Verhaftung kommt in vielen Filmen noch die Verfolgungsjagd und dann die Festnahme. Die Verfolgungsjagd hat, auch im Fernsehfilm verschiedene Varianten:

1) Zu Fuss (eher selten)

2) Mit dem Auto (sehr oft)

3) Mit der U-Bahn (eher selten)

4) Mit dem Zug (manchmal)

5) Mit dem Schiff (ganz selten)

6) Mit dem Pferd (wenn der Film Gmb spielt)

7) Mit dem Fahrrad (fast nie)

Das alles gibt es natürlich auch in einem »richtigen« Film, bei dem manchmal nicht an Geld gespart wird. Bei dem fürs Kino. Besonders ermutigend im richtigen, amerikanischen Film ist die Großzügigkeit mit der, vorwiegend große Autos, dabei zerstört werden. Das macht mir immer besonders viel Freude, wenn auf den Straßenkreuzungen die Straßenkreuzer zu Schrott gefahren werden.

Eine Steigerung des Vergnügens gibt es nur noch dadurch, wenn es sich dabei um Polizeifahrzeuge handelt, die hier zu Schrott gefahren werden.

Das geht natürlich in einem deutschen Fernsehfilm nicht, viel zu teuer, es sei denn, der unzulässig hohe Verdienst, der in Wahrheit nicht Verdienst heissen dürfte, den der Intendant des Senders jeden Monat erhält, würde um die entsprechende Summe der zu zerstörenden Fahrzeuge gekürzt. Was auch ein guter Vorschlag ist. Wozu braucht der Intendant vom WDR 490 Tausend Euro im Jahr?

Doch das wird, so lange es »Öffentlichrechtliche« Sender gibt, sicher nicht passieren. Das mit der Fahrzeugzerstörung auf der Kreuzung. In Fernsehfilmen wird höchstens mal ein Auto gegen einen Baum gefahren, und das haben sie sich sicher vorher vom Schrottplatz geholt. Eben receycelt. Grünes Fernsehen. Nachhaltig. Eben.

Für das nötige Kleingeld wird notfalls noch ein Wetterbericht eingeschoben, den vielleicht eine noch andere Müslifirma finanziert. Wetterberichte, alle zehn Minuten dargebracht, kann es gar nicht genug geben. Und jeder Meterologe sieht es gern, wenn sich das Wetter an seine Vorhersagen hält.

Auch die Berichte von der Börse, die vermutlich nur wenige Personen wirklich interessieren, verkürzt auf jeden Fall die zu finanzierende Sendezeit. Manchmal ist es sogar so, dass abgehalftetete Moderatoren sich ihre Zuteilungen noch ein wenig aufbessern, in dem sie selber in den Ratesendungen, Quiz genannt, den Blödmann oder die Blödfrau machen.

Das kommt immer gut. Sieht es doch jeder gern, wenn es im Fernsehen hochbezahlte Leute gibt, die noch weniger wissen, als man selber. Solche Sendungen machen uns Mut und sind deshalb scheinbar besonders beliebt.

Die scheinen noch preisgünstiger als die Fußballspiele zu sein, mit denen man neuerdings das Wochenendabendprogramm gestaltet.

Und wenn was falsch gemacht wird, trifft die Schande nicht die Fernsehredakteure, die für langweilige Fussballspiele nicht verantwortlich zu machen sind.

Für langweilige Filme, selbst produziert oder angekauft, schon. Und nicht erst bei der siebten Wiederholung. Doch nun zurück zum eigentlichen Thema: Der durchschnittliche Kriminalfilm mit einer Leiche und einem Mörder, wahlweise, aber höchst selten, mit einer Mörderin. (wird fortgesetzt oder auch nicht)

Nachtrag: Wiebeke hat mich zu Recht darauf hingewiesen, dass in den neueren Fernsehfilmen der Datenstick und der Datenklau eine große Rolle spielen. Nachts wird eingebrochen. Dann die aufregende Szene, wie das Passwort herausgefunden wird, während gleichzeitig der Wachdienst im Anmarsch ist. Manchmal mit der Variante, dass draußen eine Komplize oder gar eine Komplizin Schmiere steht. So nennt man das aber heute nicht mehr. Ja. Das müsste auch mal behandelt werden. Aber das passiert dann in einem der nächsten Briefe an Wiebeke.

Alles Blau im Morgengrau

SOMMERHAUSEN
cc
Tier

Wo ist eigentlich Harald Martenstein, wenn man ihn wirklich einmal braucht?

Die Pandemie zwingt mich vor den Fernseher. Nach fünfzehn Monaten kenne ich jetzt fast alle Fernsehfilme der Degeto ARD der letzten zwanzig Jahre, die ich früher immer mied. Zwei Exemplare kommen hier in die Betrachtung.

Eine Familie (I). Eine Familie. Bestehend aus Mann, Frau und Kind (Ein Junge im gefährlichen Alter). Wir ahnen es. Der Drehbuchautor, es sind meistens Männer, es gab nur wenige Ausnahmen, hat uns verraten, wie lange das schon geht, das mit dieser Ehe. Es dauerte so lange, wie das Kind alt ist. Waren es 15 oder 17 Jahre? Ja, es gab mal eine weibliche Drehbuchschreiberin, sie nannte sich Niklas Becker oder manchmal auch Marie Funder. Ihren eigenen Namen, Doris Heinze, nutzte sie nur, wenn sie im Namen des Senders (NDR) Verträge mit den erfundenen Drehbuchschreiberinnen und Drehbuchschreibern unterschrieb.

Das war nicht gut. Aber es ging viele Jahre gut. Wann es begann, ist bis heute unklar. In das Amt kam sie 1991. Drehbücher soll sie seit 1995 geschrieben haben. Vierzehn Fernsehfilme sind nach ihren Drehbüchern entstanden. Ein einträgliches Geschäft. Für jedes Film Drehbuch waren zwischen 26 und 70 Tausend Euro fällig. Natürlich wäre es auch möglich gewesen, als Angestellte des NDR diese Bücher zu schreiben. Das hätte jedoch die Einnahmen halbiert. Und halbieren will natürlich niemand oder keiner, auch keine Drehbuchautorin. Es hat lange gedauert, bis man ihr auf die Schliche kam. Die Süddeutsche Zeitung kam ihr dann 2009 drauf. Beim NDR hat niemand was gemerkt, sagen sie beim NDR. Immerhin acht Jahre lang, wie wir heute wissen. Unter dem Strich ist Doris J. Heinze damit gut gefahren. Ein Jahr und zehn Monate, lautete das Urteil. Da sie vorher noch nicht erwischt worden war, wurde die Strafe zur Bewährung ausgesetzt. Doch zurück zu den Filmen der Degeto Familie. Der Gatte und die Gattin in diesem Film sind jedenfalls ohne jede Begattung. Das meint: Im Bett läuft nichts mehr. Siebzehn Jahre sind eine lange Zeit.

Eine Familie. Eine Siedlung, so recht nach dem Geschmack von ARD und Degeto. Noch ein bißchen schrecklicher als die Reihenhäuser, in denen damals Fernsehredakteure wohnten. Die Nachbarn tuscheln. Der Film plätschert so dahin. Doch plötzlich: Ein Problem. Die Mutter findet ein Heft. Es gehört ihrem Sohn. Denkt sie. Das Heft ist so schrecklich, dass ARD und Degeto uns das Heft lieber nicht zeigen wollen. Vermutlich wimmelt es von Männern, die unbekleidet sind. Vielleicht wimmelt es sogar von Männern, die mit anderen Männern Geschlechtsverkehr haben. Nicht auszudenken. Nein. Wir werden es nie erfahren. Die Mutter vermutet jedenfalls das Schlimmste. Sie bespricht die Sache – wir sind ja aufklärt – mit dem Vater des Jungen, ihrem Ehemann. Findest Du es nicht merkwürdig, dass unser Sohn in seinem Alter keine Freundin hat? Er ist doch nicht etwa – schließlich läuft der Film im Abendprogramm -, da kann man so was schon mal sagen – schwul? Das wäre ja nicht auszudenken! Was werden denn die Nachbarn sagen! Der Ehemann findet das nicht so schlimm, dass der Junge noch keine Freundin hat. (Später im Film erfahren wir auch, warum. Aber wir ahnen schon jetzt, was uns der Autor da noch unterjubeln will).

Dann kommt der Auftritt einer Freundin der Frau. Die ist so ganz anders als die Mutter des Jungen. Unkonventionell, ungebunden, unabhängig und zielstrebig. Eben, ganz anders. Ungefähr so, wie sich die Leute von der ARD Degeto (wir sind eins) die Freiheit vorstellen.

Sie kann mit dem Jungen. So nebenbei entdeckt sie sein Musiktalent. Und sie kennt auch eine Band, die sie vielleicht überreden könnte, bei seinem Schulfest aufzutreten. Ja, das wäre was. Sie ist gar die Managerin dieser Band. Aber die Produktionskosten, wir ahnten es schon, die die Degeto kalkuliert hat, lassen einen Auftritt einer ernstzunehmenden Jugendband nicht zu. Wir verstehen: Das Budget reicht nicht.

Der Intendant des mit-produzierenden Senders, – ich habe es vergessen, welcher war das nochmal (?) – ist aber auch egal – weil, sie sind eins – hat auch schon eine Lösung gefunden. Nicht, was wir so denken, als wir es aus anderen Quellen erfahren, wieviel Geld sich ein Intendant monatlich so ausbezahlen lässt und was er davon nach Abzug der Steuern nach Hause trägt. Nein, davon natürlich nicht, davon darf nichts verloren gehen, (kein Mensch braucht ein monatliches Gehalt von 20 T Euro) aber darüber sprechen sie nicht so gern und vom abgeben halten sie auch nichts (da sind sie Doris J. Heinze sehr ähnlich). Lieber sprechen die Intendanten der Sender der ARD (wir sind eins) über die dringend notwendige Gebührenerhöhung der GEZ, ihrer staatlichen Einzugszentrale. Dafür gehen sie sogar bis vor das Bundesverfassungsgericht. Und drohen nebenbei noch, das die Leute, die im Sender die eigentliche Arbeit machen, keine Tariferhöhungen bekommen können, solange die Gebührenerhöhung nicht stattfindet. Nein, für den Auftritt einer ernst zu nehmenden Jugendband reicht das Geld bei weitem nicht aus.

Die Szene muß gestrichen werden. In der Folge ist die Enttäuschung des Jungen in das Drehbuch einzuarbeiten. Das ist relativ einfach. Die Mutter hatte von dem Auftritt der Band schon vorlaut ihrem Sohn erzählt, bevor die Sache in trockenen Tüchern war. Die Band hat keine Zeit. Zu viele Termine.

Und da kommt noch etwas anderes zum Vorschein: Die dunkle Seite der Freundin. Und die bleibt natürlich dunkel. Dahinter verbirgt sich die Freiheit. Sie ist gar nicht die, für die sie sich ausgibt. Und im Dunkel lauert da noch ein Drama. Durch einen Sturz, ich glaub, es war im Badezimmer, verliert sie ihr Gedächtnis. Sie wird gefunden. Kommt ins Krankenhaus. Und ringt dort mit dem Tode. Unter dem tuts die Degeto nicht. Das Leben der Freundin hängt an einem seidenen Faden.

Da ist es nicht falsch, das die Mutter des Jungen sich auf die Suche nach der Mutter ihrer Freundin macht. Doch auch die Schauspielerin dieser Mutter glänzt durch einen Kurzauftritt, der nicht viel kostet, weil er eben so kurz ist. Sie hat auch nur einen Satz zu sprechen. Ich erinnere den nicht mehr genau.

Normal sagt eine Mutter oder ein Vater, wenn sie sich von dem Nachwuchs getrennt haben, immer diesen Satz, der immer irgendwie ähnlich klingt: „Ich habe schon lange keinen Sohn (keine Tochter) mehr“. Lässt das Budget einen zweiten Satz zu, so lautet dieser in der Regel: „Sie (er) ist schon vor langer Zeit für mich gestorben“. Das Geheimnis des Zerwürfnisses zwischen Mutter und Tochter wird auch angesichts des drohenden Todes der Tochter nicht gelüftet. (Ausländer, die nicht alle Seiten der deutschen Sprache beherrschen, verstehen diesen Satz oft falsch, weil die Bedeutung in der Art liegt, wie die Betonung erfolgt. Er ist nicht für mich gestorben, sondern er ist für mich gestorben. (Mit anderen Worten: Das kann man nicht lesen. Das kann man nur hören.)

Und noch bevor die Freundin der Ehefrau ihr Gedächtnis verlor, hat sie etwas gesehen, was sie besser nicht gesehen hätte. Und damit wir als Zuschauer auch wissen, was die Freundin jetzt weiß, wird davon nicht erzählt, sondern wir, die Zuschauer, sind hautnah dabei, als es passiert. So wird der Bericht der Freundin auch gleich viel glaubwürdiger. Wir schlagen uns auf ihre Seite (die Seite der Freundin). Warum glaubt sie nicht, was ihre Freundin (und wir auch) dort gesehen haben? Warum ist sie so verblendet, das sie ihrer Freundin die Tür weist? Jedenfalls ist die Spannung auf dem Höhepunkt. Ich bin an Kalle Blomquist erinnert, den wir Kinder immer warnen wollten, wenn da ein Bösewicht hinter der Tür lauerte.

An der roten Ampel kommt die Freundin der Frau mit ihrem Auto zum Halt. Sie traut ihren Augen nicht. Dort im Auto daneben sitzt der Ehemann der Frau mit einen anderen Mann. Und sie küssen sich. Nein. Hat man so was schon gesehen. Zwei Männer, die sich küssen. Vor laufender Kamera! Es ist dies dieser junge Mann, der draußen im Auto auf die Stichsäge, oder war es die Bohrmaschine (?), jedenfalls auf ein Werkzeug gewartet hatte, und den die Ehegattin der Freundin zum Essen ins Haus hereingebeten hatte.

Ja, jetzt ist die Bombe geplatzt. Welch eine Dramatik! Siebzehn Jahre! Und nun das! Für die Ehefrau bricht eine Welt zusammen. Sie will es nicht glauben. Und auch uns fällt es schwer. Schon wollen wir der Schauspielerin zurufen: Aber wir haben es doch selbst gesehen. Da fällt uns ein: Die kann uns ja gar nicht sehen oder gar hören. Auch wenn die Ansagerinnen am Ende der Nachrichten oft sagen, wann sie wieder auf dem Bildschirm zu sehen sein werden und dass wir uns dann wiedersehen, obwohl sie doch wissen, das sie uns gar nicht sehen können. Nun gut. Sei es, wie es sei.

Kurz, sie Mutter des Jungen setzt ihre Freundin mit der ungeliebten Wahrheit vor die Tür. Stellt aber dann ihrem Ehemann, die in jedem Film, der sich dieser Problematik des Seitensprunges annimmt, die entscheidende Frage: Hast Du mit ihm – wahlweise mit ihr – geschlafen? Wir sind doch schon froh, dass die Degeto uns nicht zeigt, wie der Beischlaf vollzogen wurde. Erstaunlich jedenfalls, dass es siebzehn Jahre dauert, bis die Sache herauskommt, dass der Ehemann lieber mit Männern, als mit Frauen Geschlechtsverkehr haben mag.

In älteren Filmen waren es oft die Ehefrauen, die die Zettel mit den Telefonnummern in der Jackentasche ihres Gatten gefunden hatten. Aber dies soll nach dem Willen der Degeto ein moderner Film werden. Und deshalb ist es die Nachricht auf einem Händi, die diesen Mann verrät. Die Methode aber, ist gleich geblieben.

Das war schon immer so. Wir kennen es aus hundert Jahren Filmgeschichte: Immer wenn dem Drehbuchautor oder der Drehbuchautorin nichts mehr einfällt, dann lässt er (sie) irgendwo ein Telefon klingeln. Das war früher an bestimmte Orte gebunden. Heute können Händis überall klingeln und wenn man es nicht braucht (das Telefongespräch, weil man nichts zu sagen oder zu hören hat), dann ist es die Mailbox oder das Funkloch, was eine Telefonverbindung unmöglich macht. Jedenfalls ist mit den Händis das Drehbuchschreiben (ob Frau oder Mann) viel einfacher geworden.

Auch der Sohn verlangt jetzt nach Aufklärung und fragt zunächst die jetzt -ehemalige- Freundin seiner Mutter. Die will nichts sagen und rät dem Jungen: Frag deinen Vater, was er denn auch tut. Die Degeto zeigt uns, wie das heute zu handhaben ist. Mit kaum zu übertreffender Peinlichkeit, erklärt der Vater dem Sohn, dass er ein Leben lang gegen seine Neigung gekämpft habe, aber ein bürgerliches Leben und Kinder wollte. Und Kinder können nun mal in einer Beziehung ohne Frauen schlecht gezeugt werden. Der Drehbuchautor oder die Drehbuchautorin – ich habe mir den Namen nicht notiert – weiß, was wir Zuschauer unbedingt wissen wollen. Die Frage der Eltern, ist der Sohn nun schwul oder nicht schwul, ist ja noch nicht beantwortet. Und da jede Frage einer Antwort bedarf, nimmt der Autor die vorher gelegte Spur wieder auf. Und schwupps ist sie auch schon da. Eine, für die er extra ein Lied geschrieben hat. Ein Liebeslied. Und wir atmen erleichtert auf, als sie in seinem Zimmer verschwindet. Und die Mutter natürlich auch. Ich habe dann nicht mehr abgewartet, wie der Film zu Ende geht. Ach doch. Da fällt es mir wieder ein, wie sie die Sache gewuppt haben, die von der Degeto.

Der Sohn möchte so gerne, dass seine Eltern zu seinem ersten Auftritt als Gitarrist zum Schulfest kommen. Der nicht schwule Sohn legt seine Eltern herein. Der Mutter sagt er, dass der Vater nicht kommen wolle und dem Vater sagt er, dass die Mutter nicht kommen will. Und dann kommen beide und wollen sich und uns die Peinlichkeit ersparen, das der betrügende Gatte und die betrogene Gattin das Schulfest verlassen. Und auch die vorher verstoßene Freundin der Frau darf wieder auftreten und schon, schwupps, ist der Film zu Ende. Und es gab im Abspann sogar eine Angabe, wer sich dieses Drehbuch ausgedacht hat. Ich habe mir den Namen nicht notiert. Aber irgendwo muß sich ja jeder und jede seine und ihre Brötchen verdienen.

Hier kommt Ard Degeto – Wir sind zwei

(Ein weiterer Prototyp) (II)

Die Kleinstadt. Wir kennen sie. Angekündigt als Ehe-Tragikomödie oder so. Ich habs vergessen. Wieder Vater, Mutter, Tochter. Tochter so um die siebzehn. Selbst schon am anderen Geschlecht interessiert. Wieder das Tuscheln der Nachbarn. Die Mutter macht zusammen mit ihrer Freundin einen Wellness Urlaub. Und geht mit dem gut aussehenden Trainer ins Bett. Gezeigt wird nur der Anfang. Besonders ausführlich wird gezeigt, wie wenig die Frau auf diesen Seitensprung vorbereitet ist. Der Besorgung des Präservatives für den bevorstehenden Geschlechtsverkehr wird viel Zeit gegeben. Sehr ausführlich wird dieser Vorgang geschildert. Schließlich hilft die Freundin ihr aus.

Bei der Rückkehr nach Hause ist die Frau wie umgewandelt. Das fällt sogar der Tochter auf, die sonst sehr viel mit sich selber zu tun hat. Dann wird ihrer Mutter plötzlich in der Küche schlecht, sie hat gerade eine Backform in der Hand. Und es ist ihr völlig peinlich, dass sie sich erbrechen muss, was die Tochter aber nicht merkt. Das erkennt man daran, dass sie ihre Mutter fragt, ob sie einen Kuchen backen wolle. Aber wir Fernsehzuschauer wissen es besser, wir wissen genau, was passiert ist. Das haben wir schon 5000 x mal gesehen. Das Präservativ – der Name des Produktes wird hier nicht genannt- hat nicht funktioniert. Die Frau ist schwanger. Die Folgen dieser Schwangerschaft wird dem Film eine enorme Dramatik verschaffen. Das wissen wir und die Schauspielerin weiß es auch. Aber die Schauspieler-Verwandten, die zu Hilfe eilen, nicht. Und schon nimmt alles seinen Lauf. Man kann sich schon vorstellen, was in der Siedlung los ist, wenn diese Schwangerschaft nicht unterbrochen wird. Der Mann, der sie geschwängert hat, ist schwarz. So sind jetzt alle Problematiken zusammen, die hier von der ARD Degeto behandelt werden wollen. Und weil dieser schwarze Mann natürlich ein Überdeutscher ist, will er die Frau und sein Kind nicht alleine lassen und, nein, zieht bei ihr ein.

Der Gatte ist vorher geflüchtet. Und hat schnell noch die Gelegenheit ergriffen, endlich mit der Kollegin, auf die er schon die ganze Zeit scharf war, in die Kiste zu springen. Oder haben sie es gar im Büro getrieben? Ich habe es vergessen. Die Tochter findet ihre Eltern unmöglich und verschwindet mit ihrem Freund. Mit dem neuen Liebhaber geht es der werdenden Mutter auch nicht so gut. Vorher aber noch kommen die Verwandten und wollen die Ehe der Mutter und werdender Mutter retten, als sie dann aber sehen, das der neue Liebhaber schwarz ist, fallen sie vom Glauben ab. Und dann zieht der schwarze Überdeutsche auch gleich wieder aus. Das neue Kind ist gar nicht so schwarz, wie es sein eigentlich sein müsste und der Ehegatte vergibt der treulosen Gattin und kehrt ins Haus zurück. Ich hab vergessen, wie sie das hinbekommen haben. Aber am Ende gibt es keinen Verlierer und alle sind zufrieden und das Baby ist mindestens schon acht Monate alt.

Vielleicht gibts für Babyschauspieler irgendein Mindestalter. Aber hier haben wieder einen typischen ARD-Degeto Fernsehfilm. Fällt mir nur noch ein: Wo ist eigentlich Harald Martenstein, wenn man ihn wirklich einmal braucht?

Grafik Hans Hillmann
Sonne die uns täuscht
Foto Jens Meyer

Hitler wurde nie exkommuniziert ( in der Taz am Donnerstag 16.1.1986)

PDF Hitler wurde nie exkommuniziert     Jens Meyer (Taz vom 16. Januar 1986)

Hitler wurde nie exkommuniziert.

Allzeit zum Konkordat mit den Mächtigen bereit: Die Katholische Kirche.

Jens Meyer vertreibt den Film “Geschichtsbuch” des Dänen Jannik Hastrup. Die Erfahrungen, die er dabei mit klerikalen Widerständen hat machen können, sind ein Anlaß für ihn, sich ein wenig umzusehen in der politischen Geschichte des 1.500-jährigen Papsttums. “Das Geschichtsbuch“ ist ein siebenteiliger, 136 Minuten langer Film, deren Abschnitte auch einzeln bestellt werden können, beim Zentral Film Verleih, Friedensallee 7,

2 Hamburg 50, Tel: 040/391316.

(Anmerkung 2018: Bitte nicht mehr anrufen. Das Unternehmen gibt es nicht mehr)

Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der reiche Mann?” (Dieter Forte in: Martin Luther und Thomas Münzer oder die Einführung der Buchhaltung)

Eine Einladung. Von der Katholischen Akademie des Erzbistums Paderborn. Unterschrieben vom Studienleiter. Eine Trickfilmtagung will er machen. Ein Referat über die Auswertungserfahrungen mit dem Film “Das Geschichtsbuch”. Und bezahlen will er auch. Nicht richtig. Mehr ein Anerkennungshonorar für Film und Vortrag.

Mich reizt die Geschichte. Das Wort “Erzbistum Paderborn” löst diese Reize aus. Dabei fallen mir die Inquisitionskeller ein. Ich nehme jedenfalls an. Könnte sein, dass der Auftraggeber vielleicht nicht mit dem Ergebnis einverstanden sein wird. Der Verleih hat Angst vor Umsatzeinbußen durch eine “negative Werbeveranstaltung”. Doch in dem Bereich werden kaum Filme von Zentral Film Verleih eingesetzt. Dort ziehen mehr die Filme über die Schönheit von Kirchenfenstern. Also keine Gefahr.

Ich fange an und lese eine Menge. Ein Freund, früher Theologiestudent, jetzt Postbeamter im Ruhestand, kramt seinen Boden durch und versorgt mich mit Kirchengeschichten.

Später, als alles fertig ist, schicke ich das Manuskript zu Alf Mayer von “Medium”, der Medienzeitschrift der Evangelen. Alf ist begeistert, aber Abdrucken kann er nicht, erst in der “allerletzten Nummer von >Medium<” und die nächste Nummer soll noch nicht die “allerletzte” sein. Das kann ich verstehen. (Anmerkung 2018. Leider haben Alf Mayer und ich die letzte Nummer von Medium verpasst Das muß sehr lange her sein.)

Nicht verstehen kann ich den Studienleiter des Erzbistums Paderborn. Wieso bestellt er diese Trickfilmreihe? Erstens kommt die Kirche des “christlichen Abendlandes” kaum darin vor und zweitens, wenn sie denn dargestellt wird dann eher negativ. Die “Pfaffen” und Bischöfe, das sind im “Geschichtsbuch” immer jene Leute, die sich auf Kosten des Volkes an der Seite der Mächtigen durchfressen und volllaufen lassen. Arbeit ist für sie ein Fremdwort. Die Pfaffen stopfen sich keineswegs mit minderwertigen Lebensmitteln voll. Auch vom Wein trinken sie nur den besten. Ansonsten predigen sie dem Volk, daß Armut von Gott gewollt sei. Wer sich gegen die Herrschaft auflehne, verstoße gegen die Gebote Gottes. Auch die Palette der Strafmöglichkeiten wird gezeigt.

Auf der Erde: Vierteilen, Augen ausstechen, Gliedmaße abhacken, aufhängen, bei lebendigem Leib verbrennen. Im Jenseits: Das Fegefeuer, die ewige Verdammnis, die Hölle mit ihren Kochtöpfen und was die christlichen Kirchen sonst noch zur Verfügung haben, um den Leuten Angst einzujagen. Ich komme nicht drauf, was will das Erzbistum mit einer solchen Filmreihe?

Oder ist es so, dass die Kirchen sich so sicher fühlen, dass eine solche Kritik ihnen gar nichts anhaben kann? Im Gegenteil, dass solche Filme zu Schulungszwecken gut benutzt werden können? Ich vertraue auf die Überzeugungskraft der Bilder und fahre hin. Es ist alles vom Feinsten. Das Essen ist gut. Schöne Tagungsstätte. Nichts mit Jugendherberge. In jedem Zimmer eine Bibel.

Eine große Bibliothek mit Marx und Engels. Kunst am Bau. Ein Studienleiter und ein Akademiedirektor, mit denen man über alles reden kann. Auf mein Manuskript ist man gespannt. Sie würden es gerne einmal sehen. Sie haben eine Schriftenreihe, da würden sie das gerne veröffentlichen. Mein Rat, dass sie doch bitte erst den Vortrag abwarten sollen, wird angenommen. Später wollen sie es dann doch nicht abdrucken. Das beruhigt mich dann doch. Ich hatte schon Angst um mein Weltbild.

Klingelbeutel und Gottversunkenheit

Eine alte Regel lautet: Die Geschichte wird von Siegern geschrieben, es gibt immer Leute, die am Krieg gewinnen. Die christlichen Kirchen waren jedenfalls nie bei den Verlierern. Das heißt leider nicht, daß die Mitglieder der beiden Großkirchen auch zu den Gewinnern gehörten. Ich selber bin auch einmal Mitglied gewesen. Nicht bei der katholischen sondern bei der anderen Großkirche. Jetzt bin ich fast 40 Jahre alt. Einige Sachen vergisst man nicht so leicht. Da ist zunächst eine “Konfirmation” und eine “Taufe” mit 14 Jahren. Dann eine Klassenreise nach Köln mit einer Besichtigung des “Kölner Doms”. Dann eine kirchliche Trauung in “weiß” mit 23 Jahren und ein Kirchenaustritt mit 27 Jahren. Bei der Klassenreise nach Köln fiel mir – außer den Massen von amerikanischen Touristen – eine Frau in der typisch ”katholischen Tracht” auf: Diese schwarze Kutte – ich nenn sie mal Nonne.

Diese “Nonne” stand neben einer Tragsäule der Kirche und war – mit geschlossenen Augen – still ins Gebet versunken. Nicht einfach. Diese Innigkeit in diesem Kirchenbahnhof. Ich dachte: das muss es sein: Die Gottgläubigkeit. In einigem Abstand neben ihr ein Kupfergefäß, in dem die Touristen Geld für irgendeinen “mildtätigen” Zweck werfen sollten. Die Augen der Nonne immer noch geschlossen im Gebet zu Gott. Ich beobachtete sie. Sie hielt die Augen auch dann geschlossen, wenn es im Kupfertopf schepperte. Doch kaum fühlte sie sich unbeobachtet, öffnete sie für einen Augenblick die Augen, zählte blitzschnell das Geld und versank augenblicklich wieder ins Gebet.

Ein Vorgang nicht länger als eine halbe Sekunde. Dieses Bild hat sich bis heute bei mir im Gedächtnis eingegraben. Immer wenn jemand heute zu mir “Kirche” sagt, dann ist augenblicklich dieses Bild von der betenden, geldzählenden Nonne da. Ein oberflächlicher Eindruck. Verglichen mit den Bildern aus dem Film “Das Geschichtsbuch” nur Nebenschauplatz. Da zählen nur die Kaufleute, die Handwerker, der Adel, die Bauern. Die Kirche als Kapitalgesellschaft?

Das Geschichtsbuch” ist eine Geschichte, von denen, die unten sind. Die Verlierer schreiben über die Sieger. Da wird gefragt, warum es in unseren Gesellschaften Arme und Reiche gibt, welchen Ursprung das hat und wer daran beteiligt ist, dass sich daran nichts ändert. Jedenfalls anders, als ich die Geschichte in der Schule kennengelernt habe.

Schon die Schulsprache ist anders. Da “brechen” Kriege aus wie Vulkane. Da brechen Nationen zusammen. Da wird ein “Mächtiger” gereizt, bis er “militärisch” zurückschlägt. Da wird ein Prinz erschossen, und deshalb kommt es zu einem Weltkrieg. Wir kennen das und haben uns daran gewöhnt, falsch bleibt es dennoch. Da fragt jemand nach den wirklichen Ursachen und schon hat das Erzbistum das Wort “Kritik” im Seminarprogramm stehen. So einfach ist das.

Ich wälze dicke Ordner: Einsatzstatistiken des Films, Ausleihzahlen durch Kirchengruppen, Absagen von Medieninstitutionen und Kirchengeschichten von Kirchenprofessoren. Ich werde dadurch nicht “bibelfest” und auch kein Kirchenexperte. Ich denke, mein Vortrag soll anfangen mit dem Satz: ”Adolf Hitler war katholisch, ist von der Kirche niemals exkommuniziert worden, sein Buch “Mein Kampf” ist niemals auf dem Katholischen Index gelandet”. Auch sein Vorgänger und sein Nachfolger waren katholisch. Nach diesem Satz kann ich dann zur Kasse gehen und nach Hause fahren.

Der Erzbischof wird seinen Studienleiter ermahnen, dass er in Zukunft seine Referenten sorgfältiger aussucht. Ärmer wird er durch meinen Auftritt nicht. Also reden wir nicht von Religion und christlichen Ideologien, sondern von dem “Macht und Geldapparat Kirche” in der Funktion, dass er seinen “Schafen” sagt, wohin die Reise zu gehen hat. Und der sie, falls sie uneinsichtig sind, notfalls auf den rechten Weg zwingt.

Viele Menschen in der BRD haben es – aus welchen Gründen auch immer – gerne, wenn man ihnen sagt, was sie tun und lassen sollen. Da treffen sich die Kirchen mit Parteien und Interessengruppen bei einem offensichtlichen Bedürfnis. Ob nun die ehemaligen Studentenkadergruppen der 70er Jahre ihre Nachfolgeorganisationen in den roten Holzketten aus Oregon haben, das wage ich nicht zu beurteilen.

Merkwürdig jedoch, dass viele, die mir damals die >Roten Fahnen<, die >Morgen< usw. verkaufen wollten, jetzt mit diesen roten Holzketten rumlaufen. Von der Roten Fahne zur roten Kette. Ich denke, dass sich die Holzketten in ihrer Funktion kaum unterscheiden vom Rosenkranz, der Petersplatz kaum vom Leninmausoleum.

Ich war leider weder in Rom, noch in Peking, noch im Kreml oder den anderen Wallfahrtsorten. Auch den Obersalzberg soll es ja noch geben. Festzuhalten bleibt jedenfalls, dass viele Menschen eine solche Organisation für ihr Leben benötigen. Eine notwendige Voraussetzung für die Macht der Kirchen in diesem “ihrem” Lande.

Im Zentral Film Verleih haben wir darüber schon oft Witze gemacht. Auf der Suche nach der geeigneten Rechtsform für den Verein “politischer Filmverleih” haben wir die Vor- und Nachteile von Genossenschaft, GmbH, KG, oder Kapitalgesellschaft gegeneinander abgewogen. Regelmäßig sind wir drauf gekommen, dass eine Kirchengründung immer noch die günstigste Rechtsform ist. Sie wirft das meiste Geld ab, kann billig Arbeitskräfte kaufen. Insofern sie sich auf “Gott” beruft, ist sie auch besser als eine sog. weltliche Ideologieorganisation wie z. B. eine Partei.

Die BRD und die Filmreihe “Das Geschichtsbuch”

Der Studienleiter des Erzbistums möchte etwas über die “Einsatzerfahrungen” mit der Filmreihe wissen. Die Erfahrungen also des Filmvorführers, wenn er die Leute zählt, die im Dunkeln den Saal zu verlassen suchen. Die Serie wurde 1971 in Dänemark nach einem schwedischen Bilderbuch produziert. Der Film war im Ausland äußerst erfolgreich. Es gibt amerikanische, englische, italienische, holländische, französische und nicht zuletzt spanische Fassungen. (Franco starb erst viel später).

Überall in Europa und den USA stehen die Filme in den staatlichen Bildstellen für den Schulunterricht zu Verfügung. Auch in der BRD müssten sie eigentlich dort zur Verfügung gehalten werden und nicht in einem kleinen Filmverleih. Doch die BRD scheint eine eigene Geschichte zu haben, und die Mächtigen dieses Landes legen viel Wert darauf, dass das Geschichtsbild der Schulkinder nicht erschüttert wird.

Bis 1977 hat sich jedenfalls niemand um diese dänischen Filme gekümmert. Dänemark ist einfach zu weit weg. Jedenfalls für das Institut für Film und Bild (FWU), für ARD und ZDF. Dallas ist da allemal dichter. Oder der “Landeszentrale für politische Bildung” in Nordrhein-Westfalen. Da ist Lateinamerika dichter als Dänemark. 1978 begann dann der Zentral Film Verleih e. V. (Jahresumsatz 120.000,00 DM, ungefähr so viel wie die Portokasse des ZDF – vermute ich mal) die Filme in der BRD anzubieten, um eine deutsche Sprachfassung für die Filmreihe herstellen zu können. Normalerweise kostet eine solche Sprachfassung für so einen Spielfilm so um 100.000,00 DM. Kein Problem für eine “öffentlich rechtliche” Sendeanstalt. Für den Ankauf von Rechten alleine werden schon die doppelten Summen gezahlt. Am Geld fehlt es nicht, schließlich ist die BRD eine der reichsten Industrienationen der Welt.

Auch die Finanzgewaltigen der FWU hätten genügend Geld gehabt, die Filmserie anzukaufen und zu verbreiten. Landesbildstellen und die reiche Landeszentrale in NRW wurden gefragt. Im Kinder- und Jugendfilmzentrum in Remscheid hat es mindestens acht Vorführungen der Gesamtfolge vor immer wieder anderen “Staatsdienern” gegeben. Das Ergebnis war immer das gleiche – kein Bedarf. Einzelpersonen dieser Institutionen wie Reiner Keller, Theda Kluth vom KJF (Kinder und Jugendfilmzentrum) und Dr. Joachim Paschen von der FWU haben immer wieder versucht, der Filmreihe zur nötigen Verbreitung durch öffentliche Bildstellen zu verhelfen. Doch schon

Wolfgang Staudte soll gesagt haben: ”Es ist nicht einfach, Filme für eine Veränderung der Gesellschaft zu machen, mit dem Geld der Leute, die die Welt in Ordnung finden.”

Ihm passt die ganze Richtung nicht

Als alle Versuche mehr oder weniger gescheitert waren, ist der Verleih dazu übergegangen, Expertengutachten und Kritiken von anerkannten Kritikern anzuregen und zu verbreiten. Die Gutachten kamen, die Kritiker schrieben lange Artikel. Die Lehrergewerkschaft (GEW) in Berlin machte Unterschriftenaktionen, Vorführungen, schrieb Briefe an Politiker und Landesbildstellen. Die Landesbildstelle Berlin kaufte schließlich eine Kopie der Filme 1 – 3. Das wars dann auch. Ein Referent der FWU fand die Filme toll und spendete Geld für die Anschaffung. Das war rein privat, denn auch er wollte schließlich seinen Job behalten.

Herr Bungter – obwohl CDU Mitglied – von der Landeszentrale für politische Bildung in NRW – ist als fortschrittlicher Mann in Filmkreisen bekannt. Sein guter Ruf gründet sich darauf, dass ihm mehr finanzielle Mittel als anderen Landeszentralen für den Ankauf von Filmrechten zur Verfügung stehen. Er nutzt daher die Möglichkeit, über die sog. ideologische Einheitsware hinaus, weitere Filme anzuschaffen, die dem “herrschenden Bildungsideal” dieses Staates zuwiderlaufen.

In Düsseldorf gibt es so eine ganze Reihe von kritischen Filmen. Eine kleine Einschränkung gibt es aber doch. Weit weg ist immer besser als dicht dran. Zu deutsch: Besser Folter, Ausbeutung und Unterdrückung in Lateinamerika als kritische Filme über die BRD und Europa. Ein ungeschriebenes Gesetz.

Aber auch Herr Bungter lehnt ab. ”Zu einer Übernahme von Auswertungsrechten kann ich mich nicht entschließen. Es gibt eine Reihe bedenkenswerter formaler und inhaltlicher Aspekte, die nicht kurzerhand ausgeräumt werden können. Überdies bedarf der Film auch der Synchronisation, ein Aufwand, der im Hinblick auf die vermutete begrenzte Nutzbarkeit der Filmreihe sich vermutlich nicht auszahlen wird. (. . . ) Serienfilme schaffen überdies zusätzliche Probleme. (. . . ) Die Unterrichtsplanung schafft einfach nicht genügend Raum.”

Zwischen den Zeilen, da spüre ich, ihm passt die ganze Richtung nicht. Schreiben tut man so was nicht. Wir sind ja eine Demokratie, und da kann jeder machen was er will. Nur nicht mit “ihren” Steuergeldern. Dann entstehen solche Sätze . . .  „Die Unterrichtsplanung schafft nicht genügend Raum“. Das lasse ich mir auf der Zunge zergehen. Der Sachzwang wird ja von Menschen gemacht. Hundertsechsunddreissig Minuten sollen nicht in sechs Jahre Geschichtsunterricht passen?

Ein wichtiger Mann in der “Nach Kaiser – vor Nazizeit” war der Herr von

Papen. Er war katholisch, mächtig und einer wichtigsten Männer, die Hitlers “Machtübernahme” ermöglicht haben. Auch der Mann, der den Nazis kurz nach der “Machtübergabe” zu einem Vertrag mit dem Vatikan verhalf. In der kurzen Zeit von sechs Monaten erreichte er die Auflösung der katholischen Partei “Zentrum”, und drei Tage später hatten die Nazis ein Konkordat mit dem Vatikan.

Konkordatsunterzeichnung in Rom. – Am 20. Juli 1933 wurde zwischen dem Deutschen Reich und dem Heiligen Stuhl in Rom das Reichskonkordat unterzeichnet. Von links nach rechts: Vizekanzler Franz von Papen, (2.v.l.) Kardinal Staatssekretär Eugenio Pacelli und Ministerialdirektor Dr. Buttmann während des Unterzeichnungsaktes. 25935-33 Foto aus dem Bundesarchiv.

Dieser Papen, der für die Nazis so viel erreicht hatte, nannte die Nazis die “Regierung der nationalen Erhebung”. In der BRD nennen wir es “Machtergreifung”, und Professor Heussi aus Jena nennt es 1957 die “ . . . nationalsozialistische Revolution.

Unter einer Revolution habe ich mir immer was ganz anderes vorgestellt, aber ich bin ja schließlich kein Kirchenprofessor. In seinem Kapitel “Die Kirche in der jüngsten Vergangenheit“ schreibt Heussi (Heussi, Seite 525):

In Deutschland traten im Ersten Weltkrieg die Katholiken, wie anderwärts , rückhaltlos für ihr Staatswesen ein . . . nach der Revolution von 1918 stellte sich der deutsche Katholizismus sehr rasch auf den Boden der neuen Tatsachen, also der Demokratie . . . in der neuen deutschen Republik hatte das “Zentrum” (die Partei der Katholiken) wichtige Ämter inne, von den Reichskanzlern gehörten Fehrenbach, Wirth, Marx und Brüning der Zentrumspartei an . . . Als voller Erfolg der katholischen Kirche konnten auch die verschiedenen Konkordate gebucht werden, das Konkordat mit Bayern 1924, der Abschluß des Vertrags mit Preußen 1929 (jährlich staatliche Dotation von 2,8 Mill. Reichsmark) . . . und die Erhebung der Bistümer Paderborn und Breslau zu Erzbistümern” . . .

Geld scheint also reichlich geflossen zu sein. Immerhin hat der “Heilige Stuhl” stark von der Inflation profitiert. Zwischen 1919 und 1930 errichtete man jährlich 12 bis 13 Klöster. “Ein voller Erfolg”. Die Anpassungsfähigkeit, “sich rasch auf den Boden der neuen Tatsachen (zu) stellen”, bewies die Kirche auch in Frankreich.

Professor Heussi: “In Frankreich nahm die Religion 1914 wie überall einen Aufschwung. Religion und Katholizismus flossen weithin zusammen. Das Verhältnis zum Staat gestaltete sich sofort freundlicher . . . ”. Der Weltkrieg begann, und der Katholizismus nahm seinen Aufschwung. Und nicht nur das, sondern . . . ”auch die finanzielle Lage der katholischen Kirche besserte sich (Stiftung zahlreicher Messen für lebende und tote Soldaten). Die siegreiche Beendigung des Krieges 1918 war zugleich ein Triumph der Religion des Marschall Foch . . . ” (Seite 525 Heussi).

In dem Film “Im Westen nichts Neues” wird dieser Krieg gezeigt. Deutsche und französische Soldaten haben sich in einem Stellungskrieg gegenseitig abgeschlachtet, sind vergast und zerstückelt worden. Während die Generäle an der Heimatfront feierten, verhungerten die Völker auf beiden Seiten der Front. Die Vertreter Gottes auf Erden segneten die Waffen und die . . . ”Religion und der Katholizismus” nehmen einen “Aufschwung wie überall”. Als es endlich vorbei ist, da ist es auch ein “Triumph der Religion des Marschall Foch . . . ”. Na bitte.

Wo es sich so leicht gewinnt, warum sollten die Kirchen ernstlich gegen den Krieg sein? Im Fußvolk der Kirchen gibt es natürlich immer wieder welche, denen diese Haltung – diese Anpassungsfähigkeit – an jede politische Macht – nicht gefällt, die Kritik üben und gegen Kriegsvorbereitungen handeln, die die “Sinnlosigkeit” des Krieges anprangern. Aber die verstehen eben nichts vom Geschäft. Manchmal allerdings, wenn alles vorbei ist und auch eine neuer Anfang versucht wird, dann sind diese Kritiker doch zu etwas nütze. Wenn etwa – wie nach dem Zweiten Weltkrieg – das Ansehen der Kirche in der Öffentlichkeit gar zu schlecht ist, dann kramt der “Heilige Stuhl” sie hervor und zeigt sie herum. Dann sind diese Männer und Frauen, die Widerstand geleistet haben und dafür in den KZs der Nazis ermordet wurden, die Kirche “an sich”.

Heilige Bücher überall

Die hohe Geistlichkeit schließt Verträge und schweigt zwölf Jahre lang zu den Konzentrationslagern, zur Massenvernichtung, zum Überfall auf Polen usw.: Inzwischen steht es sogar im “Spiegel”, dass der Papst den hohen Nazis nach 1945 zur Flucht verholfen hat. (Spiegel vom 6. Februar 1984).

Im gut sortierten Autorenverzeichnis der Bibliothek der Katholischen Akademie suche ich vergeblich das Buch von Karl Heinz Deschner . . . ”Abermals krähte der Hahn”. Das freut mich. Ich brauche es auch nicht. Einige Monate zuvor habe ich es schon gelesen und, mir sind bei Lesen fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Der Mann ist ein notorischer Kirchenhasser. Seine Lebensgeschichte gibt einen Hinweis darauf, daß er vielleicht alles ein wenig zu wörtlich genommen hat und jetzt enttäuscht ist. Wenn der Umschlagtext des Buches stimmt, dann ist er von Karmelitern und Franziskanern erzogen worden. Das sind keine Biersorten, sondern Mönchsorden. Anschließend hat er Theologie auf katholischen Hochschulen studiert.

Den Christen wirft er in seinem Buch vor, sie hätten das Neue Testament nie verwirklicht. In einer Einleitung bestreitet er den Absolutheitsanspruch des Heiligen Buches der christlichen Kirchen mit dem Hinweis darauf, daß alle nichtchristlichen Religionen ebenfalls mit diesem Anspruch auftreten. ”Schon der Israelit hört von Jesaja: Außer mir ist kein Gott. Der Mhanha-Buddhist bekennt von Buddha: Außer mir ist kein Heilsgang sicher. Das neue Testament fordert: Jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus der Herr ist, und der Koran droht: Wenn jemand eine andre Religion sucht als den Islam, wird er in der jenseitigen Existenz zu den Verlorenen gehören”. Heilige Bücher überall. Insofern müsste die Bibel ein Buch sein wie jedes andre auch.

Doch nicht in der Bundesrepublik. Die 3 Tornados

Günter Thews. In einer Pause bei den Dreharbeiten zu dem Film: „Mit uns nicht mehr“. (dffb 1974). Günter war der Mann für den Ton. Foto Martin Streit.

(Günter Thews, Arnulf Rating, Holger Klotzbach) haben sich vor einigen Jahren über die “unbefleckte Empfängnis” der Jungfrau Maria lustig gemacht. CD Hülle erschienen bei Trikont. München. DIE DREI TORNADOS 1977 – 1988. (Vier CDs)

Pressefreiheit hin, Pressefreiheit her. Über Christen lacht man in der BRD nicht ungestraft. Die Jugendgewerkschaftszeitung >ran< veröffentlichte diese Veralberung. Die Christen im Lande waren beleidigt. Besonders beleidigt Frau Maria Weber aus dem Bundesvorstand des damaligen DGB. Chefredakteur (Dieter) Schmidt mußte gehen. (am 13. Dezember 1979)

Maria Weber blieb katholisch. Die Radiothek im WDR strahlte den Sketch aus. Kurz darauf wurde diese Jugendsendung eingestellt. Auch einen Prozeß hat es gegeben.

Horst Manfred Adloff und Franz Josef Spieker haben mit einem Kurzfilm “Die Wechsler im Tempel” ebenfalls die christlichen Kirchen angegriffen. Einer der wenigen Kurzfilme, die in der BRD verboten und unterdrückt wurden. In einem Kirchenverleih gibt es diesen Film nicht. Nur Leo Schönecker hat in seinem Filmkundlichen Archiv noch eine Kopie. Und das als “praktizierender Katholik”, wie mir stolz der Akademiedirektor Krems über soviel Liberalität berichtet. (Anmerkung 2018: Ob es das Filmarchiv von Leo Schönecker noch gibt, entzieht sich meiner Kenntnis)

Heilige Zahlen

Keine 40 Jahre ist es her, seit die Gaskammern der IG Farben und der Nazis für Juden geschlossen wurden. Doch in der Geschichte der Kirchen, in der die Judenverfolgung eine zentrale Rolle spielt, möchte niemand wahrhaben, dass es gerade christliche Bischöfe und Heilige waren, die im vierten Jahrhundert die ersten Synagogen anzündeten und den Besitz der Juden beschlagnahmten. 1391 unter der Führung des Erzbischofs von Martinez in Spanien wurden 4.000 Juden ermordet und mehr als 25.000 als Sklaven verkauft. Der Rest, der sich nicht zu Christus bekennen wollte, wurde auf Befehl des Erzbischofs erschlagen. Der Erzbischof wird die “Erlöse” kaum an die Armen verteilt haben.

Es ist eben Gottes Wille, dass es Arme und Reiche gibt, denen, die wenig haben, soll auch noch das genommen werden, denen, die viel haben, soll noch mehr gegeben werden”, lässt Jannik Hastrup seinen “Geschichtsbuch” Bischof reden. Für die Gegenwart ist festzustellen, dass Kirchen an einem Bild von sich interessiert sind, in denen die Armut gepriesen wird und die >Beutelschneider< angeprangert werden.

Der Stadtjugenddiakon von Hannover, Kurt Brylla und sein katholischer Kollege, der Probst Rumold Küchenmeister aus Kiel regen sich 1983 darüber auf, dass in den “Far out “ – Discos der Sanyassin den Jugendlichen das Geld aus der Tasche gezogen wird, “damit”, vermutet der Probst aus Kiel, “Bhagwan sich einen weiteren Roll’s Royce zulegen kann”. Da witzelt die Zeitschrift >Titanic<: ”Und der Papst muss immer noch auf den Knien über die Landebahn rutschen. Die Ungerechtigkeit schreit zum Himmel. Wir schreien nicht mit. Titanic”.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bezifferte man das päpstliche Kapitalvermögen auf zwei Milliarden 120 Millionen Lire. Es war damals ungefähr sechsmal größer als das größte deutsche Vermögen, das von Krupp. (Deschner, Seite 428) .

Das Unternehmen trägt den Namen “Peterspfennig”. Das Unternehmen Peterspfennig ist in den USA recht einträglich. Sind es im Jahre 1924 noch 700.000 Dollar, so sind es Jahre 1957 schon 120 Millionen Dollar “Peterspfennige”, die in den Vatikan überwiesen werden. Ein Tauschbeleg aus Lissabon. Die Bank heißt “Banco Spirito y Comercio”! Etwa “Heiliger Geist und Handel”. Der Heilige Stuhl ist mit Aktien beteiligt. Wer Heiligen Geist und Handel für einen Widerspruch hält, der ist Opfer der Kirchenpropaganda geworden. In den USA gibt es einen Stahlkonzern mit dem beziehungsreichen Namen “Bethlehem Steel”. Der Vatikan und die Jesuiten besitzen große Mengen Aktien dieser Bethlehem Steel.

Vor über 25 Jahren wurde der Gesamtaktienbesitz (1958) auf etwa 50 Milliarden Mark geschätzt. Weniger wird es kaum geworden sein. In der BRD ist der Vatikan an Bayer, BASF, BMW, BBC, VDM, Mannesmann, Siemens u.a. beteiligt. Der Börsenbericht sollte eigentlich ergänzt werden.

Etwa so Welt vom 28. Februar 1984:

Bethlehem Steel 66, General Motors 184, BMW 415, BASF 166, VW 210, Vatikan AG 690

Wen wundert es noch, dass die Päpste für die Erhaltung “dieser Ordnung” sind. Pius der zwölfte schreibt am 1. November 1939 an die Bischöfe der USA, aus denen der Vatikan in dieser Zeit seine höchsten Einnahmen bezieht: ”Die Erinnerung an jedes Zeitalter bezeugt, dass es immer Arme und Reiche gegeben hat; und dass dies auch immer so sein wird, lässt die unabänderliche Beschaffenheit der menschlichen Dinge voraussehen . . . Gott, der in höchster Güte für alles sorgt, hat bestimmt, dass es zur Ausübung der Tugend und der Erprobung der menschlichen Verdienste in der Welt Arme und Reiche geben soll . . . ”.

Aber die “Theologie der Befreiung” in Lateinamerika? Viele katholische Bischöfe und Geistliche unterstützen aktiv Befreiungsbewegungen und bekämpfen Militärregierungen. Leider ist nicht zu übersehen, dass die “Mutterorganisationen” in Europa gar nicht auf der Seite stehen, die sich Mord, Ausbeutung und Unterdrückung nicht länger gefallen lassen wollen. Papst Paul der sechste zeichnete den Botschafter Pinochets mit einer hohen Auszeichnung nach dem gelungenen Militärputsch aus.

Im Mittelalter war das alles anders. Da zogen die Päpste selbst auf Sklavenfang aus, verteilten für den Sklavenfang Erlaubnisscheine an die Herrscher von Spanien und Portugal. In dem Erlaubnisschein, genannt “Romanus Pontifex” schrieb Papst Nikolaus der fünfte 1454 an Königin Isabella von Spanien, dass alle unterworfenen Völker versklavt werden können. Königin Isabella bedankte sich bei Papst Innozenz dem achten mit einer großen Anzahl von Sklaven.

Paul der dritte erlaubte nun auch den eigenen Angestellten den Fang von “beseelten Werkzeugen”. Unter Theologen wurde ernsthaft das Problem diskutiert, ob ein Taschenspiegel ein gerechter Preis für einen Schwarzen sei. Die Jesuiten hatten um 1670 im Kongo noch 12.000 Sklaven, die Päpste im Vatikan hatten noch bis zum Ende des 18. Jahrhundert Sklaven. Die Benediktiner – sie haben diesen hervorragenden Likör erfunden >Benediktin DOM< – hatten in Brasilien noch 1864 Sklaven.

Die christlichen Kirchen hätten alle Gründe für eine Art von Wiedergutmachung. Es wäre doch zu überlegen, ob sie die Wiedergutmachung aus den Schätzen finanzieren sollten, die sie sich im Laufe der Geschichte gerade in den Ländern der Dritten Welt zusammengeräubert haben, anstatt die Wiedergutmachung dem Kirchenfußvolk zu überlassen.

Kehren wir zurück in die Bundesrepublik – ins Erzbistum Paderborn mit seiner hervorragenden Akademie.

Im deutschen Reich gab es den KDF- Wagen. Leider konnten nur wenige zivile Fahrzeuge das Fließband verlassen, und für zivile Zwecke war er ja auch nicht gedacht. Als Militärfahrzeug sollte er über die neuen Autobahnen rollen. Nach dem Krieg gab es dann den Käfer in seinem Siegeszug um die ganze Welt. VW gründete Zweigwerke in befreundeten Staaten: VW do Brasil, VW of South Africa. 1957 hatten sich die Kirchen wieder erholt. Orden wurden wieder verteilt. Einer der Ordensverteiler: Der Erzbischof von Paderborn. Er zeichnete aus:

DIE RITTER VOM HEILIGEN GRAB.

Ein Ritter: der damalige Generaldirektor von VW. Nichts besonderes an sich. Schon der Kaiser und Hitler hatten die >Industriekapitäne< mit Orden behängt. Doch der Erzbischof erinnerte in seiner Rede an die alten Traditionen und führte aus . . . ”dass dem Orden die Ideale der Kreuzzüge zugrunde liegen, die in neuzeitlicher Form erfüllt werden müssten . . . ” (Die Welt vom 3. Mai 1957).

Ein gutes Beispiel für die Anpassungsfähigkeit der Kirchen in >neuzeitlicher Form< ist auch der Kardinal Faulhaber aus München.

1939 ein Dankgottesdienst nach dem mißglückten Atttentat auf Hitler.

1941 (nach dem Überfall auf die UdSSR) ein Glückwunschtelegramm an den Führer. ”Mit Genugtuung verfolgen wird den Kampf gegen die Macht des Bolschewismus.”

1944 (nach dem ebenfalls missglückten Attentat auf Hitler) eine persönliche Gratulation zu Hitlers >Errettung< und ein

TE DEUM in der Münchner Frauenkirche und am:

12. Mai 1945 der erste Katholik, der gegenüber einer amerikanischen Journalistin als erster aussprechen durfte, was schon immer seine Meinung war. Er griff in heftigster Weise das Hitlerregime an und meinte:

Der Nazismus darf nicht wieder aufleben.” Eben.

In Dieter Fortes Theaterstück: Martin Luther, Thomas Münzer oder die Einführung der Buchhaltung gibt es am Ende einen Witz. Ein Berater jüdischen Glaubens des Papstes erzählt ihn.

Bibbiena: Moischele steht vor a Kirche

Tate, was is dos fü a Haus mit dem hohen Turm?

Moischele, das ist a Kirche.

Was is a Kirche?

Nun, die goim sagen, da wohnt der liebe Gott

Aber Tate, der liebe Gott wohnt doch im Himmel.

Sollst recht haben, wohnen tut er im Himmel, aber do drinnen hat er sein Geschäft.”

Der Literaturanhang ist leider abhanden gekommen. Auch das Original Schreibmaschinen Skript ist im Laufe der vielen Umzüge verloren gegangen.

So ist nur die Taz Druck Version übrig geblieben. Leider hat die Taz mit der Digitalisierung der Drucktexte erst später begonnen (September 1986). Deswegen hat es ein wenig gedauert mit der erneuten Erfassung meines Artikels. Auch sind einige Kürzungen im Text vorgenommen worden, die ich mit dem damaligen Redakteur vereinbart hatte. Erschienen ist der Artikel in der Ausgabe der:

Taz vom Donnerstag, d. 16. Januar 1986.

Ich glaube der damalige taz Redakteur, der den Artikel vorsichtig überarbeitet und bebildert hat, war Arno Widmann. Vielleicht erinnert er sich ja.

Alf Mayer, der den  Artikel in der letzten Ausgabe von Medium  veröffentlichen wollte, hatte sich leider 1996 nicht bei mir gemeldet. Ich weiss auch nicht, ob er 1996 noch bei dem Unternehmen gearbeitet hat.

In der Druckversion sind noch drei Fotos abgedruckt. Auf Seite 10 oben: Die Unterzeichnung des Reichskonkordats am 20. Juli 1933 in Berlin durch Vizekanzler Papen (zweiter von links) und den Apostolischen Nuntius in Deutschland, Pacelli, den späteren Papst Pius XII.

Ein zweites Foto im Hochformat zeigt 77 liegende junge Männer, die sich der Kirche ergeben und sich am Himmelfahrtstag 1984 von Papst Paul II im Petersdom zu Priestern weihen lassen.

Auf der zweiten Seite (Seite 11) ein Foto von dem 87. Deutschen Katholikentag in Düsseldorf vom 1. – 5. September 1982. Es singen von links nach rechts: Oberbürgermeister Küsten, Kardinal Höffner, Primas Glemp aus Polen und der bayrische Kultusminister Hans Meier.

Auszüge dieses Textes sind erschienen in der Zeitschrift Transatlantik

Die meisten Zitate sind aus den Büchern:

von Karl Heinz Deschner . . . ”Abermals krähte der Hahn”.

und Prof. Heussi: Kirchengeschichte (Ausgabe von 1957)

Dieter Forte: Martin Luther, Thomas Münzer und die Erfindung der Buchhaltung, Wagenbach Verlag. Berlin 1971

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