Kurt Tucholsky. Die Informierten

Kurt Tucholsky DIE INFORMIERTEN

Zur Zeit wird etwas reichlich auf Rußland herumgehackt; es vergeht wohl keine Morgen- und keine Abendausgabe der bürgerlichen Provinzpresse, in der nicht diesem wenig inserierenden Lande eins ausgewischt wird. Zum Beispiel – im nürnberger <8-Uhr-Blatt> – so: «Stalin von seinen Kollegen verprügelt. Es wurden Rufe wie <Verräter! Betrüger>usw. laut: Stalin sprach nun die Unzufriedenen an, die auf ihn dann mit den Fäusten losgingen und ihn verprügelten. Nur ein intimer Freund und Landsmann. Stalins, Ordshonikidse, rettete ihn vor Schlimmerem. Dieser bat, sich an das Schicksal eines Robespierre und Termidore zu erinnern, der Skandal und die Unzufriedenheit innerhalb der Parteileitung dürfe nicht in die Außenwelt dringen.» Genau so. Wahr ist vielmehr: «Am 9. Danton, dem bekannten Revolutionsmonat, hat Stalin, der übrigens in Wahrheit an Lenins Stelle in Moskau einbalsamiert worden ist, die Sozialisierung aller russischen Frauen verfügt.

Davon sind insbesondere die katholischen Priester schwer betroffen worden; Trotzki, der Erfinder der Guillotine, hat seine Stellung als bayerischer Gesandter in Peking daraufhin niedergelegt. Alle Kinder in Rußland sind verhungert, der Rest wurde in Uniformen eingekleidet und muß Militärdienst tun. Kulak, der Führer der aufständischen Kulaken, hat mit Bolschew ein Bündnis geschlossen: Stalin wurde von den blutgierigen Agenten der U. A. W. G. (der russischen Geheimpolizei) verurteilt, allabendlich das nürnberger <8-Uhr-Blatt> zu lesen. An seinem Aufkommen wird gezweifelt. Die Lage in Rußland ist trostlos; es ist dort fünf Minuten vor acht.» Der Wunsch ist der Vater der Telegramme. Und es ist ein Doppelwunsch: es soll Rußland schlecht gehen, damit es den heimischen Arbeitern nicht zu gut gehe. Erstveröffentlicht unter dem Namen Ignaz Wrobel, in Die Weltbühne, vom 27. Mai 1930, Nr. 22, S. 810. Zitiert nach Gesammelte Werke, Kurt Tucholsky. Dünndruckausgabe in drei Bänden, Band III, 1929 -1932, Seite 458. Deutscher Bücherbund, Stuttgart, Hamburg.

Das Buch vom Kaiser von Ignaz Wrobel 1925

Das Buch vom Kaiser von Ignaz Wrobel. Emil Ludwigs Buch über Wilhelm II. (erschienen bei Ernst Rowohlt) ist einzig nach seiner Wirkung zu beurteilen. „Das Buch vom Kaiser von Ignaz Wrobel 1925“ weiterlesen

HEPP HEPP HURRA (I) Bier und Antisemitismus von Ignaz Wrobel

HEPP HEPP HURRA! (I) >Das deutsche Volk<, hat einmal einer gesagt, >besitzt zwei Leidenschaften: das Bier und den Antisemitismus.< „HEPP HEPP HURRA (I) Bier und Antisemitismus von Ignaz Wrobel“ weiterlesen

Alte Postkarten (II)

AltePostkarteBadSchandauFahrstuhlAltePostkartekeineAhnungvermutlichRußlandAltePostkarteGrußausWiegersenAltePostkarteRußlandwerdenalleabgerissenRückseiteHolzhausAltePostkartePuertadelAlcazar

AltePostkarteOrdingP1050194SSanktAnsgarSchuleAltePostkarteHamburgHafen1916MitSoldatenTucholskysKunstgesetzTieresehendichan3„Es gibt ein Kunstgesetz, das ewig gilt: Wir wollen nicht gelangweilt werden.“ Ignaz Wrobel. 1926. (steht auf der linken Seite der Postkarte.)

Holzhaus Karte. Der Text auf der Rückseite der Karte (handschriftlich) ist: „Altes russisches Holzhaus werde alle abgerissen“ oder so.

BEDENKE, WIR LEBEN IN EINEM RECHTSSTAAT von Ignaz Wrobel

DAS A-B-C DES ANGEKLAGTEN

Wenn der Deutsche grade keinen Verein gründet, umorganisiert oder auflöst, dann hat er einen Prozeß. „BEDENKE, WIR LEBEN IN EINEM RECHTSSTAAT von Ignaz Wrobel“ weiterlesen

LARISSA REISSNER von Kurt Tucholsky (Ignaz Wrobel)

Larissa Reissner

Die ist in ihrem eignen Saft gekocht. Wir haben so viel alte Weiber unter den Journalisten – eine so kluge, eine so kräftige war noch nicht dabei. „LARISSA REISSNER von Kurt Tucholsky (Ignaz Wrobel)“ weiterlesen

DIE EBERT LEGENDE von Ignaz Wrobel

DIE EBERT LEGENDE

Antwort auf eine Antwort

Ich habe hier, in Nummer 30 des vorigen Jahrgangs, daran erinnert, wie Ebert im Jahre 1918 seine Aufgabe verkannt, seine Auftraggeber verraten und uns den jetzigen herrlichen Zeiten entgegengeführt hat. „DIE EBERT LEGENDE von Ignaz Wrobel“ weiterlesen

ES GIBT EIN KUNSTGESETZ DAS EWIG IST von Ignaz Wrobel

Wege der Liebe

Die erste Erzählung ist gut, >Die Liebe der drei Generationen< heißt sie. Die Mutter der Erzählerin dieser Geschichte ist mit dem Regimentskommandeur verheiratet, liebt aber den Kreisarzt:

„ES GIBT EIN KUNSTGESETZ DAS EWIG IST von Ignaz Wrobel“ weiterlesen

EINES ABER von Ignaz Wrobel

EINES ABER möchten wir in absehbarer Zeit gewiss nicht hören: das jammervolle Geächz der aus der Regierung herausgeworfenen Sozialdemokraten, weil man sie dann gerade so behandeln wird, wie sie heute den Reaktionären helfen, die Arbeiter zu behandeln. „EINES ABER von Ignaz Wrobel“ weiterlesen

Kurt Tucholsky Parteiwirtschaft

Parteiwirtschaft

PDF Kurt Tucholsky Parteiwirtschaft

   Wie wäre es, wenn man nun einmal einen dämlichen kleinen Trick aus unsrer Politik entfernte, der darin besteht, jeder grade an der Macht befindlichen Partei vorzuwerfen, sie betreibe Parteiwirtschaft –? Ja, was soll sie denn eigentlich sonst betreiben –? „Kurt Tucholsky Parteiwirtschaft“ weiterlesen