DEUTSCHES CHAOS von Kaspar Hauser

Unter der Überschrift Deutsches Chaos findet man bei Kurt Tucholsky an sechster Stelle. (S. 902) „DEUTSCHES CHAOS von Kaspar Hauser“ weiterlesen

UFA in Hamburg wird abgerissen

Gast Störzeile: Deutsche Tradition

Pdf-Leserbrief-Gast-Störzeile

Ich weiß gar nicht, was diese jungen Leute haben, die Sonntag morgen vor der Ufa demonstrieren wollen. Da regen sie sich auf, daß der neonazistische Freundeskreis Filmkunst bei der Ufa Filme zeigt (siehe taz von gestern). In den 80ern im Passage Kino (als es noch der Ufa gehörte), dann im Ufa-Palast (als sie noch nicht abgerissen war) und dieses Jahr mehrmals im City Kino. Die jungen Leute (sie nennen sich Antifaschistische Aktion) sind empört. Dabei ist das die lange Tradition der Ufa: National, konservativ, rechtsradikal und eben auch faschistisch. Seit ihrer Gründung am 18. Dezember 1917, übrigens ein Dienstag. Wenn sie 1997 achtzig Jahre alt wird, dann hat sie eine ganze Reihe deutscher Persönlichkeiten in ihrer Ahnengalerie:

Angefangen von General Ludendorff, über den deutsch-nationalen Medienzar Alfred Hugenberg, weiter zu Dr. Joseph Goebbels. Schon lange vor der Nazizeit (1929) lehnte die Ufa es ab, einen amerikanischen Hetzfilm wie Im Westen nichts Neues bei sich synchronisieren zu lassen. Stattdessen wurde der Reinertrag des Filmes Der Weltkrieg 1927 an die Hindenburg-Stiftung überwiesen. Auch Bertelsmann hatte nicht viel Glück mit der Ufa und den deutschen Kommunisten war die Geschichte der Ufa immerhin so peinlich, daß sie den neuen Namen DEFA fanden.

Im Westen jedoch fand niemand die Sache peinlich. Im Gegenteil. Der Name und die Firma waren eine Menge Geld wert. Die Aktiengesellschaft Ufa war sehr wertvoll. 1972 zahlte der selbsternannte „Kino-König“ Heinz Riech für das Aktienpaket mit einem Nominalwert von 12,5 Millionen immerhin fast 40 Millionen. Das war ihm die Sache wert: der „gute“ Name, die „deutsche“ Tradition der Firma. Andere verlieren viel Geld, wenn sie sich von ihrem Namen befreien wollen (ich denke da an die PDS) und werden trotzdem beim alten Namen gerufen. Und wieder andere sind eben stolz auf diese Ahnengalerie. Also, was wollen die jungen Leute? Schließlich hat die Ufa die Filme, die jetzt im City Theater laufen, Jud Süss und Triumph des Willens, vor (leider gar nicht) langer Zeit selber hergestellt. Und es muß doch einem ehemaligen Nazikonzern erlaubt sein, an seine eigene Tradition zu erinnern!“ (Leserbrief von Jens Meyer, erschienen am 3. November 1995, in der Taz Hamburg)

Pdf Kaiserhof komplettUFAAbbruch2PDF Kaiserhof gekürzt filmportal warumUFAAbbruch3By-nc-sa_colorNilpferd7Fotos Jens Meyer

Filmportal.de

Filmportal.de schreibt über Unsichtbare Feinde: Die Übernahme durch die Cautio:

Filmportal.de schreibt über Unsichtbare Feinde: Die Übernahme durch die Cautio:

1937 wurde er zum „Reichsbeauftragten für die Deutsche Filmwirtschaft“ ernannt. Mit der Tobis, dem zweitgrößten Filmkonzern nach der Ufa, gelang der erste Coup des verdeckten Aufkaufs. Aufgrund der komplizierten Besitzstruktur bei der Tobis und der um jeden Preis zu verheimlichenden Schlüsselrolle der Regierung war dies die Nagelprobe: eine, so Daniel Otto, „feindliche Übernahme ohne bekannten Feind“. Der Plan bestand darin, jene Anteile an der Muttergesellschaft Intertobis, die sich in Besitz dreier holländischer Banken befanden, durch schrittweisen Aufkauf in „deutsche Hand“ zu bringen. Zur Tarnung bediente sich Winkler des holländischen Finanzinstituts Hollandsche Buitenbank, und sukzessive wurde von 1934 bis 1939 die Intertobis über die Hollandsche Buitenbank in den Reichsbesitz überführt. So wurde diese verschleierte Verstaatlichung Mitte der 1930er Jahre zur gelungenen Generalprobe – zur Ouvertüre für die Gleichschaltung der gesamten deutschen Filmindustrie.“ . . . “

In den Jahren 1936-39 steuerte Goebbels Ministerium erst 65 Mio. Reichsmark zum Aufkauf der Firmenanteile bei, dann von 1940-44 noch einmal 120 Mio. Reichsmark. Die Investitionen sollten sich lohnen. Dank dieser enormen Summen und der geschickten Vorgehensweise Winklers hatte die Cautio zum Ende des Geschäftsjahres 1940/41 vierzehn Filmgesellschaften unter Kontrolle: Tobis Tonbild Syndikat, Ufa, Film-Finanz GmbH, Terra Filmkunst, Tobis Filmkunst, Wien-Film, Bavaria, Ostmärkische Filmtheater Betriebe, Deutsche Lichtspielbau, Tobis Sascha Filmverleih, AB-Film AG Prag, Elektafilm Prag, Continental Paris, N.V. Internationale Tobiscinema Amsterdam.

Die Nazis hatten ihr Ziel erreicht, und am 10. Januar 1942 folgte schließlich die Vereinigung aller mittelbaren und unmittelbaren staatlichen Filmfirmen zu einer Holding: der Ufa-Film GmbH, genannt UFI. Die UFI, so Daniel Otto, bildete die Krönung und gleichzeitig den Abschluss von Winklers Neuorganisation der Filmwirtschaft für den NS-Staat: „Bewähren konnte sich Winklers UFI allerdings nicht mehr: Nach Fertigstellung verblieben bis zum Untergang des ‚Dritten Reiches‘ kaum mehr als drei Jahre.

Nach 1945 begann die Zerschlagung* der UFI durch Abbau und Ausverkauf. Und wer bot sich zur Entflechtung des komplizierten Machwerks Besseres an als ihr Konstrukteur, der Bürgermeister a.D. Dr. h.c. Max Winkler? So wurde die junge Bundesrepublik die einundzwanzigste Regierung, der er getreu seinem Beamtenkodex seine Dienste offerierte.“ Filmportal.de (Abgerufen am 3. Oktober 2021).

(*) Kleine Anmerkung: Eine Zerschlagung war das mit Sicherheit nicht. Sondern das genaue Gegenteil, wie an anderer Stelle ausgeführt.

Führungszeugnis 1938 für die Kinobesitzerin Rosa Hirschel

Es wäre komisch, wenn es nicht so ernst wäre: Im März 1938 beantragt die enteignete Hamburger Kinobesitzerin Rosa Hirschel (»Neues Reichstheater« im Neuen Steinweg 70/71 enteignet (arisiert) 1934 und des »Theater am Nobistor«, Reeperbahn 161) bei dem »Polizeipräsident in Hamburg« ein polizeiliches Führungszeugnis. „Führungszeugnis 1938 für die Kinobesitzerin Rosa Hirschel“ weiterlesen

Dimitry D. Rostowsky Etikettendruckerei Oelkersallee 66

Eingang Oelkerscafe

PDF Dimitry Rostowski Etikettendrucker

Dimitry D. Rostowsky hatte 1989 eine Etikettendruckerei in der Oelkersallee 66 (direkt neben dem Oelkers Cafe, in der Oelkersallee 64, Hamburg Altona – gleichzeitig das Duckenfeld im Oelkers Cafe: Ein Kino mit 22 Sitzplätzen). Am 12. Juli 1989 führte ich mit ihm ein Gespräch über sein Leben. Er wurde 1942 von den Deutschen aus Kiew verschleppt. Damit das nicht verschwindet, habe ich dieses Gespräch am 12. Juli 1989 protokolliert. (Durch ein Dokument, das wir 2025 gefunden haben, kennen wir das Geburtsdatum von Dimitry Rostowsky. Geboren ist er am 7. November 1923 in Konertino Balka in der Provinz Poltawa (Russia / Ukrainis). 1950 hat er im Schulterblatt 64 im dritten Stock gewohnt.)

Nach ca. einem halben Jahr mit Zwischenstationen u. a. in Warschau und Neumünster gelangte er unter SS Bewachung nach Hamburg. Zum Zeitpunkt der Verschleppung war er 19 Jahre alt und auf einer Kunstakademie (in Kiew?). Die Deutschen haben von allen Familien, in denen mehr als zwei Kinder waren, eins nach Deutschland deportiert. Seine Schwester hatte solche Angst und hat sich unter dem Sofa versteckt. Da ist er mitgenommen worden. Die Schwester haben sie später auch noch geholt, die hat dann in einer Eisengießerei (?) (Eisenfabrik?) in Görlitz arbeiten müssen.

Er kam dann in ein Lager für „Ostarbeiter“ in der Ruhrstrasse (in Hamburg Altona). Dort waren ca. 700 Männer und Frauen vorwiegend aus der Ukraine, der UdSSR und Polen. Sie arbeiteten für 15 Reichsmark im Monat in der Sperrholzfabrik von Heinz Meyer,  „Holsatia“ in der Ruhrstrasse 57 – 59 (bis 1940: Kruppstrasse 57 – 59) in Hamburg Altona (Holsatia-Werke Heinz Meyer KG Hamburg). Die Fabrik wurde im Krieg zerstört. Einige Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen haben in der Fischfabrik (Leunastrasse/Schützenstrasse) gearbeitet. Der Inhaber der Firma der Sperrholzfirma, Heinz Meyer, war ein schlimmer Nazi. Einmal hat er einen „Ostarbeiter“, der sich gewehrt hatte, bei lebendigem Leib in den Ofen gesteckt. Menschen, die krank wurden, wurden sofort der SS gemeldet. Sie wurden abgeholt und sind nie wieder aufgetaucht.

Bei dem großen Bombenangriff mit Phosphor 1943 ist Dimitry Rostowsky in einen Bunker geflüchtet, der war total überfüllt. „Ostarbeiter“ hatten normalerweise keinen Zutritt. Während der Bombenangriffe sind drei Frauen geflüchtet, sind aber von der Gestapo „geschnappt“ worden. Sie gaben an, dass ein Pole ihnen gesagt hätte, das sie zu Bauern fliehen sollten. Der Pole wurde darauf hin auf dem alten Judenfriedhof öffentlich (alle 700 Ostarbeiter/innen wurden zum Friedhof geführt) hinter der Ruhrstrasse hingerichtet. Als sie dort ankamen, war bereits eine große Grube ausgehoben.

Die SS brachte dann den Polen, der gefesselte Hände hatte, die schon ganz blau waren, weil sie blutleer waren. Die SS hat ihm dann eine Pistole ans Genick gelegt und ihn erschossen. Dimitry erinnert sich noch daran, das das Gehirn rausgespritzt ist. Danach mussten sie wieder an die Arbeit. Teilweise mussten zwei Schichten hintereinander gearbeitet werden. Die Verpflegung war schlecht, aber oft haben ihnen Läden in Altona etwas zu essen geschenkt. Ein Schlachter hinter der Brücke, der hat Ihnen öfter Grützwurst geschenkt. Sie hatten einen Aufdruck OST, den sie immer tragen mussten. Wer ohne angetroffen wurde, bekam Schwierigkeiten mit der SS oder der Lagerleitung.

Nach dem Krieg hat Dimitry „Wiedergutmachung“ bekommen. Insgesamt 15.000,00 DM. Jetzt will ihm die Rentenversicherung die Jahre der Verschleppung nicht anrechnen. Die Rentenversicherung hat behauptet, das Lager hätte es gar nicht gegeben. Er musste in einem ersten Verfahren erst einmal beweisen, dass das Lager an der Ruhrstrasse überhaupt existierte, obwohl er von der britischen Militärbehörde einen Ausweis als Deportierter hatte. Den wollte die Rentenversicherung nicht anerkennen, weil sie in Englisch ausgefüllt war. Auch die AOK hatte behauptet, von vor 1945 keine Unterlagen mehr zu haben. Jetzt hat er zwei Zeugen beibringen müssen, die bestätigen, dass das Lager existierte und er dort interniert war. Jetzt haben sie ihm von der Rentenversicherung nur einen Monat für 1942 angerechnet, obwohl er doch bereits Anfang 1942 von den Nazis verschleppt worden ist.

Der Fabrikbesitzer Heinz Meyer  (Holsatia-Werke Heinz Meyer KG Hamburg) wollte von ihm nach 1945 einen Persilschein* haben, dass er immer gut zu den 700 „Ostarbeitern“ gewesen sei. Diesen Schein hat Dimitry nicht unterschrieben. Heinz Meyer wohnte in Flottbek/Othmarschen, in der Noerstrasse 11. (Im Adressbuch von Hamburg, Strassenverzeichnis 1951 ist als Eigentümerin des Grundstücks eingetragen: Meyer, I. später: 1952-1965: Meyer, Frau Irmg.). Als Mieter: Meyer, Heinz, Fabrikt.). Heinz Meyer ist später gestorben. Hat aber seine Fabrik zurückerhalten, die sein Sohn später übernommen hat. Der  hat jetzt eine teure Villa in Hamburg Othmarschen. Nach weiteren Recherchen stellt sich heraus: Die Firma hiess: >Holsatia-Werke Heinz Meyer KG< in Hamburg.

Oelkers Cafe, Oelkersallee 64. Bild im Eingang

Holsatia 1912 -1945 ist ursprünglich ein jüdisches Unternehmen das von Julius Neumann 1869 – 1930 und Erich Buchholz (1893 – 1932) gegründet wurde. (Holsatia ist das lateinische Wort für Holstein und wurde daher oft für Firmennamen benutzt): 1912 Holsatia Neumanns Spezial Möbel Fabrik, Arnoldstrasse 16 – 20 Geschäftsführer Julius Neumann. 1925 Holsatia Werke Neumann, Arnoldstrasse 22. 1926 Holsatia Werke Neumann KG auf Aktien, Arnoldstrasse 3/5. 1927 Holsatia Werke Neumanns Holzbearbeitungsfabriken Aktiengesellschaft (A.G.), Arnoldstr. 3 /5. 1928 Holsatia Werke Neumanns Holzbearbeitungsfabriken Aktiengesellschaft (A.G.), Arnoldstr. 3 /5. 1929 Holsatia Werke Neumanns Holzbearbeitungsfabriken Aktiengesellschaft (A.G.), Arnoldstr. 3 /5. 1930 Holsatia Werke Aktiengesellschaft (A.G.), Kluckstrasse 4 (E = Grundeigentümer). 1933 Holsatia Werke Aktiengesellschaft, Kluckstrasse 4 / Kruppstrasse 59. 1935 Holsatia Werke Aktiengesellschaft, Kruppstrasse 57/59.

Vermutlich ein Foto von Julius Neumann, dem Grüünder und ersten Besitzer der Holsatia mit seiner Familie

Folgende Vermutung liegt nahe: Bei dem Unternehmen von dem Dimitry Rostowsky (Dimitry Rostowsky Zwangsarbeiter bei Holsatia. Verschleppt aus der Ukraine nach Deutschland) erzählt hat, handelt es sich um die ehemals jüdische Fabrik, die 1912 unter dem Namen Holsatia Neumanns Spezial Möbel Fabrik, von dem jüdischen Unternehmer Julius Neumann, Arnoldstr. 16 – 20, gegründet und betrieben wurde.

Der spätere Fabrikbesitzer Heinz Meyer (Firma: Holsatia-Werke Heinz Meyer KG Hamburg) wollte von ihm nach 1945 einen Persilschein*, dass er immer gut zu den 700 „Ostarbeitern“ gewesen sei. Diesen Schein hat Dimitry nicht unterschrieben. Heinz Meyer wohnte in Flottbek/Othmarschen, Noerstrasse 11. (Im Adressbuch von Hamburg, Strassenverzeichnis 1951 ist als Eigentümerin des Grundstücks eingetragen: Meyer, I. später: 1952-1965: Meyer, Frau Irmg.). Als Mieter: Meyer, Heinz, Fabrikt.). Heinz Meyer ist später gestorben. Hat aber seine Fabrik zurückerhalten, die sein Sohn später übernommen hat. Der hat jetzt eine teure Villa in Hamburg Othmarschen. Nach weiteren Recherchen stellt sich heraus: Die Firma hiess: >Holsatia-Werke Heinz Meyer KG< in Hamburg.

Abschrift aus: Wie man einen verlorenen Krieg gewinnt (Seite 280) »Persilscheine« Wolfgang Ziemssen: Zum Thema Persilscheine: Sich Freikaufen von der Vergangenheit

“Jeder zweite, der in Kiel vor die Spruchkammer kam, hatte einem Juden das Leben gerettet, einen Demokraten vor dem KZ bewahrt und war ein geheimer Gegner der Nazis gewesen. Die Fragebögen wurden en masse* gefälscht. Neben der Wand mit den Tauschzetteln hingen jeden Tag die Anschläge der Militärregierung: »Wegen falscher Angaben wurde bestraft . . . «. Auf die Frage, wo der Schwarzhandel am besten gedeihe, erhielt man damals zur Antwort: am Bahnhof und vor der Spruchkammer! Da wurden – je nach Belastungsstufe – Kartoffeln, Eier, Mehl, Margarine, Hühner und Karnickel gegen »Persilscheine« getauscht. Gegen Bezahlung in Naturalien kaufte man sich frei von der Vergangenheit. Oder die alten Nazis legten einfach einen von den Spruchkammern errechneten Betrag auf den Tisch und waren von diesem Moment an keine Nazis mehr. Die als »Mitläufer« eingestuften zahlten etwa 200 RM; das juckte keinen, da das Geld ohnehin nichts wert war. Bloß die Kleinen, die Block- und Zellenleiter hat man rangenommen und als Trümmerauguste eingesetzt, während die vermögenden Pgs schon wieder in den Vorzimmern der Militärregierung saßen und auf ihre Lizenz warteten und frische Brötchen aus kanadischen Mehl aßen. Kein Wunder, daß uns die Entnazifizierung als Farce erschien!“ Wolfgang Ziemssen, ehemaliger Marineflak-Helfer in Kiel, dann Bauhilfsarbeiter, später Schauspieler. (Tonbandprotokoll) Wolfgang Ziemssen (1928 – 2012)

Wie man einen verlorenen Krieg gewinnt (Seite 280) »Persilscheine« Wolfgang Ziemssen: Zum Thema Persilscheine: Sich Freikaufen von der Vergangenheit

* Persilschein = Bestätigungen, die nach Kriegsende 1945 zu Unrecht von Mitmenschen unterschrieben wurden, die damit bestätigten, dass die Personen für ihre Verbrechen in der Nazi Zeit nicht zur Verantwortung gezogen wurden. Die ausgestellten „Zeugnisse“ hatten die Funktion, dass Ihre Vergangenheit quasi  mit dem Waschmittel „Persil“ gewaschen wurde.

PDF Abschrift Persilscheine

PDF EineflacheEckewirdplattgemacht Kai Fabig

Creative commons.org
Fotos Jens Meyer
Zeichnung Helga Bachmann

Schauburg Kino am Millerntor

Hugo und Sophie Streit geb. Henschel
Hugo und Sophie Streit mit der Schauburg Zeitung
Foto Louis Segall
Schauburg Kino Reeperbahn 1 Foto von Louis Segall 1928
mit Oskalyd Orgel rechts und links der Leinwand
Zuschauerraum mit Balkon
Foto Louis Segall
Foyer Schauburg am Millerntor Foto Louis Segall
Schaubnurg Luftaufnahme
Schauburg Millerntor. Reeperbahn Nr. 1. Das Foto wurde nach dem 27. März 1929 gemacht. Das kann man aus der Reklame für den Film „Möblierte Zimmer“ erkennen. Der Start des Filmes war an diesem Tag. Eine Hamburger Erstaufführung. Mit Hans Albers. (Luftbild vom Denkmalschuttzamt Hamburg)
Bild aus dem Film „Möblierte Zimmer“

.

Foto Erich Andres, Schauburg am Millerntor am 4. Mai 1942 nach dem Bombenangriff der RAF
Zeichnung Helga Bachmann

Grindelallee 116 (früher Thalia Kino von Ranette Salfeld)

Foto von Mark Lissauer (ehemals Hermann Lissauer) Grindelallee 116, Hamburg
ThaliaKino1988
Foto 1988 von Jens Meyer, Thalia Kino Grindellallee 116
Gescanntes Dokument

Foto unten vom Thalia Kino Grindelallee 116 von Mark Lissauer. Die Aufnahme ist im Juli 1931 gemacht worden. Das Foto von Frau Leye an der Kasse des Thalia Kinos wurde am 31.12.1994 von Reinhold Sögtrop gemacht. Letzter Tag des Thalia Kinos. Danach wurde es geschlossen, verkauft und später (1997) abgerissen.

Foto von Mark Lissauer (Elwood Victoria /Australien)
Juli 1931 Grindelallee 116 in Hamburg
Hau weg den Scheiss
Nilpferdzweiaugen
Zeichnung Helga Bachmann
cc

Stolpersteine für den Kinounternehmer Hermann Urich Sass

PDF Entwurf fuer eine Rede Stolperstein Urich Sass

KBW

Haus KBW in HamburgBy-nc-sa_colornilpferd_tumbFoto Jens Meyer. Die Vermutung, es handle sich um ein Haus des KBW (Kommunistischer Bund Westdeutschland) ist natürlich vollkommener Quatsch. Und dennoch ist es eine Abkürzung, aber für „Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg“, erbaut 1925 – 26.

Hitler wurde nie exkommuniziert ( in der Taz am Donnerstag 16.1.1986)

PDF Hitler wurde nie exkommuniziert     Jens Meyer (Taz vom 16. Januar 1986)

Hitler wurde nie exkommuniziert.

Allzeit zum Konkordat mit den Mächtigen bereit: Die Katholische Kirche.

Jens Meyer vertreibt den Film “Geschichtsbuch” des Dänen Jannik Hastrup. Die Erfahrungen, die er dabei mit klerikalen Widerständen hat machen können, sind ein Anlaß für ihn, sich ein wenig umzusehen in der politischen Geschichte des 1.500-jährigen Papsttums. “Das Geschichtsbuch“ ist ein siebenteiliger, 136 Minuten langer Film, deren Abschnitte auch einzeln bestellt werden können, beim Zentral Film Verleih, Friedensallee 7,

2 Hamburg 50, Tel: 040/391316.

(Anmerkung 2018: Bitte nicht mehr anrufen. Das Unternehmen gibt es nicht mehr)

Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der reiche Mann?” (Dieter Forte in: Martin Luther und Thomas Münzer oder die Einführung der Buchhaltung)

Eine Einladung. Von der Katholischen Akademie des Erzbistums Paderborn. Unterschrieben vom Studienleiter. Eine Trickfilmtagung will er machen. Ein Referat über die Auswertungserfahrungen mit dem Film “Das Geschichtsbuch”. Und bezahlen will er auch. Nicht richtig. Mehr ein Anerkennungshonorar für Film und Vortrag.

Mich reizt die Geschichte. Das Wort “Erzbistum Paderborn” löst diese Reize aus. Dabei fallen mir die Inquisitionskeller ein. Ich nehme jedenfalls an. Könnte sein, dass der Auftraggeber vielleicht nicht mit dem Ergebnis einverstanden sein wird. Der Verleih hat Angst vor Umsatzeinbußen durch eine “negative Werbeveranstaltung”. Doch in dem Bereich werden kaum Filme von Zentral Film Verleih eingesetzt. Dort ziehen mehr die Filme über die Schönheit von Kirchenfenstern. Also keine Gefahr.

Ich fange an und lese eine Menge. Ein Freund, früher Theologiestudent, jetzt Postbeamter im Ruhestand, kramt seinen Boden durch und versorgt mich mit Kirchengeschichten.

Später, als alles fertig ist, schicke ich das Manuskript zu Alf Mayer von “Medium”, der Medienzeitschrift der Evangelen. Alf ist begeistert, aber Abdrucken kann er nicht, erst in der “allerletzten Nummer von >Medium<” und die nächste Nummer soll noch nicht die “allerletzte” sein. Das kann ich verstehen. (Anmerkung 2018. Leider haben Alf Mayer und ich die letzte Nummer von Medium verpasst Das muß sehr lange her sein.)

Nicht verstehen kann ich den Studienleiter des Erzbistums Paderborn. Wieso bestellt er diese Trickfilmreihe? Erstens kommt die Kirche des “christlichen Abendlandes” kaum darin vor und zweitens, wenn sie denn dargestellt wird dann eher negativ. Die “Pfaffen” und Bischöfe, das sind im “Geschichtsbuch” immer jene Leute, die sich auf Kosten des Volkes an der Seite der Mächtigen durchfressen und volllaufen lassen. Arbeit ist für sie ein Fremdwort. Die Pfaffen stopfen sich keineswegs mit minderwertigen Lebensmitteln voll. Auch vom Wein trinken sie nur den besten. Ansonsten predigen sie dem Volk, daß Armut von Gott gewollt sei. Wer sich gegen die Herrschaft auflehne, verstoße gegen die Gebote Gottes. Auch die Palette der Strafmöglichkeiten wird gezeigt.

Auf der Erde: Vierteilen, Augen ausstechen, Gliedmaße abhacken, aufhängen, bei lebendigem Leib verbrennen. Im Jenseits: Das Fegefeuer, die ewige Verdammnis, die Hölle mit ihren Kochtöpfen und was die christlichen Kirchen sonst noch zur Verfügung haben, um den Leuten Angst einzujagen. Ich komme nicht drauf, was will das Erzbistum mit einer solchen Filmreihe?

Oder ist es so, dass die Kirchen sich so sicher fühlen, dass eine solche Kritik ihnen gar nichts anhaben kann? Im Gegenteil, dass solche Filme zu Schulungszwecken gut benutzt werden können? Ich vertraue auf die Überzeugungskraft der Bilder und fahre hin. Es ist alles vom Feinsten. Das Essen ist gut. Schöne Tagungsstätte. Nichts mit Jugendherberge. In jedem Zimmer eine Bibel.

Eine große Bibliothek mit Marx und Engels. Kunst am Bau. Ein Studienleiter und ein Akademiedirektor, mit denen man über alles reden kann. Auf mein Manuskript ist man gespannt. Sie würden es gerne einmal sehen. Sie haben eine Schriftenreihe, da würden sie das gerne veröffentlichen. Mein Rat, dass sie doch bitte erst den Vortrag abwarten sollen, wird angenommen. Später wollen sie es dann doch nicht abdrucken. Das beruhigt mich dann doch. Ich hatte schon Angst um mein Weltbild.

Klingelbeutel und Gottversunkenheit

Eine alte Regel lautet: Die Geschichte wird von Siegern geschrieben, es gibt immer Leute, die am Krieg gewinnen. Die christlichen Kirchen waren jedenfalls nie bei den Verlierern. Das heißt leider nicht, daß die Mitglieder der beiden Großkirchen auch zu den Gewinnern gehörten. Ich selber bin auch einmal Mitglied gewesen. Nicht bei der katholischen sondern bei der anderen Großkirche. Jetzt bin ich fast 40 Jahre alt. Einige Sachen vergisst man nicht so leicht. Da ist zunächst eine “Konfirmation” und eine “Taufe” mit 14 Jahren. Dann eine Klassenreise nach Köln mit einer Besichtigung des “Kölner Doms”. Dann eine kirchliche Trauung in “weiß” mit 23 Jahren und ein Kirchenaustritt mit 27 Jahren. Bei der Klassenreise nach Köln fiel mir – außer den Massen von amerikanischen Touristen – eine Frau in der typisch ”katholischen Tracht” auf: Diese schwarze Kutte – ich nenn sie mal Nonne.

Diese “Nonne” stand neben einer Tragsäule der Kirche und war – mit geschlossenen Augen – still ins Gebet versunken. Nicht einfach. Diese Innigkeit in diesem Kirchenbahnhof. Ich dachte: das muss es sein: Die Gottgläubigkeit. In einigem Abstand neben ihr ein Kupfergefäß, in dem die Touristen Geld für irgendeinen “mildtätigen” Zweck werfen sollten. Die Augen der Nonne immer noch geschlossen im Gebet zu Gott. Ich beobachtete sie. Sie hielt die Augen auch dann geschlossen, wenn es im Kupfertopf schepperte. Doch kaum fühlte sie sich unbeobachtet, öffnete sie für einen Augenblick die Augen, zählte blitzschnell das Geld und versank augenblicklich wieder ins Gebet.

Ein Vorgang nicht länger als eine halbe Sekunde. Dieses Bild hat sich bis heute bei mir im Gedächtnis eingegraben. Immer wenn jemand heute zu mir “Kirche” sagt, dann ist augenblicklich dieses Bild von der betenden, geldzählenden Nonne da. Ein oberflächlicher Eindruck. Verglichen mit den Bildern aus dem Film “Das Geschichtsbuch” nur Nebenschauplatz. Da zählen nur die Kaufleute, die Handwerker, der Adel, die Bauern. Die Kirche als Kapitalgesellschaft?

Das Geschichtsbuch” ist eine Geschichte, von denen, die unten sind. Die Verlierer schreiben über die Sieger. Da wird gefragt, warum es in unseren Gesellschaften Arme und Reiche gibt, welchen Ursprung das hat und wer daran beteiligt ist, dass sich daran nichts ändert. Jedenfalls anders, als ich die Geschichte in der Schule kennengelernt habe.

Schon die Schulsprache ist anders. Da “brechen” Kriege aus wie Vulkane. Da brechen Nationen zusammen. Da wird ein “Mächtiger” gereizt, bis er “militärisch” zurückschlägt. Da wird ein Prinz erschossen, und deshalb kommt es zu einem Weltkrieg. Wir kennen das und haben uns daran gewöhnt, falsch bleibt es dennoch. Da fragt jemand nach den wirklichen Ursachen und schon hat das Erzbistum das Wort “Kritik” im Seminarprogramm stehen. So einfach ist das.

Ich wälze dicke Ordner: Einsatzstatistiken des Films, Ausleihzahlen durch Kirchengruppen, Absagen von Medieninstitutionen und Kirchengeschichten von Kirchenprofessoren. Ich werde dadurch nicht “bibelfest” und auch kein Kirchenexperte. Ich denke, mein Vortrag soll anfangen mit dem Satz: ”Adolf Hitler war katholisch, ist von der Kirche niemals exkommuniziert worden, sein Buch “Mein Kampf” ist niemals auf dem Katholischen Index gelandet”. Auch sein Vorgänger und sein Nachfolger waren katholisch. Nach diesem Satz kann ich dann zur Kasse gehen und nach Hause fahren.

Der Erzbischof wird seinen Studienleiter ermahnen, dass er in Zukunft seine Referenten sorgfältiger aussucht. Ärmer wird er durch meinen Auftritt nicht. Also reden wir nicht von Religion und christlichen Ideologien, sondern von dem “Macht und Geldapparat Kirche” in der Funktion, dass er seinen “Schafen” sagt, wohin die Reise zu gehen hat. Und der sie, falls sie uneinsichtig sind, notfalls auf den rechten Weg zwingt.

Viele Menschen in der BRD haben es – aus welchen Gründen auch immer – gerne, wenn man ihnen sagt, was sie tun und lassen sollen. Da treffen sich die Kirchen mit Parteien und Interessengruppen bei einem offensichtlichen Bedürfnis. Ob nun die ehemaligen Studentenkadergruppen der 70er Jahre ihre Nachfolgeorganisationen in den roten Holzketten aus Oregon haben, das wage ich nicht zu beurteilen.

Merkwürdig jedoch, dass viele, die mir damals die >Roten Fahnen<, die >Morgen< usw. verkaufen wollten, jetzt mit diesen roten Holzketten rumlaufen. Von der Roten Fahne zur roten Kette. Ich denke, dass sich die Holzketten in ihrer Funktion kaum unterscheiden vom Rosenkranz, der Petersplatz kaum vom Leninmausoleum.

Ich war leider weder in Rom, noch in Peking, noch im Kreml oder den anderen Wallfahrtsorten. Auch den Obersalzberg soll es ja noch geben. Festzuhalten bleibt jedenfalls, dass viele Menschen eine solche Organisation für ihr Leben benötigen. Eine notwendige Voraussetzung für die Macht der Kirchen in diesem “ihrem” Lande.

Im Zentral Film Verleih haben wir darüber schon oft Witze gemacht. Auf der Suche nach der geeigneten Rechtsform für den Verein “politischer Filmverleih” haben wir die Vor- und Nachteile von Genossenschaft, GmbH, KG, oder Kapitalgesellschaft gegeneinander abgewogen. Regelmäßig sind wir drauf gekommen, dass eine Kirchengründung immer noch die günstigste Rechtsform ist. Sie wirft das meiste Geld ab, kann billig Arbeitskräfte kaufen. Insofern sie sich auf “Gott” beruft, ist sie auch besser als eine sog. weltliche Ideologieorganisation wie z. B. eine Partei.

Die BRD und die Filmreihe “Das Geschichtsbuch”

Der Studienleiter des Erzbistums möchte etwas über die “Einsatzerfahrungen” mit der Filmreihe wissen. Die Erfahrungen also des Filmvorführers, wenn er die Leute zählt, die im Dunkeln den Saal zu verlassen suchen. Die Serie wurde 1971 in Dänemark nach einem schwedischen Bilderbuch produziert. Der Film war im Ausland äußerst erfolgreich. Es gibt amerikanische, englische, italienische, holländische, französische und nicht zuletzt spanische Fassungen. (Franco starb erst viel später).

Überall in Europa und den USA stehen die Filme in den staatlichen Bildstellen für den Schulunterricht zu Verfügung. Auch in der BRD müssten sie eigentlich dort zur Verfügung gehalten werden und nicht in einem kleinen Filmverleih. Doch die BRD scheint eine eigene Geschichte zu haben, und die Mächtigen dieses Landes legen viel Wert darauf, dass das Geschichtsbild der Schulkinder nicht erschüttert wird.

Bis 1977 hat sich jedenfalls niemand um diese dänischen Filme gekümmert. Dänemark ist einfach zu weit weg. Jedenfalls für das Institut für Film und Bild (FWU), für ARD und ZDF. Dallas ist da allemal dichter. Oder der “Landeszentrale für politische Bildung” in Nordrhein-Westfalen. Da ist Lateinamerika dichter als Dänemark. 1978 begann dann der Zentral Film Verleih e. V. (Jahresumsatz 120.000,00 DM, ungefähr so viel wie die Portokasse des ZDF – vermute ich mal) die Filme in der BRD anzubieten, um eine deutsche Sprachfassung für die Filmreihe herstellen zu können. Normalerweise kostet eine solche Sprachfassung für so einen Spielfilm so um 100.000,00 DM. Kein Problem für eine “öffentlich rechtliche” Sendeanstalt. Für den Ankauf von Rechten alleine werden schon die doppelten Summen gezahlt. Am Geld fehlt es nicht, schließlich ist die BRD eine der reichsten Industrienationen der Welt.

Auch die Finanzgewaltigen der FWU hätten genügend Geld gehabt, die Filmserie anzukaufen und zu verbreiten. Landesbildstellen und die reiche Landeszentrale in NRW wurden gefragt. Im Kinder- und Jugendfilmzentrum in Remscheid hat es mindestens acht Vorführungen der Gesamtfolge vor immer wieder anderen “Staatsdienern” gegeben. Das Ergebnis war immer das gleiche – kein Bedarf. Einzelpersonen dieser Institutionen wie Reiner Keller, Theda Kluth vom KJF (Kinder und Jugendfilmzentrum) und Dr. Joachim Paschen von der FWU haben immer wieder versucht, der Filmreihe zur nötigen Verbreitung durch öffentliche Bildstellen zu verhelfen. Doch schon

Wolfgang Staudte soll gesagt haben: ”Es ist nicht einfach, Filme für eine Veränderung der Gesellschaft zu machen, mit dem Geld der Leute, die die Welt in Ordnung finden.”

Ihm passt die ganze Richtung nicht

Als alle Versuche mehr oder weniger gescheitert waren, ist der Verleih dazu übergegangen, Expertengutachten und Kritiken von anerkannten Kritikern anzuregen und zu verbreiten. Die Gutachten kamen, die Kritiker schrieben lange Artikel. Die Lehrergewerkschaft (GEW) in Berlin machte Unterschriftenaktionen, Vorführungen, schrieb Briefe an Politiker und Landesbildstellen. Die Landesbildstelle Berlin kaufte schließlich eine Kopie der Filme 1 – 3. Das wars dann auch. Ein Referent der FWU fand die Filme toll und spendete Geld für die Anschaffung. Das war rein privat, denn auch er wollte schließlich seinen Job behalten.

Herr Bungter – obwohl CDU Mitglied – von der Landeszentrale für politische Bildung in NRW – ist als fortschrittlicher Mann in Filmkreisen bekannt. Sein guter Ruf gründet sich darauf, dass ihm mehr finanzielle Mittel als anderen Landeszentralen für den Ankauf von Filmrechten zur Verfügung stehen. Er nutzt daher die Möglichkeit, über die sog. ideologische Einheitsware hinaus, weitere Filme anzuschaffen, die dem “herrschenden Bildungsideal” dieses Staates zuwiderlaufen.

In Düsseldorf gibt es so eine ganze Reihe von kritischen Filmen. Eine kleine Einschränkung gibt es aber doch. Weit weg ist immer besser als dicht dran. Zu deutsch: Besser Folter, Ausbeutung und Unterdrückung in Lateinamerika als kritische Filme über die BRD und Europa. Ein ungeschriebenes Gesetz.

Aber auch Herr Bungter lehnt ab. ”Zu einer Übernahme von Auswertungsrechten kann ich mich nicht entschließen. Es gibt eine Reihe bedenkenswerter formaler und inhaltlicher Aspekte, die nicht kurzerhand ausgeräumt werden können. Überdies bedarf der Film auch der Synchronisation, ein Aufwand, der im Hinblick auf die vermutete begrenzte Nutzbarkeit der Filmreihe sich vermutlich nicht auszahlen wird. (. . . ) Serienfilme schaffen überdies zusätzliche Probleme. (. . . ) Die Unterrichtsplanung schafft einfach nicht genügend Raum.”

Zwischen den Zeilen, da spüre ich, ihm passt die ganze Richtung nicht. Schreiben tut man so was nicht. Wir sind ja eine Demokratie, und da kann jeder machen was er will. Nur nicht mit “ihren” Steuergeldern. Dann entstehen solche Sätze . . .  „Die Unterrichtsplanung schafft nicht genügend Raum“. Das lasse ich mir auf der Zunge zergehen. Der Sachzwang wird ja von Menschen gemacht. Hundertsechsunddreissig Minuten sollen nicht in sechs Jahre Geschichtsunterricht passen?

Ein wichtiger Mann in der “Nach Kaiser – vor Nazizeit” war der Herr von

Papen. Er war katholisch, mächtig und einer wichtigsten Männer, die Hitlers “Machtübernahme” ermöglicht haben. Auch der Mann, der den Nazis kurz nach der “Machtübergabe” zu einem Vertrag mit dem Vatikan verhalf. In der kurzen Zeit von sechs Monaten erreichte er die Auflösung der katholischen Partei “Zentrum”, und drei Tage später hatten die Nazis ein Konkordat mit dem Vatikan.

Konkordatsunterzeichnung in Rom. – Am 20. Juli 1933 wurde zwischen dem Deutschen Reich und dem Heiligen Stuhl in Rom das Reichskonkordat unterzeichnet. Von links nach rechts: Vizekanzler Franz von Papen, (2.v.l.) Kardinal Staatssekretär Eugenio Pacelli und Ministerialdirektor Dr. Buttmann während des Unterzeichnungsaktes. 25935-33 Foto aus dem Bundesarchiv.

Dieser Papen, der für die Nazis so viel erreicht hatte, nannte die Nazis die “Regierung der nationalen Erhebung”. In der BRD nennen wir es “Machtergreifung”, und Professor Heussi aus Jena nennt es 1957 die “ . . . nationalsozialistische Revolution.

Unter einer Revolution habe ich mir immer was ganz anderes vorgestellt, aber ich bin ja schließlich kein Kirchenprofessor. In seinem Kapitel “Die Kirche in der jüngsten Vergangenheit“ schreibt Heussi (Heussi, Seite 525):

In Deutschland traten im Ersten Weltkrieg die Katholiken, wie anderwärts , rückhaltlos für ihr Staatswesen ein . . . nach der Revolution von 1918 stellte sich der deutsche Katholizismus sehr rasch auf den Boden der neuen Tatsachen, also der Demokratie . . . in der neuen deutschen Republik hatte das “Zentrum” (die Partei der Katholiken) wichtige Ämter inne, von den Reichskanzlern gehörten Fehrenbach, Wirth, Marx und Brüning der Zentrumspartei an . . . Als voller Erfolg der katholischen Kirche konnten auch die verschiedenen Konkordate gebucht werden, das Konkordat mit Bayern 1924, der Abschluß des Vertrags mit Preußen 1929 (jährlich staatliche Dotation von 2,8 Mill. Reichsmark) . . . und die Erhebung der Bistümer Paderborn und Breslau zu Erzbistümern” . . .

Geld scheint also reichlich geflossen zu sein. Immerhin hat der “Heilige Stuhl” stark von der Inflation profitiert. Zwischen 1919 und 1930 errichtete man jährlich 12 bis 13 Klöster. “Ein voller Erfolg”. Die Anpassungsfähigkeit, “sich rasch auf den Boden der neuen Tatsachen (zu) stellen”, bewies die Kirche auch in Frankreich.

Professor Heussi: “In Frankreich nahm die Religion 1914 wie überall einen Aufschwung. Religion und Katholizismus flossen weithin zusammen. Das Verhältnis zum Staat gestaltete sich sofort freundlicher . . . ”. Der Weltkrieg begann, und der Katholizismus nahm seinen Aufschwung. Und nicht nur das, sondern . . . ”auch die finanzielle Lage der katholischen Kirche besserte sich (Stiftung zahlreicher Messen für lebende und tote Soldaten). Die siegreiche Beendigung des Krieges 1918 war zugleich ein Triumph der Religion des Marschall Foch . . . ” (Seite 525 Heussi).

In dem Film “Im Westen nichts Neues” wird dieser Krieg gezeigt. Deutsche und französische Soldaten haben sich in einem Stellungskrieg gegenseitig abgeschlachtet, sind vergast und zerstückelt worden. Während die Generäle an der Heimatfront feierten, verhungerten die Völker auf beiden Seiten der Front. Die Vertreter Gottes auf Erden segneten die Waffen und die . . . ”Religion und der Katholizismus” nehmen einen “Aufschwung wie überall”. Als es endlich vorbei ist, da ist es auch ein “Triumph der Religion des Marschall Foch . . . ”. Na bitte.

Wo es sich so leicht gewinnt, warum sollten die Kirchen ernstlich gegen den Krieg sein? Im Fußvolk der Kirchen gibt es natürlich immer wieder welche, denen diese Haltung – diese Anpassungsfähigkeit – an jede politische Macht – nicht gefällt, die Kritik üben und gegen Kriegsvorbereitungen handeln, die die “Sinnlosigkeit” des Krieges anprangern. Aber die verstehen eben nichts vom Geschäft. Manchmal allerdings, wenn alles vorbei ist und auch eine neuer Anfang versucht wird, dann sind diese Kritiker doch zu etwas nütze. Wenn etwa – wie nach dem Zweiten Weltkrieg – das Ansehen der Kirche in der Öffentlichkeit gar zu schlecht ist, dann kramt der “Heilige Stuhl” sie hervor und zeigt sie herum. Dann sind diese Männer und Frauen, die Widerstand geleistet haben und dafür in den KZs der Nazis ermordet wurden, die Kirche “an sich”.

Heilige Bücher überall

Die hohe Geistlichkeit schließt Verträge und schweigt zwölf Jahre lang zu den Konzentrationslagern, zur Massenvernichtung, zum Überfall auf Polen usw.: Inzwischen steht es sogar im “Spiegel”, dass der Papst den hohen Nazis nach 1945 zur Flucht verholfen hat. (Spiegel vom 6. Februar 1984).

Im gut sortierten Autorenverzeichnis der Bibliothek der Katholischen Akademie suche ich vergeblich das Buch von Karl Heinz Deschner . . . ”Abermals krähte der Hahn”. Das freut mich. Ich brauche es auch nicht. Einige Monate zuvor habe ich es schon gelesen und, mir sind bei Lesen fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Der Mann ist ein notorischer Kirchenhasser. Seine Lebensgeschichte gibt einen Hinweis darauf, daß er vielleicht alles ein wenig zu wörtlich genommen hat und jetzt enttäuscht ist. Wenn der Umschlagtext des Buches stimmt, dann ist er von Karmelitern und Franziskanern erzogen worden. Das sind keine Biersorten, sondern Mönchsorden. Anschließend hat er Theologie auf katholischen Hochschulen studiert.

Den Christen wirft er in seinem Buch vor, sie hätten das Neue Testament nie verwirklicht. In einer Einleitung bestreitet er den Absolutheitsanspruch des Heiligen Buches der christlichen Kirchen mit dem Hinweis darauf, daß alle nichtchristlichen Religionen ebenfalls mit diesem Anspruch auftreten. ”Schon der Israelit hört von Jesaja: Außer mir ist kein Gott. Der Mhanha-Buddhist bekennt von Buddha: Außer mir ist kein Heilsgang sicher. Das neue Testament fordert: Jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus der Herr ist, und der Koran droht: Wenn jemand eine andre Religion sucht als den Islam, wird er in der jenseitigen Existenz zu den Verlorenen gehören”. Heilige Bücher überall. Insofern müsste die Bibel ein Buch sein wie jedes andre auch.

Doch nicht in der Bundesrepublik. Die 3 Tornados

Günter Thews. In einer Pause bei den Dreharbeiten zu dem Film: „Mit uns nicht mehr“. (dffb 1974). Günter war der Mann für den Ton. Foto Martin Streit.

(Günter Thews, Arnulf Rating, Holger Klotzbach) haben sich vor einigen Jahren über die “unbefleckte Empfängnis” der Jungfrau Maria lustig gemacht. CD Hülle erschienen bei Trikont. München. DIE DREI TORNADOS 1977 – 1988. (Vier CDs)

Pressefreiheit hin, Pressefreiheit her. Über Christen lacht man in der BRD nicht ungestraft. Die Jugendgewerkschaftszeitung >ran< veröffentlichte diese Veralberung. Die Christen im Lande waren beleidigt. Besonders beleidigt Frau Maria Weber aus dem Bundesvorstand des damaligen DGB. Chefredakteur (Dieter) Schmidt mußte gehen. (am 13. Dezember 1979)

Maria Weber blieb katholisch. Die Radiothek im WDR strahlte den Sketch aus. Kurz darauf wurde diese Jugendsendung eingestellt. Auch einen Prozeß hat es gegeben.

Horst Manfred Adloff und Franz Josef Spieker haben mit einem Kurzfilm “Die Wechsler im Tempel” ebenfalls die christlichen Kirchen angegriffen. Einer der wenigen Kurzfilme, die in der BRD verboten und unterdrückt wurden. In einem Kirchenverleih gibt es diesen Film nicht. Nur Leo Schönecker hat in seinem Filmkundlichen Archiv noch eine Kopie. Und das als “praktizierender Katholik”, wie mir stolz der Akademiedirektor Krems über soviel Liberalität berichtet. (Anmerkung 2018: Ob es das Filmarchiv von Leo Schönecker noch gibt, entzieht sich meiner Kenntnis)

Heilige Zahlen

Keine 40 Jahre ist es her, seit die Gaskammern der IG Farben und der Nazis für Juden geschlossen wurden. Doch in der Geschichte der Kirchen, in der die Judenverfolgung eine zentrale Rolle spielt, möchte niemand wahrhaben, dass es gerade christliche Bischöfe und Heilige waren, die im vierten Jahrhundert die ersten Synagogen anzündeten und den Besitz der Juden beschlagnahmten. 1391 unter der Führung des Erzbischofs von Martinez in Spanien wurden 4.000 Juden ermordet und mehr als 25.000 als Sklaven verkauft. Der Rest, der sich nicht zu Christus bekennen wollte, wurde auf Befehl des Erzbischofs erschlagen. Der Erzbischof wird die “Erlöse” kaum an die Armen verteilt haben.

Es ist eben Gottes Wille, dass es Arme und Reiche gibt, denen, die wenig haben, soll auch noch das genommen werden, denen, die viel haben, soll noch mehr gegeben werden”, lässt Jannik Hastrup seinen “Geschichtsbuch” Bischof reden. Für die Gegenwart ist festzustellen, dass Kirchen an einem Bild von sich interessiert sind, in denen die Armut gepriesen wird und die >Beutelschneider< angeprangert werden.

Der Stadtjugenddiakon von Hannover, Kurt Brylla und sein katholischer Kollege, der Probst Rumold Küchenmeister aus Kiel regen sich 1983 darüber auf, dass in den “Far out “ – Discos der Sanyassin den Jugendlichen das Geld aus der Tasche gezogen wird, “damit”, vermutet der Probst aus Kiel, “Bhagwan sich einen weiteren Roll’s Royce zulegen kann”. Da witzelt die Zeitschrift >Titanic<: ”Und der Papst muss immer noch auf den Knien über die Landebahn rutschen. Die Ungerechtigkeit schreit zum Himmel. Wir schreien nicht mit. Titanic”.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bezifferte man das päpstliche Kapitalvermögen auf zwei Milliarden 120 Millionen Lire. Es war damals ungefähr sechsmal größer als das größte deutsche Vermögen, das von Krupp. (Deschner, Seite 428) .

Das Unternehmen trägt den Namen “Peterspfennig”. Das Unternehmen Peterspfennig ist in den USA recht einträglich. Sind es im Jahre 1924 noch 700.000 Dollar, so sind es Jahre 1957 schon 120 Millionen Dollar “Peterspfennige”, die in den Vatikan überwiesen werden. Ein Tauschbeleg aus Lissabon. Die Bank heißt “Banco Spirito y Comercio”! Etwa “Heiliger Geist und Handel”. Der Heilige Stuhl ist mit Aktien beteiligt. Wer Heiligen Geist und Handel für einen Widerspruch hält, der ist Opfer der Kirchenpropaganda geworden. In den USA gibt es einen Stahlkonzern mit dem beziehungsreichen Namen “Bethlehem Steel”. Der Vatikan und die Jesuiten besitzen große Mengen Aktien dieser Bethlehem Steel.

Vor über 25 Jahren wurde der Gesamtaktienbesitz (1958) auf etwa 50 Milliarden Mark geschätzt. Weniger wird es kaum geworden sein. In der BRD ist der Vatikan an Bayer, BASF, BMW, BBC, VDM, Mannesmann, Siemens u.a. beteiligt. Der Börsenbericht sollte eigentlich ergänzt werden.

Etwa so Welt vom 28. Februar 1984:

Bethlehem Steel 66, General Motors 184, BMW 415, BASF 166, VW 210, Vatikan AG 690

Wen wundert es noch, dass die Päpste für die Erhaltung “dieser Ordnung” sind. Pius der zwölfte schreibt am 1. November 1939 an die Bischöfe der USA, aus denen der Vatikan in dieser Zeit seine höchsten Einnahmen bezieht: ”Die Erinnerung an jedes Zeitalter bezeugt, dass es immer Arme und Reiche gegeben hat; und dass dies auch immer so sein wird, lässt die unabänderliche Beschaffenheit der menschlichen Dinge voraussehen . . . Gott, der in höchster Güte für alles sorgt, hat bestimmt, dass es zur Ausübung der Tugend und der Erprobung der menschlichen Verdienste in der Welt Arme und Reiche geben soll . . . ”.

Aber die “Theologie der Befreiung” in Lateinamerika? Viele katholische Bischöfe und Geistliche unterstützen aktiv Befreiungsbewegungen und bekämpfen Militärregierungen. Leider ist nicht zu übersehen, dass die “Mutterorganisationen” in Europa gar nicht auf der Seite stehen, die sich Mord, Ausbeutung und Unterdrückung nicht länger gefallen lassen wollen. Papst Paul der sechste zeichnete den Botschafter Pinochets mit einer hohen Auszeichnung nach dem gelungenen Militärputsch aus.

Im Mittelalter war das alles anders. Da zogen die Päpste selbst auf Sklavenfang aus, verteilten für den Sklavenfang Erlaubnisscheine an die Herrscher von Spanien und Portugal. In dem Erlaubnisschein, genannt “Romanus Pontifex” schrieb Papst Nikolaus der fünfte 1454 an Königin Isabella von Spanien, dass alle unterworfenen Völker versklavt werden können. Königin Isabella bedankte sich bei Papst Innozenz dem achten mit einer großen Anzahl von Sklaven.

Paul der dritte erlaubte nun auch den eigenen Angestellten den Fang von “beseelten Werkzeugen”. Unter Theologen wurde ernsthaft das Problem diskutiert, ob ein Taschenspiegel ein gerechter Preis für einen Schwarzen sei. Die Jesuiten hatten um 1670 im Kongo noch 12.000 Sklaven, die Päpste im Vatikan hatten noch bis zum Ende des 18. Jahrhundert Sklaven. Die Benediktiner – sie haben diesen hervorragenden Likör erfunden >Benediktin DOM< – hatten in Brasilien noch 1864 Sklaven.

Die christlichen Kirchen hätten alle Gründe für eine Art von Wiedergutmachung. Es wäre doch zu überlegen, ob sie die Wiedergutmachung aus den Schätzen finanzieren sollten, die sie sich im Laufe der Geschichte gerade in den Ländern der Dritten Welt zusammengeräubert haben, anstatt die Wiedergutmachung dem Kirchenfußvolk zu überlassen.

Kehren wir zurück in die Bundesrepublik – ins Erzbistum Paderborn mit seiner hervorragenden Akademie.

Im deutschen Reich gab es den KDF- Wagen. Leider konnten nur wenige zivile Fahrzeuge das Fließband verlassen, und für zivile Zwecke war er ja auch nicht gedacht. Als Militärfahrzeug sollte er über die neuen Autobahnen rollen. Nach dem Krieg gab es dann den Käfer in seinem Siegeszug um die ganze Welt. VW gründete Zweigwerke in befreundeten Staaten: VW do Brasil, VW of South Africa. 1957 hatten sich die Kirchen wieder erholt. Orden wurden wieder verteilt. Einer der Ordensverteiler: Der Erzbischof von Paderborn. Er zeichnete aus:

DIE RITTER VOM HEILIGEN GRAB.

Ein Ritter: der damalige Generaldirektor von VW. Nichts besonderes an sich. Schon der Kaiser und Hitler hatten die >Industriekapitäne< mit Orden behängt. Doch der Erzbischof erinnerte in seiner Rede an die alten Traditionen und führte aus . . . ”dass dem Orden die Ideale der Kreuzzüge zugrunde liegen, die in neuzeitlicher Form erfüllt werden müssten . . . ” (Die Welt vom 3. Mai 1957).

Ein gutes Beispiel für die Anpassungsfähigkeit der Kirchen in >neuzeitlicher Form< ist auch der Kardinal Faulhaber aus München.

1939 ein Dankgottesdienst nach dem mißglückten Atttentat auf Hitler.

1941 (nach dem Überfall auf die UdSSR) ein Glückwunschtelegramm an den Führer. ”Mit Genugtuung verfolgen wird den Kampf gegen die Macht des Bolschewismus.”

1944 (nach dem ebenfalls missglückten Attentat auf Hitler) eine persönliche Gratulation zu Hitlers >Errettung< und ein

TE DEUM in der Münchner Frauenkirche und am:

12. Mai 1945 der erste Katholik, der gegenüber einer amerikanischen Journalistin als erster aussprechen durfte, was schon immer seine Meinung war. Er griff in heftigster Weise das Hitlerregime an und meinte:

Der Nazismus darf nicht wieder aufleben.” Eben.

In Dieter Fortes Theaterstück: Martin Luther, Thomas Münzer oder die Einführung der Buchhaltung gibt es am Ende einen Witz. Ein Berater jüdischen Glaubens des Papstes erzählt ihn.

Bibbiena: Moischele steht vor a Kirche

Tate, was is dos fü a Haus mit dem hohen Turm?

Moischele, das ist a Kirche.

Was is a Kirche?

Nun, die goim sagen, da wohnt der liebe Gott

Aber Tate, der liebe Gott wohnt doch im Himmel.

Sollst recht haben, wohnen tut er im Himmel, aber do drinnen hat er sein Geschäft.”

Der Literaturanhang ist leider abhanden gekommen. Auch das Original Schreibmaschinen Skript ist im Laufe der vielen Umzüge verloren gegangen.

So ist nur die Taz Druck Version übrig geblieben. Leider hat die Taz mit der Digitalisierung der Drucktexte erst später begonnen (September 1986). Deswegen hat es ein wenig gedauert mit der erneuten Erfassung meines Artikels. Auch sind einige Kürzungen im Text vorgenommen worden, die ich mit dem damaligen Redakteur vereinbart hatte. Erschienen ist der Artikel in der Ausgabe der:

Taz vom Donnerstag, d. 16. Januar 1986.

Ich glaube der damalige taz Redakteur, der den Artikel vorsichtig überarbeitet und bebildert hat, war Arno Widmann. Vielleicht erinnert er sich ja.

Alf Mayer, der den  Artikel in der letzten Ausgabe von Medium  veröffentlichen wollte, hatte sich leider 1996 nicht bei mir gemeldet. Ich weiss auch nicht, ob er 1996 noch bei dem Unternehmen gearbeitet hat.

In der Druckversion sind noch drei Fotos abgedruckt. Auf Seite 10 oben: Die Unterzeichnung des Reichskonkordats am 20. Juli 1933 in Berlin durch Vizekanzler Papen (zweiter von links) und den Apostolischen Nuntius in Deutschland, Pacelli, den späteren Papst Pius XII.

Ein zweites Foto im Hochformat zeigt 77 liegende junge Männer, die sich der Kirche ergeben und sich am Himmelfahrtstag 1984 von Papst Paul II im Petersdom zu Priestern weihen lassen.

Auf der zweiten Seite (Seite 11) ein Foto von dem 87. Deutschen Katholikentag in Düsseldorf vom 1. – 5. September 1982. Es singen von links nach rechts: Oberbürgermeister Küsten, Kardinal Höffner, Primas Glemp aus Polen und der bayrische Kultusminister Hans Meier.

Auszüge dieses Textes sind erschienen in der Zeitschrift Transatlantik

Die meisten Zitate sind aus den Büchern:

von Karl Heinz Deschner . . . ”Abermals krähte der Hahn”.

und Prof. Heussi: Kirchengeschichte (Ausgabe von 1957)

Dieter Forte: Martin Luther, Thomas Münzer und die Erfindung der Buchhaltung, Wagenbach Verlag. Berlin 1971

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