Walther Kellinghusen (geb. 1. Februar 1902 – gest. 27. September 1936), Wentorferstrasse 23, in Hamburg Bergedorf, fotografiert 1928 von Rudolf Heinrich Meyer (geb. 24. Januar 1904 – gest. am 29- August 1979), Wentorferstrasse 19, in Hamburg Bergedorf).
Auftraggeber für die Casablanca Fälschung, die 1952 in den deutschen Verleih kam, ist die Firma Warner Brothers. Ihr deutscher “Generaldirektor“, wie er sich nennen liess, war Hans Wilhelm Kubaschewski (1907 – 1961). Er war seit 1938 mit Ilse Kubaschewski. geb. Kramp verheiratet. Über seine Motive, diese deutsche Fassung von Casablanca herzustellen zu lassen und zu verbreiten, können wir heute nur spekulieren. Es hat ihn zu Lebzeiten keiner gefragt. Jedenfalls hat Hans Wilhelm Kubaschewski bis Kriegsende, der an hoher Position bei Goebbels UFA beschäftigt war, seine Geschäftspost mit Heil Hitler unterzeichnet. Dazu ein Zitat: “Zu den Vertrauten der amerikanischen Militärbehörden gehörte Hans W. (Wilhelm) Kubaschewski, der schon vor dem Kriege mit Filmverleihern der USA verbunden war. Dann hatte er den Posten des Berliner Filialleiters der faschistischen Deutschen Film-Vertriebs-GmbH bekleidet, die zur UFA gehörte. Zusammen mit einem gewissen Walter Klinger aus Hollywood verlieh Kubaschewski nach 1945 die ersten Filme, vor allem Reprisen aus der Produktion vergangener Jahre. Der erzielte Gewinn ging in die Millionen. Kubaschewski war klug genug, sich nicht selber einen Filmverleih aufzubauen. Das tat seine Frau. Er mit den guten Verbindungen zu den Amerikanern, knüpfte die Beziehungen und gab die richtigen Tips. Später wurde er der Verantwortliche des Warner-Brothers-Verleih und dann, von 1959 bis zu seinem Tode, Direktor der Bavaria in München. Ilse Kubaschewskis Gloria-Verleih entwickelte sich zu einer der größten Verleihfirmen in Westdeutschland. Die Spezialität dieser Firma waren viele Jahre hindurch minderwertige Heimatfilme“. (Seite 264 in Horst Knietzsch, Film-gestern und heute, Urania Verlag Berlin (Ost), 3. Auflage vom 31.08. 1967)
Das hätte (wenn die Sache richtig gelaufen wäre), alles schon in dem Buch von Peter Pleyer, Deutscher Nachkriegsfilm 1946-1948 (erschienen in Münster 1965) stehen können. Tat es aber nicht. Die Mauer zwischen Ost und West hat offensichtlich auch bei den westdeutschen Filmhistorikern zu einem Brett vor dem Kopf geführt und so wurde Horst Knietzsch, Film – Gestern und heute, Berlin (DDR) 1967, (S. 264) nur von Dr. Klaus Kreimeier, Kino und Filmindustrie in der BRD, Scriptor Verlag, Kronberg Ts, 1973 zitiert und das auch nur einmal und auch nur, ohne den Autor zu nennen. In dem Ufa Buch von Klaus Kreimeier (erschienen im Carl Hanser Verlag) fehlt das entsprechende Zitat. In der westdeutschen Filmliteratur finden sich ebenfalls Hinweise auf Hans Kubaschewski und seine zweite Karriere in der BRD.
Allerdings nur in einer Fußnote (sehr klein gedruckt) in dem Buch von Georg Roeber und Gerhard Jacobi, Handbuch der filmwirtschaftlichen Medienbereiche“, Verlag Dokumentation, Pullach bei München 1973. (Gedruckt mit Unterstützung des Bundesministerums des Innern) und zwar auf: Seite 11, Fußnote 168: “Die ursprüngliche Bezeichnung war „Amerikanischer Filmverleih“. Der amerikanische Leiter war Sgt. Klinger (früher Wien); ihm stand Hans Kubaschewski Bezirksvertreter der Deutschen Filmvertriebsgesellschaft in Berlin) als Deutscher zur Seite. Kubaschewski wurde später Deutschland-Chef des Warner Brothers-Filmverleih und war anschließend Geschäftsführer der reprivatisierten Bavaria Filmkunst.“Seite 111: Fußnoten “Im 2. Abschnitt: “Das Besatzungsregime”(1973!!)“b) Verleih: Um den im Lizensierungsverfahren fallweise wieder geöffneten Filmtheatern Filme zuzuführen (167), wurde bei Information Control Division auf dem Bavaria-Gelände eine eigene Verleihorganisation unter der Bezeichnung ”Allgemeiner Filmverleih” (AFI) (168) gegründet. Über die nach Abzug der Vertriebsausgaben verbliebenen Auswertungserlöse verfügte OMGUS Berlin (Anmerkung 170).“Die Auszahlung der Produzentenanteile an die Hersteller solcher Filme blieb einem späterern Zeitpunkt überlassen.“ (Anmerkung 171). Warum die Autoren Dr.Georg Roeber und Gerhard Jacobi diese wichtige Information in den Fußnoten verstecken und die Militärregierung 1973 als „Besatzungsregime“ bezeichnen, hat viel mit ihrer eigenen Biografie zu tun.
Biografie: Sergeant Walter Klinger geb. 12. Mai 1912 in Wien, geflüchtet in die USA, Vater: Adolf Klinger, Mutter: Julias Bellak Klinger 1929 bei Warner Broth später bei Metro Goldwyn Mayer Wien/Berlin. Später in Wien (?) in der Werbeabteilung von Warner. Am 22. September 1935 Heirat mit Hertha Bley Wien. (Im März 1938 marschiert die Deutsche Reichswehr in Österreich ein , sie nennen es Anschluss). Ehepaar Klinger flieht im Juni 1938 in die USA. 1941 Einbürgerung. Kam 1945 als Sergeant der US Army zurück nach Deutschland. Filmoffizier. Zusammenarbeit mit Hans Wilhelm Kubaschewski, den er vor 1933 in Deutschland kennengelernt hatte. Gründung des “Amerikanischer Filmverleih“ (später Allgemeiner Filmverleih genannt: Gestorben am 15. März 2003 Camarillo/California. Die beigefügte PDF Biografie hat er selbst geschrieben und ins Internet gestellt. Seine Zeit in Deutschland nach dem Krieg beschreibt er nur unvollständig.
(Zeichen 2.733)
Abschrift aus der „Die Neue Zeitung“ 7. Januar 1953 (Nr. 5. auf Seite 5) „Briefe an die ‚Redaktion“ Die Synchronisation war minderwertig Ihre Kritik des Filmes »Casablanca« ( Ingrid Bergman, Bogart) bedeutete eine schlechte Note für die Künstler, die diesen Film schufen. Dies ist ― von ihnen sicher ungewollt ― eine Ungerechtigkeit, weil nämlich der Originalfilm von dem in Deutschland gezeigten Streifen erheblich abweicht und fast in jeder Hinsicht gut ist. Bezüglich der deutschen Fassung gehe ich mit ihrer Kritik in weitem Ausmaß einig, man müßte jedoch nicht den Film sondern die Synchronisation „verreißen“. Ganz offensichtlich haben die Synchronisatoren Angst gehabt, die ursprüngliche Fassung zu bringen. Da nämlich dieser Film eine ausgesprochen propagandistische Tendenz aufweist und wahrscheinlich noch vor dem Kriegsende gedreht wurde, kann man über seine Eignung für den deutschen Markt sehr geteilter Meinung sein. Gerade die Szenen, welche dem Film den berühmten roten Faden geben, sind herausgeschnitten, was übriggeblieben ist, ist tatsächlich nicht einmal ein Torso, sonder eine Verballhornung und ein Mißbrauch großen Namen und angesehener Künstler.Sicherlich ist der Film heute in seiner ursprünglichen Form überaltert, wahrscheinlich sogar deplaciert. Er bot aber seinerzeit ein gutes Beispiel unaufdringlicher Propaganda gegen einen Feind der Menschheit ― den Terror. Man müßte also eigentlich den Kritikern neben der synchronisierten die Originalfassung zeigen. Dr. Helmut Daum Freiburg
Hans Wilhelm Kubaschewski (UFI Konzern und nach dem Krieg Generaldirektor von Warner Broth. Deutschland)
»Die Neue Zeitung« vom 24./25. Januar 1953, Seite 5 Briefe an die Redaktion Conrad Veidt wurde herausgeschnitten Zu dem Leserbrief „Die Synchronisation war minderwertig“ (Nr. 5) möchte ich darauf hinweisen, daß es ohne weiteres möglich gewesen wäre, den Bergman-Bogart-Film in seiner ursprünglichen Form auch in Deutschland zu bringen.. Die deutsche Fassung weist sehr starke Striche auf. So ist beispielsweise die Rolle des Conrad Veidt, der einen deutschen Offizier spielt, völlig herausgeschnitten und dem Film auf diese Weise vollkommen das dramaturgische Salz genommen worden. Ich habe, als ich die deutsche Fassung sah, an die Verleihfirma geschrieben und gefragt, warum dies geschehen sei. Ich erhielt von ihr folgende Antwort: “ . . . Der Film »Casablanca« wurde im Jahre 1942 gedreht, und da er in seiner Originalfassung nicht mehr zeitgemäß und nicht zur Vorführung in Deutschland geeignet war, haben wie bei der Synchronisation des Filmes verschiedene Schnitte vorgenommen, bevor der Film der Freiwilligen Selbstkontrolle vorgelegt wurde. Da »Casablanca« zu einem der eindrucksvollsten Bergman-Filme gehört, wollten wie diesen Film dem deutschen Publikum nicht vorenthalten und haben uns deshalb zu dieser deutschen Neufassung entschlossen.“ Die Haltung der Verleihfirma in Ehren ― aber unter diesem Umständen sollte sie lieber auf die Vorführung des Filmes verzichten. Ich glaube, es ist kein guter Dienst am deutschen Filmpublikum, wenn man es in dieser Weise unterschätzt.“ Dr. Kurt Joachim Fischer, Heidelberg. Die beiden Briefe aus »Die Neue Zeitung« verdanken wir dem Altarchiv des Deutschen Bundestages aus Bonn. Herbert Fleischhauer hat sie gefunden.
und um die Frage auch gleich zu beantworten: Ich glaube nicht. Dieses Haus hat eine unselige Geschichte, die leider bei der Umbennung in „Helmut Schmidt Haus“ vergessen wurde. Sie beginnt mit dem NSDAP Gauleiter Karl Kaufmann, der sich „Reichsstatthalter“ nannte. Ein Verbrecher, der dieses Haus erbauen ließ. Karl Kaufmann musste sich niemals für seine Verbrechen vor Gericht verantworten. Bis zum Kriegsende erschien hier die Tageszeitung der NSDAP, das „Hamburger Tageblatt“, dessen Herausgeber Karl Kaufmann war. Geschichte kann man nicht verstecken. Auch nicht hinter goldenen Buchstaben. Ein Hinweisschild auf die Geschichte dieses Hauses würde dem Gebäude gut tun. Oder sollte es nur vergessen worden sein?
Jens M., Brief an meinen Neffen Helmut Schmidt und die Bundeswehr 23. 11. 2015
Hallo Jörg, soll ja keiner später behaupten, ich wäre starrsinnig immer bei meinen Ansichten geblieben und hätte die nicht überprüft. Eben war die Staatstrauer, die lächerliche, hier zu Ende, da habe ich mir noch mal die Zeit genommen, um zu überprüfen, ob ich in Hinblick auf H. S. wirklich so falsch liege, wie Du behauptest. Ich habe mir also noch mal die Broschüre (übrigens mit einem Vorwort von Dr. Wilhelm Drexius (Senator) – der eine ganz üble Figur war, aber davon ein andermal. Bestimmt schlimmer als dein Opa, der hat in der Gesundheitsbehörde in der Nazi Zeit “gearbeitet” und sehr früh und auch ohne Not des Befehles, in “Alsterdorf” dafür gesorgt, daß die behinderten Kinder ins Gas gekommen sind, (der Staatsanwalt Dr. Dietrich Kuhlbrodt hatte ihn mal am Haken) . . . also in der Broschüre habe ich noch mal nachgesehen, zu welcher Zeit, die ersten Warnungen kamen.
16. Februar 8.45 Uhr Erste Sturmflutwarnung für die Nacht.
10.00 Uhr Tiefbauamt löst Alarmstufe II aus.
11.00 Uhr DHI warnt die Nordseeküste vor schwerer Sturmflut, Rundfunk übernimmt die Nachricht. Die Hamburger Feuerwehr wird durch Fernschreiben an alle Wachen alarmiert.
11.30Uhr Orkanwarnung an alle Feuerschiffe
12.30 Uhr Alarm für Bereitschaftspolizei, die Schutzpolizeischule, Orkanwarnung an die Schutzpolizei. (Das war schließlich die Behörde, der dieser Helmut Schmidt vorstand). Auch Fernsehen gab es damals schon.
13.00 Uhr Bezirksamt Harburg gibt Alarmstufe III, Bergedorf II
13.30 Uhr Das Standortkommando wird auf einen möglicherweise erforderlichen Katastropheneinsatz hingewiesen.
14.05Uhr Befehl an die Polizeigruppen West und Süd Einsatzstäbe bilden, Geschwindigkeitskontrollen abbrechen, auf Geschäftszimmerpersonal zurückgreifen.
17.25 Uhr Warnung an die Abonnenten des Sturmwarndienstes, Feuerwehr, Wasserschutzpolizei, THW, HEW, u. a. Diese Warnung wird laufend über Polizeifunk verbreitet.
20.33Uhr Warnung über Rundfunk NDR Mittelwelle sehr schwere Sturmflut
21.00 Uhr Die Abteilung Wasserwirtschaft erhält die Meldung über das Hochwasser in der Nacht, das für
3.46Uhr Uhr (Sonnabend 17.2.1962) eine Höhe von 4,70 m über Normalnull erwarten läßt. Darauf hin wird die höchste, nach dem Alarmkalender erst für Wasserstände über 4,70 m vorgesehene Alarmstufe gegeben.
21.45 Uhr Wiederholung der Rundfunkwarnung.
22.15Uhr Wiederholung der Warnung über das Fernsehen (Tagesschau) usw.
0.10 Uhr Die Polizei alarmiert mit Blaulicht, Sirenen und Lautsprechern die Wilhelmsburger Bevölkerung.
Der Polizeisenator trinkt sich einen in Berlin. Als Helmut Schmidt die Bundeswehr mobilisiert, sind 300 Personen aus Wilhelmsburg schon ertrunken. Und zwar vorwiegend die, die in Laubenkolonien gewohnt haben. Darunter die fünf Kinder der Familie Bennewitz aus Waltershof: Brigitte (4 Jahre), Christa (5 Jahre), Angelika (7 Jahre), Holger (8 Jahre) und Rüdiger (9 Jahre). Ich war damals tatsächlich erst 15 Jahre alt und meldete mich freiwillig, wurde aber nicht genommen, weil die Eisenbahngleise und die Straßen von Bergedorf nach Hamburg unterspült waren, sodaß man nicht in die überschwemmten Gebiete kam. Und du warst erst zwei Jahre alt. Anbei noch das Foto von den nicht gebrauchten Gittern. Das mußte doch noch mal geschrieben werden. Jens
Zehn Jahre haben wir nach einem Foto des Täters gesucht, der damals die Enteignung der jüdischen Kinobesitzer in Hamburg (Henschel Film- und Theaterkonzern >Schauburg Kinos<, Thalia Kino, Waterloo, Kurbel Nobistor u.a.) maßgeblich organisiert hat. Dann haben wir seinen Wohnort gefunden. In Hamburg in einer großen Villa an der Elbchaussee 454 (Vor 1951 Nr. 99) und anschliessend in Kampen auf Sylt. Beerdigt ist er auf dem Friedhof St. Severin in Keitum auf Sylt. Ein hübsches Grab mit Blick auf die Nordsee. Einfach ein wenig zu spät zum Suchen. Aber vorher hatte niemand gesucht. Anmerkung 2017. Auf dem gleichen Friedhof liegt auch Heinz Friedrich Reinefarth. Todestag 7. Mai 1979. Letzte Wohnanschrift Stadumstrasse 43, 2280 Westerland
Alte Postkarte Lerchenweg 5. Kampen auf Sylt. Wohnsitz von Richard Adam bis zu seinem Tode (Villa Paradieschen) am 26. November 1967. Die Villa wurde 1968 nach dem Tod seiner Ehefrau Hanni Adam (geb. Seim) (25. Januar 1968) verkauft. Die beiden Pudel (schwarz), die den Tod des Ehepaar Adam überlebten, wurden eingeschläfert. Es stellte sich heraus, dass sie laut Stammbaum nicht reinrassig waren. Das war sicher in Richard Adams Sinne.
Kampen Sylt. Lerchenweg 5. Bis 1968 im Besitz von Richard Adam und seiner Ehefrau Hanni Adam. (Richard Adam war Kinobesitzer in Kiel, Capitol Lichtspiele, Am Dreiecksplatz 1, 881 Sitzplätze, ausgestattet mit zwei Bauer B 8 Maschinen)
Wir wissen nichts! Wir kennen keinen Adam! Da kann ich ihnen keine Auskunft geben! Der hat sich hier nicht angemeldet! Das darf ich Ihnen nicht sagen. So lauten die Antworten, die ich bekomme. Zum ersten Mal erfahre ich von einem gewissen Adam in einem Brief aus Brasilien. Der gewisse Adam, so schreiben die Deutschlandflüchtlinge von 1936, ist der Mann, die treibende Kraft der Nazis, der den Hamburger Kinobesitzern ihre Existenzgrundlage genommen hat. Der dafür sorgte, dass der Führer in Hamburg etwas zu verschenken hatte. Kinokonzerne an gute Deutsche. Gute Deutsche nannten sich Arier.
Da ist es kein Wunder, das sich keiner mehr an Richard Adam erinnern will. Denn geschenkt ist geschenkt, wiederholen ist gestohlen, verrät der Volksmund. Niemand will hören, dass die Geschenke des Führers gestohlen waren. Da halten sie fest zusammen, die guten Deutschen von damals und die Kinder der guten Deutschen von heute. Die wollen das Diebesgut lieber behalten. Und sich nicht an die Zeiten erinnern, als ihre Eltern über Nacht reich wurden. Noch die Tatsache, dass die Geschenke des Führers schon bald in Trümmern lagen, dient ihnen als Entschuldigung.
Ein Zufall führt mich 1988 auf die Spur von Jeremias Henschel und seinen Kinos. Sie haben zwar viele Menschen und viel Papier verbrannt diese deutschen Nazis. Aber alles konnten sie nicht beseitigen. Zeit und Rohstoffe reichten nicht aus.
Übrig geblieben sind z. B. die Reichskinoadressbücher. Die von 1930 bis 1941 erschienen waren. Da tauchen jene Kinos auf, deren Verschwinden dann niemand bemerkt haben will. Die Kinos des Jeremias Henschel und eine Firma gleichen Namens: Der Henschel Film- und Theaterkonzern. Schon möglich dass das Eine mit dem Anderen zu tun hat.
Ich suche Zeugen, die etwas wissen. Ich finde welche, doch die wissen lieber nichts. Fünfzig Jahre hat schließlich niemand gefragt. Warum jetzt antworten? Die Menschen wurden vergast, erschlagen. Sie sind verhungert, sind geflüchtet. Nur wenige jüdische Menschen entkamen der Vernichtung.
Es gibt Papiere. Die sind schwer zugänglich. Auf Mikrofilmen. In irgendwelchen Archiven. Schwer zu finden. Zur systematischen Suche fehlt die Zeit.
Es ist eigentlich nicht die Zeit, die fehlt. Doch der Zeitgeist hat Anderes im Sinn. Größeres. Schließlich muss noch die Sekretärin, der Gärtner und der Schäferhund des Führers befragt werden. Ja, richtig. Und Kunstmaler war der Mann ja auch. Postkarten hat er gemalt.
Das ist der Stoff aus dem die Träume sind. Die Opfer? Langweilig. Juden hatten wir schon mal, sagt der Fernsehredakteur. SFB heißt der Sender. “Sender Freies Berlin“ zergeht mir auf der Zunge. Dunkel war mir in Erinnerung, das es an der dffb (Deutsche Film und Fernsehakademie Berlin GmbH) in Berlin die Mikrofilme zweier Tageszeitungen gab, die sich ausschließlich mit Kino beschäftigten.
Die Lichtbildbühne (LBB) und der Kinematograph. Ich fing mit der Lichtbildbühne an und stellte zu meinem Schrecken fest, dass sie sechsmal in der Woche erschienen und dabei recht umfangreich war.
Nach drei Wochen bin ich dann soweit. Bereit aufzugeben. Keine meiner Spekulationen hat sich bestätigt. Keine Information über den Verbleib dieser Kinos oder dieser Kinokette. Warum sollte auch eine Berliner Zeitung etwas über Hamburger Kinos bringen? Nach der Berliner Lesereise kann ich nicht einmal behaupten, das das Verschwinden dieses Henschel oder seiner Kinos etwas mit der Judenfeindlichkeit der Nazis zu tun hat.
Ich verlege meine Suche auf Jahrestage. Die Zeit vor meinem Hiersein hat davon jede Menge. Führers Geburtstag. Der Tag von Sedan. Die Ermordung des Prinzen in Sarajevo. Der Matrosenaufstand. Eisenstein in Deutschland. Die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler. Die Reichskristallnacht. Der Reichstagsbrand. Und dann finde ich doch etwas. Mit Glück. Mein Glück ist, das einer dieser Kinobesitzer des Henschel Film- und Theaterkonzerns an dem Tag zu Grabe getragen wird, an dem der senile Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler ernennt. >Machtergreifung< haben die Nazis es genannt und noch heute ist dieses Wort Umgangssprache. >Sonderbehandlung< ist verschwunden. Das war ihr Wort für Mord. Wenn sie wieder Jemanden umgebracht hatten.
Bleibt nur festzustellen, das es manchmal hilfreich ist, dass Ereignisse, die augenscheinlich nichts miteinander zu tun haben, oft in der gleichen Zeitung stehen. Die beiden Ereignisse haben, so denke ich damals, nichts miteinander zu tun. Was sich erst viel später als Irrtum herausstellt. Der Nazi Richard Adam und der Henschel Film- und Theaterkonzern.
Ein 90 Zeilen Nachruf in der Licht Bild Bühne (LBB) vom 30. Januar 1933: „Hermann Urich-Saß zum Gedenken. Wie im größten Teil unserer Sonnabend Ausgabe mitgeteilt, ist Hermann Urich-Saß am Freitag Abend im blühenden Alter von 45 Jahren einem Herzschlag erlegen . . . “ und endet mit: “ . . . Seine Beerdigung findet heute Montag, den 30. Januar, 3 Uhr nachmittags, in Hamburg-Ohlsdorf auf dem Israelitischen Friedhof statt.“
Auf Seite eins der Lichtbildbühne (LBB) ein Leitartikel unter der Überschrift: „Die neue Reichsregierung und der Film. Es ist nicht die Aufgabe eines Fachblattes, diese tief einschneidende Entscheidung in der deutschen Geschichte nach ihrer politischen Seite zu erörtern“ . . . und weiter . . . “ . . . das rege Interesse, das die NSDAP häufig für die wirtschaftlichen Nöte des Lichtspielgewerbes bekundet hat. Hier wird jetzt Gelegenheit zum Handeln sein.“
(Erst 2018 erfahre ich: Die LBB gehört Karl Wolffsohn. Einem jüdischen Verleger, dem die Zeitung, die auch die Reichskinoadressbücher herausgibt, weggenommen – arisiert – wird. Dem die Flucht nach Israel gelingt. Der überlebt. Der nach dem Krieg zurückkehrt und bis zu seinem Tode Prozesse vor deutschen Gerichten für die Rückgabe seines Eigentums führt. Auch zwei große Kinos gehörten dazu. Die Lichtburg in Essen. Die Lichtburg in Berlin. Das Ende des Prozesses erlebt er nicht mehr. Die Lichtburg in Essen ist immer noch das schönste und größte Kino in Deutschland. Die Lichtburg in Berlin wurde nach dem Krieg erst umbenannt in Corso Kino und dann abgerissen.
Wir sind bei dem Obernazi Richard Adam. Er ist seit dem 1. Dezember 1931 Mitglied NSDAP und wartet nun schon fast zwei Jahre auf „seine Gelegenheit zum Handeln“. Eine seiner Handlungen wird die Enteignung der jetzigen Besitzer sein. Das ist die Art seiner Partei, die wirtschaftlichen Nöte des Lichtspielgewerbes zu beseitigen. Indem man sie den Eigentümern weg nimmt.
Wieder habe ich Glück. Juden beerdigen ihre Toten für alle Zeit. Nicht so wie die beiden christlichen Staatskirchen, die bereits nach fünfzig Jahren die Totenruhe für beendet erklären.
Ich suche auf dem jüdischen Teil des Ohlsdorfer Friedhofs. Alles fein säuberlich voneinander getrennt. Christen und Juden liegen zwar in gleicher Erde, aber getrennt durch einen hohen Zaun. Jeder Friedhof mit einem eigenen Eingang. Der Friedhofsangestellte zeigt mir die Grabstelle von Hermann Urich-Sass. Ich schreibe einen Brief an die, die für die Grabstelle sorgen und bezahlen. Deren Namen ich nicht kenne. Kaum vorstellbar, das die Grabstelle gepflegt wird, ohne das jemand für die Pflege bezahlt.
Schließlich sind wir in Deutschland. Meinen Brief mit meinen Recherchen und Fragen gebe ich zur Weiterleitung an die Jüdische Gemeinde und denke: Ende der Veranstaltung. Sackgasse. Aus.
Doch nach einigen Wochen kommen tatsächlich Antworten aus Brasilien, Mexiko und den USA. Es handelt sich um die Söhne der beiden ehemaligen Eigentümer, Hugo Streit und Hermann Urich-Sass, denen die Flucht nach Übersee gelungen ist.
Die Söhne von Hugo Streit: Carl Heinz Streit und Rolf Arno Streit geben ausführlich Antwort über den Konzern ihres Vaters und ihres Onkels. Es stellt sich heraus, das beide Herren Töchter von Jeremias (James) Henschel geheiratet haben und den Kinokonzern nach dem Kinopionier und Schwiegervater Jeremias Henschel, der sich selber James nannte, benannt haben.
Bereits im ersten Brief vom 17. August 1989 weisen Carl Heinz Streit und Rolf Arno Streit darauf hin, das ein Mensch mit Namen Adam „der Obernazi“ die Enteignung der Henschel Kinos – von den Deutschen Nazis auch Arisierung genannt – maßgeblich betrieben hat. Sie wissen, das die von den Nazis eingesetzten „neuen Inhaber“ Paul Romahn und Gustav Schümann mit diesem Obernazi Adam zusammen seit 1946 in Kiel ein Kino betreiben. Es handelt sich um das Capitol Kino, das 1937 von Romahn und Schümann „übernommen“ wird. 1931 ist die Nordfilm-Theater GmbH Betreiberin dieses Kinos.
Die Teilhaberschaft von Adam (Bis 1945 Funktionär der NSDAP in Hamburg) haben Gustav Schümann und Paul Romahn in dem sog. „Wiedergutmachungsverfahren“ vor dem Landgericht in Hamburg zugegeben. Leider haben sie in Brasilien außer dem Nachnamen keine weiteren Daten über diesen Menschen.
Die Akte aus dem Wiedergutmachungsverfahren darf ich nicht einsehen. Ich weiß nicht einmal, ob es ein Wiedergutmachungsverfahren gegeben hat. Geschweige denn eine Akte.
Ich verbringe einen Tag im Kieler Stadtarchiv ohne wirkliches Ergebnis. Das Kieler Adressbuch Jahrgang 1938/39 nennt zwei Adam mit weiblichen Vornamen und zwölf Adam mit männlichen Vornamen. Ob der gesuchte Adam dabei ist, kann ich nicht beurteilen.
Es soll in Kiel einen Menschen geben, der alles über die Kieler Kinos weiß. Horst Reimers. Ich telefoniere mit ihm. Es macht den Anschein, als ob er wirklich jede neue Tapete kennt, die in den letzten hundert Jahren in einem Kieler Kino gewechselt wurde. Aber einen Kinobesitzer Adam? Nein. Davon weiß er nichts. Nein, nie gehört.
In seinem Buch, das einige Jahre (1999) später erscheint, sind dann auch die Tapeten der Kinos ausführlich beschrieben. Von ehemaligen Besitzern, denen die Kinos in der Nazi Zeit weggenommen wurden, keine Spur. Ja, man hat schon davon gehört das Kinos von Juden verkauft wurden. Der Kinobesitzer August Scepanik, der im Alter von 82 Jahren 1974 in Kiel stirbt, hat auch einmal so ein Kino von einem Juden gekauft. Ganz am Anfang. 1935.
In den Zeitungsausschnitten aus den Kieler Nachrichten ist von diesem Kino nicht zu lesen. Nur davon, wie fleißig er in seinem Leben war. So fleißig wie seine Bienen: „Er hat die Chancen seines Lebens durch praktisches Zupacken genutzt.“ schreiben die Kieler Nachrichten am 30.04.1974. Vermutlich war es die Anzeige, die dieser Kinobesitzer am 1.1. 1936 in der Zeitung (KNN) aufgegeben hatte: „Kaiserkrone jetzt in arischem Besitz und unter arischer Leitung“ eine dieser Chancen seines Lebens, die er durch praktisches Zupacken genutzt hat.
Als ich 1993 meinen Dokumentarfilm über die Henschel Kinos fertigstelle, bin ich in Sachen Adam nicht viel weiter gekommen, als sich eine Studentin der Universität Hamburg bei mir meldet, die an einer Magisterarbeit „Kino unterm Hakenkreuz“ arbeitet.
Gerti Keller findet heraus, dass der Mann Richard Adam heißt und in Hamburg ein Amt bekleidet hat. Er ist der Landeszellenleiter der Landesfilmstelle Nord der NSDAP und Goebbels direkt unterstellt. Mit diesen Daten ist es möglich, im Berlin Document Center, das 1993 noch den USA unterstellt ist, die NSDAP Mitgliedsunterlagen von Richard Adam und damit auch Geburtsdatum und Wohnort herauszufinden.
Als ich nach drei Jahren endlich im Landgericht die sog. „Wiedergutmachungsakte“ von Manfred Hirschel zu Gesicht bekomme, fallen mir fast die Augen aus dem Kopf. Dort taucht der Obernazi Richard Adam als Zeuge dafür auf, dass es dem jüdischen Kinobesitzer Manfred Hirschel schon vor Beginn der Nazizeit wirtschaftlich sehr schlecht gegangen ist und die übernehmenden Arier – C(K)lara Esslen und Heinrich (Heinz) B. Heisig „nichts wiedergutzumachen hätten“. Es sind zwei Anschriften von Richard Adam angegeben. Elbchaussee 99 und Kampen auf Sylt. In der Akte befindet sich ein Schreiben von Richard Adam an das Gericht in Hamburg: „Ihre Zeugenvorladung in obiger Angelegenheit (Hirschel 1./1. Esslen) vom 17. Juli mit dem Poststempel vom 23. Juli erreichte mich heute hier in Kampen a. Sylt, wohin ich seit einiger Zeit meinen Wohnsitz verlegt habe. Ich bin gerne bereit, als Zeuge zu erscheinen, mache Sie jedoch darauf aufmerksam, dass mir dadurch an Fahrtkosten 2.Kl. Eisenbahn DM 54.20 entstehen. Ich bitte Sie, mir diesen Betrag rechtzeitig vorher zuzusenden und zwar an die Adresse Richard Adam, Kampen a. Sylt. Ich sehe Ihrer entsprechenden Nachricht entgegen. Hochachtungsvoll. Richard Adam.“ Eingangsstempel beim Gericht 27.7. 1951. Immerhin hat der Mann nicht unterschrieben wie früher immer.
Ich schreibe an Richard Adam. Die Post kommt nach einiger Zeit mit dem Vermerk: „Anschrift ungenügend“ zurück. Inzwischen habe ich weitere Daten über diesen Richard Adam aus Berlin Document Center (jetzt Bundesarchiv), dem ich auch erst begründen muss, warum denn diese Daten gebraucht werden. Ich schreibe an das Landratsamt Westerland und bitte um eine Meldeauskunft. Diese – so wird mir mitgeteilt – kann nicht erfolgen – wegen Datenschutz. Auch in der Elbchaussee vom Ortsamt Blankenese wird keine Auskunft erteilt. Nicht einmal die neue Nummerierung wollen sie mir mitteilen. Das unterliegt dem Datenschutz – ist die flotte Antwort.
Richard und Hanni Adam haben keine Kinder. Als Hanni Adam (geb. Seim) am 25. Januar 1968 stirbt, wird Kurt Hoekstra aus Husum mit der Nachlassverwaltung beauftragt. Am 25. Mai 2010 telefoniere ich mit Husum.
Da gibt es einen, der sich daran erinnert. Helmut Hoekstra. Der Nachlassverwalter war sein Onkel Kurt. Er selbst war damals 11 Jahre alt. Er war bei der Auflösung der beiden Häuser dabei. >Ein großes Haus an der Elbchaussee und ein anderes in Kampen auf Sylt.< Wurde alles in Container weggeschmissen? >Nein, die Sachen wurden aufgeteilt, das muss ein kompliziertes Verfahren gewesen sein. Es gab Verwandte aus Chemnitz, das damals noch Karl Marx Stadt hieß<. Er erinnert sich an eine Familie Ludwig. >Meine Tante muß das noch wissen. Die ist jetzt über neunzig aber noch ganz rege im Kopf. Ich bereite sie auf ihren Anruf vor.<
Am 2. Juni 2010 telefoniere ich mit Mary Hoekstra. Sie hat noch ein Foto von dem Haus in Kampen gefunden. Von dem Richard Adam hat sie kein Foto. Die Postkarte von dem Haus schickt sie mir. Ob sie ihn beschreiben kann? >Der war ziemlich korpulent. Die waren Hundenarren. Sie hatten zwei schwarze Pudel, die hatten sie überlebt. Es stellte sich aber später heraus, die waren nicht reinrassig. Ich hab den Mann ja erst 1964 kennen gelernt. Wer sind denn sie eigentlich?<
Ich habe einen Film über die jüdischen Kinos in Hamburg gemacht. 1990 habe ich einen der Söhne in Brasilien kennengelernt, der mir von diesem Adam erzählt hat. Der hat die Enteignung betrieben. >Ich wusste von dem nur, dass er ein Kino in Kiel hatte.<
Friedhof St. Severin in Keitum. Eingang zur Kapelle.Elbchaussee 454 (wird zurzeit -2018- gerade zum Verkauf angeboten)
Anzeige aus den Kieler Neuste Nachrichten (KNN) vom 1.1. 1936 Capitol Kino in Kiel, Am Dreiecksplatz (1952 Dreieckplatz 1). 1937 sind die neuen Besitzer: Paul Romahn und Gustav Schümann. 1946 wird Richard Adam Teilhaber des Capitol Kino von Paul Romahn und Gustav Schümann. 1963 kauft August Szepanik das Kino. Neuer Name: Studio Kino. Foto gemeinfrei cc Lizenz.
Studio Kino (ehemals Capitol Kino). Foto Jens Meyer. 13. Februar 2018. Der Eingang wurde in die Wilhelminenstrasse 10 verlegt. Der Platz (1937 Am Dreiecksplatz 1) wurde umbenannt in Dreieckplatz. Adam, Romahn und Schümann, die Betreiber, die 1937 das Kino „übernommen“ hatten, sind vor einigen Jahren verstorben. Paul Romahn 1954, Gustav Schümann 1957, Richard Adam 1967. Inselbahn Sylt Foto Jens Meyer
Foto Willi Beutler. Das Foto entstand am 9. Juli 1938, nach 8.10 Uhr. Die Patria (Vaterland) wurde bei der Deutschen Werft Finkenwerder für die HAPAG gebaut. Stapellauf war am 15. Januar 1938. Die Probefahrt fand am 12. Juli 1938 (Norwegen) statt. Am 17. Juli 1938 war die Jungfernfahrt.
Aus dem Bericht des Seeamtes: „Dockarbeiter Wilhelm Gries ertrunken. Am 9. Juli 1938, gegen 8.10 Uhr, ist das Dock III der Deutschen Werft in Hamburg beim Eindocken des Elektroschiffes “Patria” nach der Stromseite bis auf etwa 36 Gr. übergekränkt. Hierbei fiel das Schiff gegen die Deckwand, die leichte Beschädigungen erlitt. Das Schiff blieb unbeschädigt bis auf leichte Einbeulungen, durch welche die Seefähigkeit nicht beeinträchtigt worden ist. Durch Kanten des auf dem Grunde wurde ein weiteres Krängen verhindert. Mit Hilfe der herangeholten Pumpendampfer der Feuerwehr gelang es die an der Landseite zu fluten und dadurch das Gleichgewicht wiederherzustellen. Beim Verlassen des Schiffes übers Dock haben mehrere Mitglieder der Besatzung Verletzungen erlitten. Ferner ist der Dockarbeiter Wilhelm Gries ertrunken. Der Unfall ist durch den Einbruch mehrerer Kimmpallen in die Tankdecks verursacht worden. Das derzeit in der Dockwanne befindliche Wasser ist durch Einbruchstellen in die Tanks der Stromseite gedrungen, und hat auf diese Weise die Schlagseite hervorgerufen. Das Einbrechen der Kimmpallen ist vermutlich auf leichtes Überkrängen infolge einer Bö zurückzuführen, der das fast bis zur Grenze seiner Tragfähigkeit ausgenutzte Dock nicht gewachsen war.” (Seeamt Hamburg 18.7.1938)
Seite
3, Zeile 4: Die Tafel hängt dort seit 1. Mai 1991. Die
Ausstellung fand erst 1992 statt.
Seite 6, Zeile 3: nicht 1992 sondern 1994. Reinhold Sögtrop hatte mit den Interviews nichts zu tun.
Seite
6, Zeile 5: Die Einschätzung, die Jan Johannsen liefert
ist falsch.
Seite
4, Zeile 4: von unten. Geschichtsstudenten müssen
vermutlich den feststehenden Begriff für ihre Magisterarbeit wählen.
Aber nach den Fakten, die wir in den Akten fotografiert haben, hatte
das nichts mit „Wiedergutmachung“ zu tun. Es ist geradezu
eine Verhöhnung der Opfer. Insofern gehört dieser Begriff genauso
in Anführungszeichen wie „Sonderbehandlung“ und
„Arisierung“.
Seite
11, Zeile 15: Die Formulierung falsch „überschrieb seine
Hälfte im März 1918″ richtig muss es heißen „bei Gründung
der GmbH“. Ebenfalls falsch: „und investierte seinen
Gewinn“ richtig: „einen Teil seiner Erlöse“.
Seite
12, Anmerkung 38: Historiker sind sich einig: Das statistische
Jahrbuch von 1934 ist keine seriöse Quelle mehr und sollte deshalb
auch nicht verwendet werden. (auch Anmerkung 39/40)
Seite
16, Zeile 7: Inzwischen wissen wir und können es auch schreiben.
Es war keine Machtübernahme sondern eine Machtübergabe.
Seite 24, vorletzte Zeile: “Könnte“ ist falsch. Es handelt sich um die Capitol Lichtspiele in Kiel am Dreieckplatz.
Seite 26, Dritte Zeile von oben: . . . da gehört dringend der Satz dran:“ . . . ohne jemals vor Gericht zu stehen.“
Seite 47, Zeile 7 : Hermann Urich-Sass nahm sich am 27. Januar 1933 das Leben. (Nicht am 30. Januar). Am 30. Januar 1933 wurde er beerdigt. Und Hitler wurde zum Reichskanzler ernannt. (Wäre das nicht passiert, dann hätte ich nie herausgefunden, dass es sich um jüdische Kinobesitzer handelt, die enteignet wurden.).
Seite 47, Zeile 12: Es sind hier beide Begriffe: verkauft und ausgewandert falsch. Die Verkäufer haben kein Geld bekommen und mussten aus Deutschland fliehen. Zeile 13: Es waren nicht sieben, sondern elf (11) Schauburgen zerstört. Es war nur noch ein Kino übrig von den Kinos, die Hermann Urich-Sass und Hugo Streit 1933 betrieben hatten. Auch der folgende Satz ist falsch, weil die „ehemaligen Inhaber“ tot waren. Lediglich die Henschel Tochter Bianca Kahn geb. Henschel erstritt vor der „Wiedergutmachungskammer des Landgerichts Hamburg“ die Rückgabe einiger enteigneter Grundstücke (mit zerstörten Häusern). Eine „Wiedergutmachung für erfahrenes Leid“ haben sie nicht erfahren. Ich weiß gar nicht wo Jan Johannsen diesen Satz her hat.
Seite
53, Zeile 9: Hier wird ein falscher Zusammenhang konstruiert. Die
James Henschel GmbH hatte mit den Henschels oder den Schauburgen
nichts mehr zu tun (Seit Gründung der GmbH). Zeile 18: Hier hat Jan
Johannsen ganz daneben gehauen. Er hat Rolf Arno Streit nicht
kennengelernt und kann somit die Glaubwürdigkeit des Zeugen schlecht
anzweifeln. Für mich war Rolf Arno Streit der erste Mensch, der
nicht gelogen hat, wie die anderen alle.
Seite
54, Zeile 6: Hier werden Täter und Opfer gegenübergestellt, was
vielleicht Geschichtsstudenten machen müssen, wenn sie gute Noten
haben wollen. Hans Struckmeyer war ein ganz übler Nazi und es ist
kein Wunder, dass er andere Erinnerungen als die Opfer hat. Auch der
SA Mann Paul Romahn hat andere Erinnerungen.
Seite
55, Zeile 21-26 Was Jan Johannsen hier geritten hat, weiß ich
nicht. Aus den Unterlagen geht zwar hervor, daß Geld geflossen ist,
allerdings nicht an diejenigen, denen es zugestanden hätte. Die
Sätze sind zu streichen.
Seite
57, Was Jan Johannsen da geritten hat, weiß ich auch nicht. Ab .
. . „Er musste auf Druck der . . . dass sie anständig gewesen
(S. 58 erster Absatz) ist komplett zu streichen. Da sind verschiedene
Falschinformationen verarbeitet. Zum Verständnis ist wichtig: Paul
Romahn und Gustav Schümann waren beide selbst in hoher Position in
der Reichsfilmkammer, deren Mitglieder sie waren. Das Zitat aus
meinem Interview ist aus dem Zusammenhang gerissen und soll bei Jan
Johannsen belegen, daß es sich um gute Menschen handelte. Das hatte
Rolf Arno Streit nicht gemeint. Er hat nur gemeint, daß diese beiden
Täter niemanden selbst totgeschlagen haben, wie es die anderen SA
Männer gemacht haben. Zeile 15: Jan Johannsen hat die SA
Mitgliedschaft „vergessen“. (Aber vielleicht wusste er damals
auch noch nicht, weil wir ziemlich üble Unterlagen erst bei den
Grundstückspapieren Zirkusweg gefunden haben)
Seite
77, Zeile 12: ist komplett zu streichen. Die Aussagen von
Klara Esslen und Heinz B. Heisig nach dem Kriege sind unglaubwürdig.
Täter und Opfer sind eben nicht gleich.
Seite
91, letzte Zeile: Der Begriff „verkauft“ hat hier
nichts zu suchen.
Seite 92, Zeile 12: Hier irrt Jan Johannsen. Wenn von einem 5 geschossigen Haus nur noch zwei da sind, dann hat das Haus den Krieg nicht „vergleichsweise gut überstanden“. (Oder man müsste schreiben, was der Vergleich ist)
Seite 106, Die Gesprächsprotokolle der Videointerviews sind sämtlich von mir. „Im Besitz des Verfassers“ hört sich etwas merkwürdig an, wo uns doch Jan an anderer Stelle den Unterschied von Besitz und Betrieb erklärt hatte.
3. Mai 2017 Jens Meyer(Korrekturen 24. September 2021)
Bei unseren Recherchen hatten wir uns auf zwei Fragen konzentriert, nämlich 1. ob noch Ansprüche auf Entschädigung für die „Arisierung“, d.h. den Zwangsverkauf des Unternehmens „Henschel Film & Theater-Konzern“ unter Wert bestehen könnten und 2. ob noch Ansprüche auf Entschädigung für Grundstücke der Familien Urich-Sass und Henschel, die diese vor ihrer Flucht aus Deutschland in den Jahren . . . besaßen bestehen könnten. „Henschel / Urich Sass / Streit Bericht von Simone Heller + Martin Klingner“ weiterlesen
links: Manfred Hirschel mit seiner Tochter Eva in Hamburg (1936)
Abschrift (Original weiter unten)
Manfred Hirschel Hamburg, d. 23. Mai 1936 Hegestrasse
An die Devisenstelle Hamburg
Mit der Bitte um Genehmigung zum Zwecke der Auswanderung RM 20.000,– ins Ausland überführen zu dürfen. Es ist wohl die schwerste Entscheidung meines Lebens gewesen durch diesen Antrag den ersten Schritt zu machen, Heimat und Vaterland zu verlassen, um draussen im Ausland für meine Familie den Kampf um das tägliche Brot aufzunehmen. „Manfred Hirschel an den Oberfinanzpräsidenten in Hamburg“ weiterlesen